Wahrnehmung ist zwar subjektiv, aber ich teile diese von Herrn Harnasch, wobei ich ohne Paybackkarte völlig ausgeschlossen war ... Ich “wagte” mich vom Bahnhof Friedrichstraße zum Potsdamer Platz. Bis zum Reichstag Massen - ok, Stimmung naja. zum Tor kam man nicht, klar stauten sich Massen im Ostteil, Musik hörte ich nicht. Nicht mal bei den Stelen kam man vorbei - alles abgesperrt mit gähnender Leere dahinter ... kurzzeitig stieg es in mir hoch, weil kein Durchkommen war, wenn die Mauer wieder wäre, bin ich im Osten und Familie mit Katzen im Westen. —> die Veranstaltung war nichts. Und auch die Stimmung - nix. Nichts im sinne der Freude. Nichts im Sinne der Politik, des Bürgerrechts und auch nichts in Bezug zu den Pogromen. Die “Funzeln”, die hochstiegen, sagten alles.
Schlimm. Schlimm. Da stand er nun, der Herr Harnasch, - mit seinem Presseausweis und wunderte sich über die gähnende Leere auf der Straße. Dabei hätte er nur die Sonnenbrille und die Kopfhörer abzunehmen brauchen und hätte festgestellt, dass sich die ganze Sache auf der anderen, der östlichen Seite des Brandenburger Tors abspielte. Sinnigerweise dort, wo die Wende begonnen hatte. Das mag im Westen, ich vermute Herr Harnasch ist dort aufgewachsen und hat auch seinen Presseausweis von dort, zwischenzeitlich in Vergessenheit geraten sein. Deshalb an dieser Stelle nochmals meine Erinnerung. Die OSSIS haben die Mauer zu Fall gebracht. Zum Glück, muss es Herr H. dann irgendwann doch noch auf die richtige Seite geschafft und festgestellt haben, dass so viele Bürger erschienen waren, dass man Mühe hatte, beide Beine auf den Boden zu bekommen. Jedenfalls erging es mir so. Wohlgefühlt muss er sich aber auch hier nicht haben, denn wer feierlich gestimmte Berliner als Mob bezeichnet, der hat entweder ein emotionales oder aber ein intellektuelles Problem. Und dann noch Silly! Wer ist Silly? Muss man sicherlich nicht wissen, aber wenn man antritt, über die entscheidende Wende in der Geschichte des geteilten Deutschlands zu schreiben, stünde es einem gut zu Gesicht, würde man wissen, dass die auf der anderen Seite der Mauer, schon zu Zeiten der DDR, tatsächlich auch Musik machten und sich nicht nur über die SED ärgerten. Gute Musik. Gemacht auch von einer Spitzenband wie Silly. Nun ja. Ziemlich spät hat Herr H. dann doch noch etwas nach seinem Geschmack gefunden. Ich gönne es ihm. War ein reichlich beschissener, niederschmetternder Tag für ihn, mit blöden Luftballons, die nicht einmal leuchteten. Letzteres stimmt wirklich. Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass der Mob, um im Sprachgebrauch des Herrn H. zu bleiben, nicht nur wegen der missratenen „Luftballonshow“, sondern wegen echten Gedenkens an den Mauerfall, gekommen war. Ist ja bald Weihnachten Herr Harnasch. Da kennen sie sich bestimmt besser aus und werden mehr Freude finden. Ich hoffe, sie gehen hin.
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