Von Klaus-Jürgen Gadamer
Menschen fühlen sich einer Gemeinschaft zugehörig, wenn sie wahrnehmen, dass ihr Denken & Handeln weitgehend mit den Werten der die Gesellschaft bestimmenden Gruppen übereinstimmt. Im Westen bestimmt dies einerseits die bürgerliche Mehrheitsgesellschaft andererseits die Medien, die die Regeln, die Werte und die Sprache einer politisch korrekten Leitkultur definieren und recht rabiat durchsetzen.
Wie schnell und gut Integration funktioniert, hängt vor allem von den bisher gelernten kulturellen Normen und Werte der Einwanderer ab. Sind diese stark inkompatibel zu den Werten und Normen der aufnehmenden Gesellschaft, ist die Wahrscheinlichkeit des Scheiterns der Integration hoch: Die Person fühlt sich als Außenseiter und in seiner Person nicht angenommen. Das ist auch der Grund, warum sich Einwanderergruppen aus demselben Kulturkreis schneller und besser integrieren können als andere. Bei Einwanderern aus Kulturen mit stark abweichenden oder sogar konträren Verhaltensnormen und Werten, ist das Risiko des Scheiterns der Integration hoch. Weil sie aufgrund ihrer als überlegen empfundenen Werte eine Integration ablehnen, bilden diese abgeschottete Parallelgesellschaften. Dies verhindert auf Generationen einen wirtschaftlichen und sozialen Aufstieg in der Mehrheitsgesellschaft. Die Migranten fühlen sich abgelehnt, unverstanden und letztlich als Opfer. Nicht ganz ohne Ironie gibt es bei jungen Migranten die Redewendung: Du Opfer, du Looser, du, isch schlag disch!
In diesem Milieu herrscht ein anderes Rechtsempfinden, es zählen autoritäre Werte bei gleichzeitiger Verachtung des Nichtautoritären. Dass türkisch arabische Parallelgesellschaften nunmehr in die 3. Generation in sich abgeschlossen in Deutschland leben, spricht für sich.
Nichtqualifizierte Jugendliche mit Migrationshintergrund in der zweiten oder dritten Generation sind überdurchschnittlich von Arbeitslosigkeit & Kriminalität betroffen. Dazu kommen jetzt junge Flüchtlinge, die in der Mehrheit eine schlechte Schulausbildung und keine für Deutschland sinnvolle berufliche Qualifikation haben. Sogar der SPD-Arbeitsministerin Nahles ist klar, dass höchstens 10% der jungen Araber & Afrikaner in absehbarer Zeit in den Arbeitsmarkt integriert werden können. Wenn also die bisherigen Integrationsprogramme der bereits hier geborenen Migranten die Probleme nicht lösten, dann wird dies mit den jetzt zuwandernden jungen Arabern noch weniger gelingen, ja die Probleme werden sich verschärfen. Und diese werden nicht, wie gerne verkündet, die Probleme der Rentenkasse lösen. Im Gegenteil: Da sie wenig oder gering bezahlt in Arbeit kommen, werden sie die Renten- und Sozialkassen langfristig belasten. Sie werden also die Altersarmut vergrößern.
Dass bei solchen Perspektiven die europäischen Nachbarländer die Aufnahme der jungen Araber dankend ablehnen, verwundert nur Angela Merkel. Die jetzt in Deutschland eintreffenden arabischen Asylbewerber kommen aus autoritären, von Gewalt geprägten, korrupten und wie für jeden sichtbar ist aus wenig produktiven Kulturen. (Das unterscheidet sie wesentlich von deutschen Flüchtlingen im 2. Weltkrieg.) Aus Afrika und dem Nahen Osten kommen überdies vor allem junge Männer mit einem konservativen Islam. Zwei Drittel haben keine Ausbildung und sprechen nur bruchstückhaft englisch, können nur arabische Schrift oder gar nicht lesen. Die wenigen Akademiker verfügen über meist mindere Qualifikationen.
Der Politikwissenschaftler und Experte für Islamismus Peter Neumann meint, dass Flüchtlinge, deren Integration scheitert, weil sie vom Leben in Europa enttäuscht sind, im fundamentalistischen Islam Antworten und Akzeptanz finden. Dabei werde ihre Enttäuschung vom Westen in Hass umgewandelt. Der Islam und die Werte der Familie stehen weit über den Werten der fremden westlichen Kultur.
Die Haltung der Eltern wird auch an ihre Kinder weitergegeben. Da im deutschen Bildungssystem der Einfluss der Eltern auf ihre Kinder besonders ausgeprägt ist, wird Deutschland das Erbe dieser Kulturen noch für Generationen mit sich tragen. Die arabischen Parallelgesellschaften in den französischen Vorstädte mit ihren eigenen kulturellen, religiösen und sprachlichen Normen liefern den Prototyp für diese Entwicklung. Sollte der IS militärisch niedergekämpft werden, ist natürlich davon auszugehen, dass sich die geschlagenen Islamisten als Flüchtlinge nach Deutschland absetzen.
In den meisten Medien werden nicht die vielen kaum gebildeten und nur arabisch sprechende Asylsuchenden präsentiert, sondern gebildete, gut englisch sprechende Vorzeigeflüchtlinge. Aus Sicht der Journalisten verständlich: So können sie ihre manipulativen, moralischen Missionierungsdrang ausleben und gleichzeitig bekommen sie eine neue, billigere Putzkraft, die weit weg im sozialen Brennpunkt am anderen Ende der Stadt wohnt. Die jetzige Putzfrau allerdings verliert ihren Job an den billigeren arabischen Migranten, der mit ihr dann auch noch um billigen Wohnraum konkurriert. Im Gegensatz zur Öko-Bourgeoisie ruft deshalb die untere Mittelschicht trotz medialer Dauerwäsche des Gehirns nicht: Refugees welcome.
Diese Entwicklung droht zur Radikalisierung innerhalb der deutschen Gesellschaft zu führen. Es ist bereits eine soziale Polarisierung zwischen der Öko-Bourgeoisie, die die politisch korrekten Medien kontrolliert, und der unteren Mittelschicht, zu beobachten. Da sich letzere sich als soziale Verlierer der Flüchtlingspolitik empfindet und sich immer weniger in den Medien wiederfindet, entdeckt sie für sich das Internet als Plattform. Mit selbstbewusster Ironie tönt es dort: Wir sind das Pack! (Sigmar Gabriel)
Eine zweite Sollbruchstelle ist in Deutschland zwischen Ost und West auszumachen. Ostdeutsche sind es gewohnt, weder der Regierung noch den Medien zu trauen, und sie reagieren allergisch auf vom romantischen Idealismus geprägte Belehrungen. Ein Grundsatzfehler der Ökobourgeoisie ist zu glauben, die Menschen in der 3. Welt seien halt schwarz, braun oder gelb, würden aber ansonsten denken wie sie. Womöglich seien sie nur ganzheitlicher und noch mehr Winnetou als sie selbst, die doch die guten unter den bösen Deutschen sind (Siehe auch Thomas Spahn: Flüchtlingskrise im Kopf - Die Deutschen und der edle Wilde).
So wurde aus dem „3. Welt Laden“, in der Bestrebung gut Mensch zu sein, der „Eine-Welt-Laden“. Als ob eine durch eine Umbenennung der Realität und durch offensive Kirchentags-Romantik irgendein Problem gelöst würde.
Wenn Angela Merkel im ZDF meinte, dass ein Aufenthalt syrischer Flüchtlinge in Deutschland nach deren Rückkehr dazu führen könne, dass “Demokratie über unser Grenzen hinaus Akzeptanz findet“ und es dann vielleicht weniger Krieg gebe, dann lässt sich das an Naivität kaum überbieten. Nun ist Merkel nicht Erzieherin in einem Walldorfkindergarten sondern Bundeskanzlerin und mächtigste Frau der Welt. Viele von der Political Correctness bewegte „gute Menschen“ denken, wenn man den Millionen muslimisch arabischer Asylbewerber nur liebevoll genug die westlichen Welt erklärte, würden diese vor Freude in die Hände klatschen und sich in ein paar Jahren dann an den Schwulendemonstrationen des CSD beteiligen oder zu Anhängern des Feminismus werden. Aber wer nicht unter völligem Realitätsverlust leidet, erwartet das Gegenteil.
Von diesen kulturarroganten Vorstellungen geprägt, sieht die Ökobourgeoisie wenig Probleme bei der Integration von Millionen arabischer Migranten. Die untere Hälfte der Bevölkerung, von den „gebildeten“ Deutschen gerne als „Stammtisch“ abqualifiziert, erwartet Anderes und ist damit, weil nicht ideologisch verblendet, deutlich realistischer.
Wie die aufstrebenden asiatischen Tigerstaaten mit ihrem Durchmarsch von der 3. in die entwickelte Welt zeigen, hat nicht Europa oder ein historischer Kolonialismus versagt, wenn sich Millionen Araber & Afrikaner auf den Weg nach Deutschland machen. Das Problem liegt in der Mentalität der Stammesgesellschaften, im Clandenken, dessen Ergebnis die korrupten Eliten Afrikas sind. Hinderungsgründe für Entwicklung liegen in einer anderen Vorstellung von Zeit, Leistung, Verantwortung und abstraktem Denken in die Zukunft. In afrikanischen Staaten existiert die Vorstellung eines Gemeinwohls jenseits des Clans so gut wie nicht.
Da es als politisch unkorrekt und rassistisch gilt, sich eine andere Mentalität inklusive deren Vor- & Nachteile auch nur vorzustellen, wird dies in den meisten Medien auch nicht thematisiert, ja es ist ein Tabu. Nur der unteren Hälfte der deutschen Gesellschaft schwant es, dass die 3. Welt nicht aus vom Westen geknechteten edlen Wilden besteht. Bei den Millionen Asylsuchender wird sich diese Mentalität vielleicht in ein paar Generationen ändern, oder auch nicht, wenn sich diese in Parallelgesellschaften eingerichtet haben.
Ob in Thailand oder Afrika: Auch westliche Auswanderer bilden dort Parallelgesellschaften, und sie haben kein Interesse daran, in der dortigen Mehrheitsgesellschaft aufzugehen. Interessanterweise will dies die Bevölkerung dort auch nicht. Sie wollen unter sich bleiben. Beide Seiten sagen: Integration - Nein Danke! In Asien oder Afrika wird jeder Weiße immer Fremder und Außenseiter bleiben, der wegen seines Geldes geduldet wird. Während sich deutsche Auswanderer in westliche Länder perfekt integrieren, integrieren sich deutsche Auswanderer in die 3. Welt so gut wie gar nicht.
Machen wir ein Gedankenspiel: Stellen Sie sich vor, Merkel, Gauck und Sie, liebe Leser, würden wegen eines Bürgerkriegs in Deutschland mit ihrer Familie ins reiche Saudi-Arabien auswandern. Würden Sie das dortige Wertesystem übernehmen? Nein, und Sie würden alles dafür tun, dass Ihre Kinder und Kindeskinder dies auch nicht tun.
Umgekehrt gilt dies auch für die Einwanderer, die aus den dortigen Gesellschaften zu uns kommen. Wie wir unser System, so halten die Menschen ihr Wertesystem für überlegen und wollen es deshalb behalten. So ist die deutsche Diskussion über arabische Integration in westliche Werte ist von einer grenzdebilen Naivität und romantischem Wunschdenken geprägt. Wer wie die SPD meint, das Grundgesetz auf arabisch zu verteilen, löse nur ansatzweise irgendein Problem, lebt in einem eigenen geistigen Paralleluniversum. Das Dumme ist nur, dass dies über kurz oder lang an der Realität zerschellen wird.
Der Autor Klaus-Jürgen Gadamer ist ehemaliger Lehrer und lebt in Baden Württemberg