Roberto Capitoni war ja neulich bei “Wer wird Millionär”, aber nicht beim Promi-Special.
Bei allem Verständnis für die kollegiale Solidarität, Herr Ebert, kann ich Ihnen meinen Standpunkt nicht ersparen: Mario Barth finde ich einfach nur zum Kotzen…..
Na ja, Herr Ebert. Spricht da nur der Neid? Oder ist es eher die Sublimierung und Reaktionsbildung, die Sie zu dieser kruden Lobhudelei treiben? Ohne das Phänomen mit dem Häufchen Sch… vertiefen zu wollen, das durch die um ihn kreisenden Fliegen sicher kein intellektuell und/oder sozial höheres Niveau erreicht, kritisiere ich tatsächlich nicht die leider endemisch gewordenen “Comedians” von Barth über Mittermeier und Appelt bis Ebert mit ihren hör- und sichtbar mühsam auswendiggelernten, oft genug fremdschäm-holprig vorgetragenen und vor dem häuslichen Spiegel tausendmal mit dem Stemmeisen in den eigenen Cortex eingefrästen Witzchen mit multipler Verzahnungs- ujnd Kombinationsmöglichkeit. Nein, ich kritisiere die voranschreitende Verblödung einer Gesellschaft, an der Sie und Ihre “Comedian”-Kollegen dankenswerterweise kräftigst mitgestrickt haben. Die Komödie in der Gesamtschau der Jahrhunderte vom alten Rom bis in die Neuzeit war noch nie so flach, so gewalttätig, so abwegig sinnlos und so perseverierend egoman wie die von Barth & Co.: Hauptsache, es sind 100.000 Leute im Stadion. Dutzende von Humor-Professionalisten vom Schlage eines Kulenkampff, Ekel Tetzlaff, Loriot und Charly Rivel würden nicht mal schmunzeln über den Anspruch eines Herrn Barth, im Olympiastadion 100.000 Vertreter jenes Prekariats begrüßen zu wollen, das das identische Programm dieses “Comedians” schon 4 Mal als DVD zuhause, 3 Mal in voller Länge auf RTL angesehen sowie 12 Mal in Verbal-Häppchen in diversen Talkshows angehört hat (Herr Barth kann nämlich gar nicht sprechen - zumindest nicht außerhalb seiner rekombinanten Programm-Kalauerchen). Allerdings: Niemand muss jetzt mehr die Tafel “Lachen!” hochhalten, da alle Zuschauer definitiv jedes “Kennste ... kennnste?” tatsächlich schon kennen.
Richdiesch… Wenn ich die Wahl hätte zwischen Mario und Vince, ja, dann würde ich Vince vorziehen. In Vince steckt mehr Anarcho. Mario ist schon zu angepasst. Aber der Erfolg gibt ihm recht.
Das geht wieder am eigentlich Interessanten vorbei: Warum ist ein Witzeaufwärmer wie Barth so erfolgreich? Selbstverständlich bedient er den kleinsten gemeinsamen Nenner, geteilt durch Null. Das tun aber viele. Wers wissen möchte, schaut in titanic, September 2008: “Ähnlich verfährt Mario Barth; mit dem kleinen Unterschied, daß er die Stellen, die ihm als Pointen geeignet erscheinen, in anschwellender Lautstärke so oft wiederholt, bis der erwünschte Lacherfolg eintritt – unabhängig von der Qualität oder Originalität des Gebotenen. Agitatoren jeglicher Couleur verfahren seit Jahrhunderten nach dieser Methode, deren Erfolg vom Vertrauen des Publikums abhängt, das ein geheimes Einverständnis und die offene Bereitschaft, dem Vortragenden zu folgen, mitzubringen hat. In der Praxis bedeutet das: Ein Publikum, das eigens gekommen ist, um Mario Barth zuzuhören, wird ihn auch erhören. Denn darum geht es: Barths Vortrag ist eigentlich ein Antrag, so inbrünstig fleht seine Vortragsweise, angenommen zu werden.”
Nun ja, hoffentlich spricht sich das mit den neuen Geschäftsmodellen nicht allzu sehr herum. Schon bei Leuten wie Michael Mittermeier, Oliver Pocher oder Mathias Riechling weiß ich beim besten Willen nicht was an denen (bzw. ihren Auftritten/Figuren) lustig sein soll. Es war mein Neffe, der mich neulich in dieser Meinung bestärkte (dachte schon ich wäre jemand dem das Komiker-Versteh-Gen fehlt). Obwohl, was wiederum lustig ist: wenn Pocher über Mario Barth herzieht - aber das ist dann eher Komik der unfreiwilligen Art… Ansonsten gilt: die Geschmäcker sind bekanntlich verschieden, und somit ist im mittlerweile doch sehr differenzierten Bespaßer-Markt für jeden etwas dabei. (Ich, zum Beispiel, hasse eigentlich diese GEZ-Künstler mit dem DDR-Vorhersehbarkeitscharme - aber irgendwie mag ich den Urban Priol. Beispielsweise. Also, etwa im Sinne von ‘auf meiner Skala gehört er oberen Quartil seiner Zunft’.) Eines rechne ich Mario Barth hoch an: in einer aufwändigen RTL-Show zur besten Sendezeit prangert er Fälle von Steuerverschwendung an (und es geht dort um nichts sonst!). Hut ab! Der nächste Schritt wäre dann die Einnahmeseite (d.h. die [zu hohen] Steuern und Abgaben). Es (ist und) wäre ein Beispiel, wie jemand mit seinem Ruhm und dem vielen Geld tatsächlich Gutes bewirkt und Rückgrat zeigt. Schau’n wir mal…
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