Rainer Bonhorst / 22.10.2018 / 14:00 / Foto: Paulmaz / 15 / Seite ausdrucken

Krokodile und Flusspferde in der Donau

Der Sommer war sehr lang. Oder von mir aus war er auch sehr groß. Geradezu subtropisch. Und jetzt gleiten wir in einen schönen nordkalifornischen Herbst hinüber. Ist das der Klimawandel? Die Erderwärmung? Wenn ja, dann muss ich sagen: Die sogenannte Klimakatastrophe hat nicht nur Schattenseiten. Jedenfalls nicht für mich. Im Gegenteil. Das ist das Problem mit dem Klima. Es ist ungerecht. Was dem einen seine Eule, ist dem anderen seine Nachtigall. Und es erinnert – politisch unkorrekt – an „la donna è mobile“. 

Lassen wir mal die ganz großen Schwankungen beiseite. Denn ich gehe davon aus, dass sich auch die heutigen Kämpfer gegen die Erderwärmung nicht die Eiszeit zurückwünschen, in der sich die Neandertaler und unsere unmittelbaren Vorfahren zähneklappernd begegneten. Ich persönlich wünsche mir auch die kleine Eiszeit nicht zurück, die der mittelalterlichen Warmzeit folgte. Diese Warmzeit hat man früher gerne Klima-Optimum genannt. Das hört man heute seltener, weil das so optimal klingt. Eine Warmzeit optimal? Das passt nicht in unser Konzept, die aufziehende Wärme als drohende Katastrophe zu bekämpfen.

Inzwischen haben wir, wie ich lese, wieder die Temperaturen des mittelalterlichen Optimums erreicht. Und ich muss sagen: Mir als Klima-Egoist gefällt das. Herrlich, die langen Stunden auf der Terrasse. Die lächelnden Menschen in den Straßen-Cafés. Das nicht enden wollende Badevergnügen.

Ich weiß, das Vergnügen ist nicht nur egoistisch sondern auch ungerecht. Es gibt Regionen, denen die Erderwärmung nicht so willkommen ist. Den Holländern zum Beispiel. Ein steigender Meeresspiegel verheißt für ihre flachen Küsten nichts Gutes. Aber sollen wir in Deutschland uns deswegen wieder das alte miserable Wetter zurück wünschen? Den Dauerregen, die Nichtsommer, das wochenlange Schneeschippen, die schlechte Laune der Mitbürger?

Ich möchte auch mal auf Dauer so richtig schönes Wetter haben. Wie die Italiener. Gegen ein paar Palmen auf dem Rathausplatz hätte ich nicht das geringste einzuwenden. So ein Sommer wie dieser ist doch herrlich. Da möchte man fast anfangen italienisch zu lernen, passend zum Espresso und zum Campari unter strahlend blauem Himmel.

Wir müssen die Holländer ja nicht ihrem Schicksal überlassen. Ich meine, wir sollten nachweislich ozeanbedrohte Niederländer als Migranten zu uns hereinlassen. Sie könnten ja zunächst in Wohnmobilen zu uns kommen, ehe sie eine festere Wohnung finden. Wir werden wohl eine Klima-Migranten-Willkommens-Kultur brauchen. Die ist mir jedenfalls lieber als ein Rückfall in unser früheres Sauwetter.

Die Bemühungen unserer Regierungen, unser Klima nicht zu warm werden zu lassen, betrachte ich dabei mit Gelassenheit. Die mittelalterliche Warmzeit und die darauf folgende kleine Eiszeit haben ihre Ziele auch ohne viel menschliches Dazutun erreicht. Zu der jetzt ungefähr hundert Jahre alten sanften Erwärmung-Phase haben wir Menschen vermutlich mehr beigetragen, als das in früheren Zeiten der Fall war. Aber wieviel? 80 Prozent? 50 Prozent? 20 Prozent? Ich traue nur der Statistik, die ich selber gefälscht habe. 

Mal sehen, ob die menschlichen Prozente ausreichen, um künftige schöne, sonnige Sommer auszubremsen. Ich glaube kaum. Das Ziel ist ja eher bescheiden. Nicht mehr als zwei oder eineinhalb Grad wärmer soll es werden. Mir persönlich wären zwei lieber als eineinhalb. Aber da wollen wir nicht so sein. Andererseits muss ich sagen: So sehr ich solche langen, heißen, großen Sommermonate liebe, alles hat seine Grenzen. Wenn die ersten Krokodile und Flusspferde in der Donau oder im Rhein schwimmen, werde auch ich sagen: Noch tropischer muss es nicht werden.    

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Uwe Dippel / 22.10.2018

Irgendwie fühle ich als Niederländer mich hier deplatziert. Wie kommt das nur?

Michael Stoll / 22.10.2018

Die grenzenlose Selbstüberschätzung unserer Politiker ist absolut bemerkenswert. Ihren eigentlichen Aufgaben sind sie offensichtlich nicht gewachsen. Die innere Sicherheit zerbröselt im gleichen Maß wie die Infrastruktur, das Bildungs- und Gesundheitswesen kränkelt genau wie unser Justizsystem und von der äußeren Sicherheit will ich gar nicht erst anfangen. Na gut, die Wirtschaft läuft (noch !!), was wir aber nicht der Politik verdanken, jedenfalls nicht der heutigen Regierung. Aber sie meinen, sie können die Erderwärmung auf 2 Grad begrenzen. Die letzte Eiszeit endete vor ca. 11.000 Jahren. Vor 7.000 Jahren waren die Alpen nahezu eisfrei ! Danach wuchsen die Gletscher wieder, um während der Römerzeit wieder fast eisfrei zu sein (Hanibal und die Elefanten). Als eine Ursache der Völkerwanderung vor 1.500 Jahren gilt die Verschlechterung (Abkühlung!) des Klimas. Dann folgte wieder ein Anstieg, danach ging es zur kleinen Eiszeit über, wie oben beschrieben. Jedesmal schmolzen oder wuchsen die Alpengletscher dementsprechend. Um 1850 hatten die Alpengletscher ihre größte Ausdehnung seit der letzten Eiszeit !! Seitdem (seit 1850 und nicht erst seit 1960 oder 90) schrumpfen sie relativ kontinuierlich. Es gab immer einen “Klimawandel” und kein Mensch kennt die genauen Ursachen und Zusammenhänge. Seit den 90er Jahren werden Klimamodelle über den Zusammenhang CO2/Klima entwickelt. Alle scheitern an der Realität. Alle negativen Prognosen (Weltuntergangsszenarien) erwiesen sich als falsch, jetzt sind die “Experten” schlauer und geben nur noch Prognosen für das Ende dieses Jahrhunderts ab. Wer kann das dann noch überprüfen? Woher aber kommt die Klimahysterie? Wissenschaftlich belegbar gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Klima und dem CO2-Anteil, den man aus Eis-Bohrkernen ableitete. Da allerdings gibt es die nüchterne Gegenthese, dass erst der Temperaturanstieg einen Anstieg der CO2-Konzentration bewirkt, sich also Ursache und Wirkung genau entgegengesetzt verhalten.

Reinhold Schmidt / 22.10.2018

Dem kann ich nur vollumfänglich zustimmen. Ein wunderbarer Sommer, ein bis jetzt angenehmer Herbst. Was will man mehr. Allerdings verstehe ich so manche Meldungen im grün angehauchten Staatsfunk nicht mehr. Da wurde gestern Abend im Heute-Journal über die katastrophale Lage der Schifffahrt auf dem Rhein berichtet. Aufgrund des scheinbar zum Austrockenen verurteilten Väterchen Rheins, käme die Schifffahrt mittlerweile fast zum Erliegen. Verusacht natürlich durch den vom herbeigesehnten Klimawandel verursachten Jahrhundertsommer 2018. Aber dann in einem Nebensatz eine Aussage, die mein zugegeben laienhaftes Verständnis vom Klima und Wetter doch etwas durcheinander gebracht hat. Wurde doch tatsächlich als weitere Ursache des niedrigen Rheinpegels ein Ausbleiben des Schmelzens der Alpengletscher angeführt. Ähm, wie jetzt, Sommer heiß und die Gletscher schmelzen trotzdem nicht??? Das soll mir einmal jemand näher erläutern.

Belo Zibé / 22.10.2018

Den verlängerten Sommer, die mittelalterliche Warmzeit geniessen Klimakämpfer mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit ebenfalls in Strassencafés.Das darf eigentlich nicht sein.Nach einem Gesinnungscheck deshalb die Forderung: Nach 12h sind die Plätze draussen für Klimaskeptiker zu räumen, Klimakämpfer unerwünscht:  #Drinnensindmehr.

Marc Blenk / 22.10.2018

Lieber Herr Bonhorst, die Holländer wilkomen heißen? Um Gottes Willen. Außer ihrer Nationalfarbe ist da im bunten Sinne doch nichts knalliges.Fade Europäer sind das, meist Weiße, selten islamisch, essen ähnlich langweiliges Zeug wie die Deutschen und das allerschlimmste: die meisten Holländer verstehen Deutsch und sprechen es sogar.Furchtbar. Da wäre kaum Arbeit für unsere Integrationsindustrie. Nichts zu holen. Die wären ja schon von Anfang an integriert (außer beim Wasserländerspiel Deutschland - Niederlanden). Und dann mögen die auch noch die Deutschen, sind ja inzwischen durch die Bank germanophil, machen Urlaub in Bayernbeim bösen Seehofer und betatschen nicht mal Frauen, wenn es nicht die eigene ist.Die würden sich womöglich binnen 3 Jahren assimilieren.Und nur ihr charmanter Akzent würde noch auf ihre Sprachsozialisation hinweisen. Schrecklich. So etwas geht in Deutschland gar nicht.

Karla Kuhn / 22.10.2018

Ich liebe das mitteleuropäische Klima, es hat von allem ETWAS zu bieten. Die Holländer wären mir jederzeit WILLKOMMEN, sogar mit Teddy. Da jetzt u.a. auch wahrscheinlich wegen den Neuzuzügen der großen Familien, die, obwohl nur subsidiär Schutz genießen, viel gebaut wird, wird sicher für die niederländischen Nachbarn auch das eine oder andre Plätzchen übrig sein.  “Die Bemühungen unserer Regierungen, unser Klima nicht zu warm werden zu lassen, betrachte ich dabei mit Gelassenheit. ” Herrlich, ich auch. JEDEN Tag so einen Satz und ich muß mir die Lachfalten ausbügeln lassen.

Jens Commentz / 22.10.2018

Sie wissen aber, daß Niederländer, die dreimal durch die Fahrprüfung gefallen sind, ein gelbes Nummernschild bekommen und die, die fünfmal durchgefallen sind, einen Wohnwagen ziehen müssen?

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