Ein sehr wohltuender Kommentar und gleichzeitig weist er auf die zur Zeit stattfindende Realsatire “Die volle Härte des Gesetzes” hin: das haben Sie gut beschrieben, Herr Haferburg, nichts als Sprechblasen…...
Sehr geehrter Herr Haferburg, wenn man selbst lange im Knast gesessen hat, möchte man manchmal auch andere Leute im Knast wissen. Ich ertappe mich manchmal selber bei diesem frommen Wunsch nach Gerechtigkeit. Recht aber ist – und ich gehe davon aus, Sie wissen das auch – etwas völlig anderes. Es wird, wie Sie richtig anmerkten, von unabhängigen Richtern gesprochen. Und weil das in diesem Land immer noch relativ gut funktioniert, ist das Urteil, das Sie so in Rage versetzt, auch einfach zu akzeptieren. Man kann das Strafmaß für zu niedrig oder für zu hoch halten, man kann seine Meinung dazu auch öffentlich äußern. Wenn man aber sich SPON anbiedert, wie Sie es meinen tun zu müssen, gehe ich davon aus, dass bei Ihnen die Vernunft für längere Zeit auf Tauchstation gegangen ist und der Gerechtigkeitsduselei ein paar angenehme widerspruchsfreie Stunden genehmigt hat. Was wäre denn das Strafmaß, das Sie zufrieden stellte? Die Höchststrafe für Diebstahl, fünf Jahre? Oder ist Ihnen das Gesetz zu milde? Vielleicht doch die Sharia? Hand ab? Nur - was fangen Sie dann an mit so einer abgehackten Hand? Oder ärgert es Sie, dass die Richterin nur auf einfachen und nicht auf gewerbsmäßigen Diebstahl erkannte? Vermuten Sie nicht auch, wenn Sie dreimal tief durchatmen und mal richtig lesen, dass hier der Staatsanwaltschaft in der Kürze der Zeit die Gäule durchgegangen sind und sie keine Beweise für die Gewerbsmäßigkeit geliefert hat? Ohne Beweise keine Verurteilung durch mich, wird sich die Richterin gesagt haben und hatte mal eben nebenbei bewiesen, dass der Rechtsstaat noch funktioniert! Wer mit SPON fraternisiert, darf sich nicht beklagen, wenn ich ihn frage, ob er noch alle Schüsseln im Regal hat. Einen solch ideologischen Artikel zum unreflektierten Ausgangspunkt eigener unkritischer Überlegungen zu machen, zeugt davon, dass Sie ein richtig guter Deutscher sind, ein Zoni bis auf die Knochen, hartherzig wie man die Deutschen spätestens seit Saul K. Padover´s Lügendetektor kennen und fürchten muss. Es fängt im Artikel von SPON schon damit an, dass die beiden Autoren zwischen einer am 3.1.2016 begangenen Straftat und einer möglichen Anwesenheit der beiden Verurteilten am Kölner Hauptbahnhof in der Nacht vom 31.12.2015 zum 1.1.2016 eine Unmittelbarkeit konstruieren. Wegen welcher anderen Delikte die beiden Angeklagten der Polizei bekannt sind ist im Zusammenhang mit dem Prozess schnurz. Entweder haben die Ermittlungsbehörden rechtskräftige Beweise für andere Straftaten, dann sollen sie diese der Anklage beifügen, oder sie sollen den Sabbel halten. (Hier bei mir im Viertel funktioniert das doch auch: Bekannt als Räuber, Dieb, Hehler, Erpresser u.v.m hütet sich die Polizei mich öffentlich ohne Beweise so zu bezeichnen - sie hätten mit meinen Anwälten keinen Spaß!) “Für uns Polizisten sind solche Urteile vollkommen unverständlich” – kolportieren die beiden SPON-Chargen Diehl und Lehberger den nordrhein-westfälischen Landesvorsitzenden der Deutschen Polizeigewerkschaft, Erich Rettinghaus. Und dieser Rettinghaus stellt „Bezüge zu den Übergriffen an Silvester“ her und mokiert sich deswegen über eine „derart niedrige Strafe“. Dafür gehört er entlassen! Oder befördert! Ein guter Deutscher ist er jedenfalls auch, von dem PEGIDA noch viel lernen kann. Diehl und Lehberger hingegen sollen bleiben wo sie sind. Die Gegner der Demokratie in den staatlichen Institutionen wissen, was sie an den beiden im Speziellen und an SPON allgemein haben. Mit der Lügenpresse haben sie jedenfalls nichts zu tun. Bleibt nur noch, das mit der Milde zu klären. Rettinghaus ist die Richterin und ihr Urteil zu milde, SPON mag den milden Rechtsstaat allgemein nicht und Sie, Herr Haferburg, vollenden mit dem Hinweis auf die Milde des Gesetzes die unbarmherzige Dreieinigkeit. Es ist ein schönes Land, in dem ich lebe! Ihren Hinweis, dass „Personen, denen bei Ausweisung Tod oder Folter drohen“ nicht abgeschoben werden, verstehe ich so, dass Sie doch ein guter Mensch sind. Sie wollten ja nur mal , vor Kühnheit zitternd wie ehedem Walser, der deutschen Justiz ihre Milde austreiben. Besten Dank dafür nach Paris! Mike Hartwig, Berlin
Es sind mehrere Aspekte. Zunächst die offenkundigen Ablenkungsmanöver der größten Rechtsbrecher (Merkel voran), die jetzt nach dem Rechtsstaat rufen. Dann der Blick auf die systematisch demontierten, desavouierten und kaputtgesparten Organe des Rechtsstaates, insbesondere Polizei und Justiz. Speziell vielleicht noch der Blick auf die Justiz: Verpflichtet zur Anwendung eines unüberschaubar gewordenen Wustes von Regelungen, sind selbst professionelle Rechtsanwender zunehmend nicht mehr in der Lage, Recht korrekt anzuwenden (renommierte Kommentatoren wählen bspw. Beschreibungen wie “Paragrafenmonster” in ihren Werken), und zwar völlig unabhängig von der immer häufiger zu beobachtenden Gängelung durch Obergerichte und die immer häufiger anzutreffende anmaßende Einmischung des Bundesverfassungsgerichts in die Zuständigkeit der höchsten deutschen Fachgerichte. Und schließlich: Ich bin mittlerweile fest davon überzeugt, daß Richterinnen und Richter, Staatsanwältinnen und Staatsanwälte, die - zumindest im Westen - in der 3. Generation in DIESER Demokratie sozialisiert worden sind (grün-moralisierend, diskurs- und diskussionsfeindlich, Primat der Harmonie etc.), für ihre Aufgabe völlig ungeeignet sind, wenn sie mit Mitte/Ende 20 allein aufgrund ihrer Examensergenisse in den Justizdienst eingestellt worden sind und werden: Sie stammen in den aller-allermeisten Fällen aus absolut behüteten Verhältnissen, können daher Lebenskonflikte nur aus der gedruckten und gesendeten “Lückenpresse” (Klonovsky) kennen, haben keinerlei Lebenserfahrung. So sind sie schlicht unbrauchbar für ihren Beruf, erst recht in schwierigen Zeiten.
Hoffentlich gelingt jetzt wirklich der Ausbruch aus der kollektiven Lügenspirale, in der sich aber auch große Teile der Bevölkerung und nicht nur Journalisten und Politiker gehorsamst befinden.
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