Neulich bei unserem tunesischen Schuster. Ein zuverlässiger, fleißiger und immer gepflegt aussehender Mann. Wie er das hinkriegt in seinem Job, weiß ich nicht. Er sah mich also an, übergab mir die reparierten Schuhe und sagte: “Ihr Deutschen könnt nur noch befehlen, aber wir Ausländer arbeiten.” Hm, irgendwie stimmt das zumindest hier in Laim. Sämtliche früheren deutschen Fachgeschäfte sind verschwunden - nur und g´ttlob - die Bibliothek ist noch vorhanden. Dafür ringsherum nun indische, türkische, afrikanische Supermärkte oder Verkaufsstände. Sehr geehrter Herr Geißler, ich lese Ihre “Schrauber-Storys” besonders gern und erinnere mich dabei an meine sozialistischen Bohrmaschinen-Zeiten im Dresdener Vorzeige-Betrieb Pentacon. Die Schule meines Lebens ! so richtig mit Stechuhr, Normerfüllungspflicht, Dreischichtarbeit und anchließen Kaltwasser-Duschkabinen. Man nahm es hin ohne großes Gejammer. Aber heute, du meine Güte, scheint jegliche Arbeit nur noch Qual und Belastung zu bedeuten. Sogar auch bei den Kindern. Nö - bei solcher Haltung kommt die KI wohl gerade recht. Ich bin mal gespannt, wann hierzulande aufgewacht wird
Das ist eine Entwicklung, die es schon des Öfteren in der Geschichte der arbeitenden Bevölkerung gegeben hat. Einige Jobs sind überflüssig geworden, andere sind hinzugekommen. Wenn irgendwann alle journalistisch wertvollen Artikel, SEO-Texte, Werbetexte und Ad’s von der KI geschrieben worden sind, hat man auch wieder einen Einheitsbrei, aus dem es mit emotional getexteten Wortergüssen herauszustechen gilt. Dann fängt das rhetorische Wettrüsten von vorne an. Das Copywriting-Business wird sich zweifellos verändern. Allerdings habe ich die KI nie als Konkurrenz gesehen, sondern arbeite mit ihr zusammen. Ich kann mit ihr meiner Kreativität auf die Sprünge helfen, ein textliches Gerüst aufbauen und dieses mit den menschlichen Aspekten, die einen Text lesenswert machen, spicken. Bisher zweifeln meine Kunden nicht an dem Wert meiner Texte. Und ich denke auch nicht, dass dies in absehbarer Zukunft passieren wird. Aber selbst wenn alle Stricke reißen, kann ich zum Glück auch noch andere Fachkraft-Kompetenzen vorweisen - Server, Computer und alte Autos reparieren sind schließlich nicht so schnell ersetzbar, wie dieser Artikel sehr passend im letzten Satz darstellt.
Kleiner Haken zur Einwanderung geschlagen: Im Fall der Pflege läuft es schon lange nicht mehr ohne, denn, wie erwähnt, es will kaum einer. Schon gar nicht Lena-Sophie Doppelname. Die ist sich viel zu gut, ihr feines Näschen an eine stinkende Wunde zu halten. Da geht sie lieber in die Schreibstube auf dem Amt. Oder macht Projekte. Irgendwas mit Medien. Also importiert man die Azubis halt. C’est la vie, das ist hausgemacht.
Tja, die global nomads, gestern noch der heißeste Scheiß und heute braucht sie schon keiner mehr. Wenn ich mal Zeit habe, dann bedauere ich sie. Bis dahin: versucht es mal mit Arbeit.
“Und das, was man brauche, wolle keiner machen: Pflege, Schrauben und dergleichen” -> und das, obwohl es dafür ganz sicher ü-b-e-r-h-a-u-p-t keine Gründe geben kann. Es muß wohl an der Verdorben- und Boshaftigkeit der zu derartigem Tun Verdamm… Befähigten liegen. Anders ist… anders darf das gar nicht erklärbar sein.
Codeknechte waren an sich immer schon überflüssig. Die Kunst beim “Programmieren” ist das Konzept, nicht das “In Code Meißeln”. Aber die Zeit, als die Schrauber überflüssig wurden ist doch schon Geschichte, wie bei den Schriftsetzern und Buchbindern. Keiner will mehr schrauben? Naja, als Hobby machen das viele noch, aber so beruflich reicht das nicht aus. Selbst die Chinesen schrauben nicht, obwohl sie es viel billiger könnten. Sie drucken oder haben andere Techniken. Schrauben ist Opa. Und Pflegen ist noch nicht mal mehr Opa. Es ist nur noch Oma. Und Transoma natürlich auch. Soviel Zeit muss sein.
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