Rainer Bonhorst / 30.01.2019 / 14:30 / Foto: Pixabay / 23 / Seite ausdrucken

Keine Willkommenskultur für Nilgänse? 

Das waren noch Zeiten, als Konrad Lorenz sich in aller Ruhe seinen Graugänsen widmen konnte. Die Graue war eine heimische Gans, sozusagen eine Bio-Deutsche, der großen mitteleuropäischen Familie der Feldgänse zugehörig. Lorenz konnte so lange ungestört mit seinen Graugänsen schwimmen und turteln, bis er den Nobelpreis bekam. Heute stünden seine Chancen schlechter. Eine Gans mit Migrationshintergrund würde ihm immer wieder in die Quere kommen.

Die Masseneinwanderung der Nilgans hat nahezu unbemerkt von der Öffentlichkeit stattgefunden. Aber jetzt gehört die Neue – wie die Feld- und die Graugans – wohl zu Deutschland. Die Nilgans, die aus dem Nahen Osten über die Balkanroute eingeflogen ist, hat sich längst bei uns heimisch eingerichtet. Im Grunde ist sie eine Gans wie andere auch, aber sie ist nicht das, was man einen zurückhaltenden Gast nennt. Sie ist laut, fordernd und vermehrt sich schneller als die Gänse, die schon länger hier sind. 

Was tun? Gilt unsere Willkommenskultur auch für die gefiederten Flüchtlinge aus Ägypten und dem Sudan? Sagen wir, wenn sie in großer Zahl zu uns strömen, „wir schaffen das?“  

Ich fürchte: nein. Die Nilgans wird nicht mit offenen Armen empfangen. Zu groß ist die Sorge um die heimische Gänsekultur und die Angst, dass wir unser gewohntes Gänseland bald nicht mehr wiedererkennen können. Ein energisches Vorgehen gegen die Eindringlinge ist breiter Konsens. Der konservative Flügel in Gestalt des deutschen Jagdverbandes drängt sogar auf eine Abschussfreigabe. Aber auch Naturschützer aus dem linksgrünen Spektrum warnen seit langem vor invasiven Lebensformen aller Art, die unsere heimische Flora und Fauna zu überwältigen drohen. Wenn es um das biologische Reinheitsgebot geht, zieht man von links bis rechts an einem Strang. Offenbar gibt es niemanden, der sich dafür ausspricht, den Nilgänsen, die hier eine neue Heimat suchen, Hilfe bei der Integration anzubieten. Abschuss oder Abschottung scheinen alternativlos. 

Die gänsegerechteste Lösung wäre sicherlich, die Flug-Ursachen der Nilgänse zu analysieren und vor Ort zu bekämpfen. Wenn wir ihnen das Leben am Nil attraktiv genug gestalten, haben sie keinen Anlass mehr, ihre angestammte Heimat zu verlassen. Allerdings geht das nicht von heute auf morgen, zumal es sich bei den Nilgänsen um Selbstflieger handelt, die keine Schlepper benötigen. 

Um der akuten Krise Herr zu werden, wird man sich wohl dazu entschließen, eine Obergrenze für die Nilgänse-Zuwanderung einzuführen. Und da linke Naturschützer und konservative Jäger sich im Fall der Nilgans und der Reinhaltung unseres heimischen Gänsebestandes weitgehend einig sind, wird sich ein mühsamer Kompromiss etwa in Form einer atmenden Obergrenze erübrigen. 

Foto: Pixabay

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Sabine Schönfelder / 30.01.2019

Wenn Sie gut schmecken, kein Problem! Wie wäre es mit Ente à la Romana, oder Ente Aspik, Ente im Schmortopf oder Entenbrüste im Bierteig. Süße Chili-Ente, Ente in Orangensauce….....und die Federn kommen ins Kopfkissen…..perfetto!!!

alexander meyer / 30.01.2019

Nachdem schon der Betthase bei uns heimisch geworden ist,gilt auch hier : Wir schaffen -auch- das !

Martin Landvoigt / 30.01.2019

Diese Parabel würde ich nicht als Satire bezeichnen. Sie vermittelt das, was Menschen bezüglich realer Probleme nicht hören wollen. Darum vollen Applaus.

T.Johannson / 30.01.2019

Köstlich, einfach köstlich und punktgenau

Wolfgang Kaufmann / 30.01.2019

Der Kompromiss wird lauten: Einerseits beschließen wir eine Obergrenze; aber es muss eine atmende Obergrenze sein, bei der es – wie überall in der Politik – auf zwei oder drei Nullen mehr auch nicht ankommt. Andererseits dulden wir sie und ihre Nachkommen schon mal vorsorglich als Klimaopfer, wo doch jeder MINT-Flüchtling weiß, wie sehr gerade Ägypten unter der Abholzung des tropischen Regenwalds leidet. Keine Gans ist illegal!

Frank Holdergrün / 30.01.2019

Haha, das ist wirklich gut. Wäre es jetzt nicht höchste Zeit für alle laut gackernden Gänse der Hochmoral, über eine Aussage von Konrad Lorenz nachzudenken: “Die beste Morgengymnastik für einen Forscher ist es, jeden Tag vor dem Frühstück eine Lieblingshypothese über Bord zu werfen.”

Bechlenberg Archi W. / 30.01.2019

Nilgänse können auf höchst erbauliche Weise dezimiert werden: durch Braten und Verspeisen. Eine kurze Recherche in fachmännischen Kreisen ergab: “... müssen einfach nur ein paar Tage bei 3-4 Grad ablagern wie alter Hirsch, dann bei der Zubereitung 8 Stunden einplanen (wie bei jedem Gänsebraten also) – und dann wird jede Wildgans zart. [...] Pfeffer, Salz, Beifuß, eine Spur Knobi und einen Hauch Oregano - und dann erst scharf anbraten, danach bei kleiner Flamme schön schmurgeln lassen.” Und noch ein Tipp: “Junge Nilgänse erkennt man am dunkleren Kopf und die sollte man natürlich bevorzugt von der Strecke nehmen.”  - Natürlich versteht sich dieser Umgang nur auf Nilgänse bezogen und ist bei anderen Zuwanderern nicht ohne weiteres anwendbar.

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