Nach der überraschend schnellen Entscheidung unseres Bundespräsidenten, die Gnadengesuche der Massenmörder Klar und Hogefeld abzulehnen, geht der Kampf um deren Freilassung in den Öffentlich-Rechtlichen Medien munter weiter. Zwar wird in den zahlreichen Kommentaren dem Staatsoberhaupt mit hörbarem Zähneknirschen bescheinigt, seine Entscheidung unabhängig getroffen zu haben. Zugleich wird aber der Eindruck erweckt, öffentliche Äußerungen von CSU-Politikern hätten Horst Köhler beeinflusst. Den Vogel abgeschossen hat dabei Chefredakteur Brender vom ZDF, der von „stil-, sitten-, und verantwortungslosen Freibeutern“ sprach und damit nicht die reuelosen RAF-Aktivisten und ihre Sympathisanten meinte, die sich mit allen Mitteln, auch dem Druck der Straße
während der „Revolutionären Erste Mai-Demo“, für die Freilassung Klars eingesetzt haben, sondern die Politiker, die sich gegen eine Begnadigung ausgesprochen hatten. Im weiteren
Kommentar bemüht sich Brender mit Hilfe der von den Alt-68ern so geschätzten Dialektik zu beweisen, dass die Entscheidung Horst Köhlers dennoch kein Sieg für die Gegner einer Begnadigung gewesen sei. Sie sei unabhängig von den „Stimmungsmachern“ getroffen worden. Recht hat er, denn der erste Mann im Staat hat vor allem unabhängig von den Stimmungsmachern in den Öffentlich-Rechtlichen entschieden.
Damit hat der Bundespräsident das Vertrauen der Mehrheit der Bevölkerung in die Institutionen des Rechtsstaates gestärkt.