Ja, Konservatismus wäre die Rettung, zurück in eine bessere Zukunft, wir könnten und sollten uns an den Chassidim ein Beispiel nehmen. Allerdings schildert Zygmunt Bauman in “Flüchtige Moderne” einen Zustand ohne Hoffnung auf Heilung: “[S. 47 ff] Entlässt man Menschen in die Freiheit, werden sie indifferent. Das Individuum, so Tocqueville, ist der größte Feind des Bürgers. Der Bürger ist eine Person, die ihr Wohlergehen an das Wohlergehen der Polis knüpft, …”. Der Bürger verkörpert das Konservative, Bewahrende. Ohne Metanoia, Umkehr, Tschuwa ist der Untergang dieser Zivilisation besiegelt.
@Peter Wichmann: Die Inquisition hat immerhin Prozessakten hinterlassen, den Pflichtverteidiger erfunden und die Folter begrenzt. Die Hexenverfolgung war hingegen eine eher säkular-protestantische Spezialität und Heinrich Himmler darüber sehr bekümmert, Exorzismen betrieben und betreiben heutzutage säkulare Regime. Die säkulare Republik hatte in der Vendée einen massenmörderischen Anfang. “Ein kleiner Fehler im Anfang am Ende ein großer wird”, wusste bereits Aristoteles.
Im Wesentlichen hat Herr Eisleben eine Hymne an Roger Scruton geschrieben. Dagegen bin ich nicht. Aber zum Lesen des Artikels hatte mich seine These gebracht, dass die “allermeisten Menschen konservativ” seien und das “auch viele [einschliesse], die sogenannte progressive Parteien wie die SPD oder die Grünen wählen”. Mit den Hintergründen für diese These hat er sich dann aber kaum beschäftigt…
@Paul Siemons: »Wer noch als erwachsener Mensch die gleiche “Frisur” trägt wie zu Beginn seiner Pubertät ist der Letzte, der negativ über konservatives Denken und Handeln urteilen darf.« Ein bisschen in dieser Richtung habe ich heute auch schon mal gedacht. „Schiefe Hacken, Dutt im Nacken, Seel im Blick.“ Wer ist das? In den Fünfzigern und Sechzigern des vorigen Jahrhunderts war es eine mittelalte Lehrerin. Heute ist es ein Nachbar von mir, dessen Garten eine Wüstenei aus ungezügeltem Grün, verrottenden Holz-Paletten, verwehten Plastikplanen, verrosteten Gartenstühlen, modrigen Holzhütten und einem halben Bootskörper ist. Aber für den Umweltschutz ist er tätig, also ein GRÜNER.
Für mich steht Konservatismus vorallem für den Ball flach halten und spießerich zu sein, einen Ausgleich schaffen zwischen Freiheit und Sicherheit, zu einem vernünftigen Patriotismus zu stehen und Werte wie Familie und Nation hochzuhalten.Ich glaub, das trifft immer noch auf sehr viele Menschen in Deutschland zu.Die politische und journalistische Elite unseres Landes dagegen ist heute von Mitte-Rechts bis Mitte-Links und ganz Links verordnet.Wobei die, die in der Politik Mitte-Rechts stehen und ja eigentlich konservativ sind, kaum zugeben konservativ zu sein.Ein Seehofer oder Söder bezeichnen sich nur als Politiker der Mitte.Linksliberale oder ganz linke Journalisten bezeichnen dann manche Politiker von CDU/CSU als Konservative (Merz, Spahn), wobei die Werteunion bei vielen Journalisten schon als rechts gilt und das ist dann, nach deren Verständnis, praktisch schon rechtsradikal.Vielleicht ein entscheidender Grund dafür, warum die Bürger auf der einen und die politische und journalistische Elite auf der anderen Seite, die Dinge unterschiedlich betrachten und unterschiedliche Vorstellungen von einer Gesellschaft und dem Zusammenleben in Deutschland haben und sich gegenseitig misstrauen.
@ G. Kramler / 25.02.2020 @Frank Holdergrün: “Kriege in Europa und der Welt gingen immer von Abstraktionen, von Konzepten, Religionen oder Ideologien aus. Beute machen ist heute nicht mehr über Kriege sinnvoll, ...” Da verwechseln sie die Tarnung mit dem wirklichen Kriegsgrund. Wirkliche Kriegsgründe sind Ressourcen und Macht.”>>>>>> Darüber ließe sich trefflich streiten, ich hatte ja die Beute drangefügt. Inwieweit Ideologien geglaubt wurden oder die reine Gier im Vordergrund stand, wir werden es nie genau herausfinden. Ein aktueller Fall könnte Klarheit bringen: Erdogan glaubt m.E. wirklich kindlich an Mohammed und eine ganze Sure beschäftigt sich praktischerweise im Interesse von Recyp und seiner Familie mit der Kriegsbeute. Dazu gehören auch Frauen. Mohammed sagte in seiner letzten Predigt unmissverständlich: „Die Frauen sind bei Euch wie Kriegsgefangene, die über nichts aus eigener Macht verfügen. Ihr aber habt sie von Allah zu treuen Händen erhalten, dank seinem Wort verfügt ihr über ihre Scheide.”
Natürlich steht konservatives Denken den großen liberalen und sozialistischen Visionen im Wege. Und das ist gut so. Schau ich mir unsere Politiker an, die es nicht wagen, ihre Wähler klipp und klar über ihre Visionen von den Vereinigten Staaten von Europa, der Großen Transformation und der Neuen Weltordung zu informieren, verstehe ich genau, weshalb sie auch mit der Akzeptanz einer regulären demokratischen Willensbildung auf Kriegsfuß stehen. Demokratie IST konservativ! Das Gesellschaftsexperiment der Sozialistischen Volksrepublik China ist alles andere als erfolgreich oder erfolgversprechend. Es wird daran scheitern, dass es ohne demokratische und konservative Bremsen in die Barbarei rasen wird.
“Eklektizismus” wird gern abwertend verwendet für einen Mix von Ideen und Theorien aus verschiedenen Systemen. Im Gegensatz dazu wird die Schaffung eines neuen (wissenschaftlichen) Systems für die bessere Lösung gehalten, dem alles nicht widerspruchslos Inkludierbarbar verwirft. Das “System” wird bei dieser Betrachtungsweise für naturgegeben übergeordnet gehalten, die Ideen und Gedanken daran gemessen, ob sie zum passen oder nicht. Wie ich Scruton lese, trägt er viele Gedanken, Phänomene und Ideen zusammen. Sein Buch “Von der Idee, konservativ zu sein”, hat er nicht für die Klientel der philosophischen Systematiker und Fanatiker geschrieben. Das sieht man daran, dass er auf einen ausführlichen Quellen- und Literatur-Anhang verzichtet hat. Die weniger als 100 Fußnoten teilt er sich mit der vortrefflichen Übersetzerin. Indessen ist es fraglos, dass Sir Roger hier seine wissenschaftlich fundierte persönliche Meinung in verständlicher Form anbietet und damit den Diskurs ungemein bereichert. Nicht nur er, sondern weitere Historiker und Philosophen haben es unabhängig voneinander für wichtig erachtet, uns zum gleichen Thema wichtige Veröffentlichungen zu bescheren. Zur Festigung des Problembewusstseins und der Meinungsbildung könnten Egon Flaig “Was nottut. Plädoyer für einen aufgeklärten Konservatismus” und Ryszard Legutko “Der Dämon der Demokratie. Totalitäre Strömungen in liberalen Gesellschaften” empfohlen werden. Warum Kommunisten und liberale Demokraten gleichermaßen und gemeinsam(!) den Konservatismus so verteufeln, wie wir es heute in Deutschland erleben, erklärt Legutko mit dem lakonischen Satz: “Vorgezogen wird immer, was das Brandzeichen des Neuen trägt, während das Festhalten am alten immer verdächtig ist.” Die historisch blutig gescheiterte sozialistische Weltrevolution zeigt, dass der Ausschluss des konservativen Denkens aus dem gesellschaftlichen Diskurs ein folgenschwerer Fehler ist.
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