Die „OrCam MyEye“, von einem israelischen Start-up aus Technik für das autonome Fahren weiterentwickelt, befreit auch in Deutschland immer mehr Blinde und Sehbehinderte aus der Isolation. Bei dem Produkt handelt es sich um ein circa 8 mal 1 Zentimeter großes Kästchen, das mithilfe eines Magnets an einem Brillengestell befestigt werden kann. Das Gerät kann Text in Speisekarten, in Zeitungen oder auf Geldscheinen erfassen und dem Träger vorlesen. Außerdem kann MyEye bekannte Personen erkennen und dem Träger den Namen des Erkannten ins Ohr flüstern. Beim Einkaufen kann das Gerät Barcodes auslesen und so Objekte erkennen. Zudem ist MyEye in der Lage, einige Gesten zu verstehen. Schaut der Träger zum Beispiel in Richtung Handgelenk, sagt ihm das Gerät die Uhrzeit an.
Laut „Handelsblatt“ wurde die Firma OrCam vor acht Jahren von dem KI-Forscher Amnon Shashua und dem Wirtschaftsingenieur Ziv Aviram gegründet. MyEye verstehe mittlerweile 28 Sprachen und sei bei den jüngsten israelischen Parlamentswahlen sogar testweise in zwölf Wahlbüros eingesetzt worden. Laut Handelsblatt konnten Blinde damit erstmals selbstständig abstimmen – ohne den Verdacht, dass ihr Begleiter ihre Stimmabgabe manipuliere.
Mit rund 4500 Euro ist die Lesebrille 2.0 nicht gerade billig. Allerdings wurden in Deutschland nach Angaben des Handelsblatts bereits mehrere Tausend Geräte verkauft. Seit 2017 ist MyEye in Deutschland ein anerkanntes Hilfsmittel für Sehbehinderte. Seitdem beteiligen sich die gesetzlichen Krankenkassen mit 80 bis 100 Prozent an den Anschaffungskosten.