Heise:
“Reporter ohne Grenzen kritisiert Razzien in iranischen Internetcafés
Die Teheraner Polizei hat nach Angaben von Reporter ohne Grenzen am Sonntag 24 Internet-Cafés geschlossen und 23 Internetnutzer, darunter elf Frauen, wegen ‘unmoralischen Verhaltens’ verhaftet. Die Polizei hatte am 15. Dezember 170 Teheraner Internetcafés vor ihrer möglichen Schließung gewarnt, heißt es weiter. Die Razzien fielen zusammen mit der Ausweitung einer im April begonnenen Kampagne gegen Frauen, die die islamischen Bekleidungsvorschriften verletzen. Frauen würden angewiesen, keine ‘westlichen’ Kleidungsstücke wie etwa enge Hosen oder hohe Stiefel zu tragen, die als ‘unangemessen’ betrachtet werden.
Unterdessen werden die Internet-Dissidentinnen Maryam Hosseinkhah und Jelveh Javaheri weiterhin in einem Gefängnis festgehalten. Hosseinkhah, eine 32-jährige Journalistin, die für die Webseiten ‘Zanestan’ und ‘WeChange’ schreibt, ist seit 18. November in Haft. Die 20-jährige Javaheri wurde am 1. Dezember festgenommen. Beide hatten sich online für Frauenrechte im Iran eingesetzt. Sie sind angeklagt, falsche Informationen veröffentlicht zu haben, die öffentliche Meinung gestört und ‘Werbung gegen die islamische Republik’ betrieben zu haben.
Im Iran müssen sich seit etwa einem Jahr alle Webseiten mit Informationen über den Iran beim Kulturministerium registrieren lassen. Gründe für die Schließung einer Webseite sind unter anderem die Beleidigung des Islam oder anderer monotheistischer Religionen, die Verbreitung separatistischer Ideologien, die Veröffentlichung falscher Informationen sowie von Nachrichten, die in das Privatleben einer Person eingreifen.”