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Der betagte Erzähler beschuldigt seine in den Vereinigten Staaten lebende Stieftochter, für die er seine Erinnerungen aufschreibt, einer Ideologie der Verwestlichung. Was ist gemeint?
Wir haben für diese Ideologie verschiedene Namen: Relativismus, Multikulturalismus, Political Correctness. Ein Egalitarismus, der uns weiszumachen versucht, dass wir alle gleich sind und nichts besser ist als irgendetwas anderes. Diese Haltung schwächt uns auch im Umgang mit dem internationalen Terrorismus. Wenn Al Qaida zum Beispiel ein norwegisches oder südafrikanisches Phänomen wäre und sich ihre Art des Fundamentalismus in Oslo oder Johannesburg herausgebildet hätte, würden wir damit sehr hart ins Gericht gehen. Aber schon die Tatsache, dass es sich um mehr oder weniger dunkelhäutige Menschen aus Ländern handelt, die zum Teil vom Westen kolonisiert und ausgebeutet wurden, nötigt uns eine gewisse Sympathie ab und ein gewisses Verständnis für den Hass auf den Westen.
Sie haben sich mit Ihren politischen Äußerungen zuletzt nicht nur Freunde gemacht. Verständlich, wenn man Ihnen zuhört.
Man duldet in der Diskussion politischer Realitäten eben keinen elitären Gebrauch der Sprache. Man erlaubt keinen Hinweis auf eine moralische Überlegenheit, die aber nun einmal Tatsache ist. Unsere Gesellschaft ist in moralischer Hinsicht viel weiter entwickelt als eine Gesellschaft, in der Leute von einem Mob in Stücke gerissen werden. Woran misst man denn die moralische Evolution einer Gesellschaft, wenn nicht am Kriterium der Gewaltbereitschaft? Natürlich provozieren derartige Äußerungen in unserer Kultur die ideologische Reaktion eines intellektuellen Mobs, der nur die Sprache der Euphemismen kennt und Angst hat, Anstoß zu erregen. Noch ein Bellow-Zitat: „Wenn du ein ruhiges Leben willst, widersprich niemals deinem Zeitalter.“
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