Nach dem Rock-Ruck, den AKK als frisch vereidigte Verteidigungsministerin in Deutschland erzeugt hat, gab es nun schon wieder ein vielsagendes Stück Textilpolitik. Diesmal sind zwei Männer unter der Juli-Sonne die Hauptfiguren: die Ministerpräsidenten Kretschmann (Baden-Württemberg) und Söder (Bayern). Die beiden haben beschlossen, der Power-Frau in Berlin die geballte Männer-Power der Südschiene entgegen zu halten. Die zwei Reichen aus dem Süden wollen den Armen im Norden, ob die nun sexy sind wie die Berliner, oder Heidschnucken wie die Niedersachsen, mal daran erinnern, wer die deutsche Wirtschaftsmaschine am Laufen hält.
Neben diesem Süd-Nord-Scharmützel hat sich am Bodensee ganz nebenbei ein parteipolitisches Kämpfchen in textiler Gestalt entwickelt. Bei dem freundschaftlichen Treffen trat der Grüne Winfried Kretschmann im gedeckten Anzug, gutbürgerlich gesteigert durch weißes Hemd und dezente Krawatte kontrastreich neben seinen bayerischen Kollegen. Der CSU-Mann Markus Söder zeigte sich ohne Jackett im blauen, kurzärmeligen Polo-Shirt zur legeren Freizeithose.
Was sagt uns dieser Kontrast politisch? Vielleicht gar nichts. Vielleicht aber doch was. Nämlich dies: Die Grünen, auf ihrem Vormarsch ins bürgerliche Lager, setzen immer mehr auf das Symbol ihrer bürgerlichen politischen Zukunft, auf den Anzug und auf ihren prominentesten Anzugträger. Die CSU, auf ihrer Jagd nach Grünen-Wählern, zeigt sich immer cooler und überholt die Grünen an textiler Lockerheit.
Haben wir am Bodensee eine einmalige Bekleidungs-Konfrontation erlebt? Oder war dies nur der Anfang eines textilen Wahlkampfes? Ich möchte nicht ausschließen, dass demnächst ein CSU-Politiker in Jeans und Sneaker (früher: Turnschuhe) ans Rednerpult tritt, während ihn Vizepräsidentin Claudia Roth im grauen Kostüm zur Ordnung ruft.