Peter Grimm / 10.07.2021 / 06:00 / Foto: Pixabay / 78 / Seite ausdrucken

Im Regenbogen-Zug nach Teheran?

Wer häufiger mit der Bahn unterwegs ist, vielleicht sogar noch auf Nebenstrecken, der hat bekanntlich viel Stoff für lange Klagelieder. Nicht nur ärgert man sich regelmäßig über Verspätungen wegen „Verzögerungen im Betriebsablauf“, „Personen im Gleis“, einem Einsatz der Bundespolizei, einer Signalstörung, einer Stellwerksstörung oder technischer Probleme mit dem Zug selbst. Auch der Zustand vieler Züge und Bahnhöfe in puncto Werterhaltung und Sauberkeit vermittelt dem Reisenden oft den Eindruck, dass sich dieses Land im verflossenen Jahrzehnt eher im Abstieg befunden haben muss. Auch die überall noch recht frisch leuchtende Beschilderung, die selbst an der letzten Bahnhofsruine unübersehbar auf Maskenpflicht und Abstandsgebot hinweist, kann das nicht überdecken.

Wenn also dieses Verkehrsunternehmen im Staatsbesitz nicht mehr so gut mit der Organisation des Schienenverkehrs klarkommt, kann es seinen Kunden versichern, dass sie mit ihren verspäteten Zügen immerhin an der Spitze des gesellschaftlichen Fortschritts rollen. Mit etwas Glück kann man nämlich seit Freitag einen Platz im ersten deutschen Regenbogen-ICE erwischen.

Als „Zeichen der Unterstützung der LGBTQI+-Gemeinschaft“ lässt die Bahn einen ihrer Vorzeige-Züge im Regenbogen-Design durch Deutschland rollen, wie sueddeutsche.de berichtet:

„Es gehe dabei nicht um Symbolik, ‚sondern um Haltung, gesellschaftliches Miteinander und konkrete Lebensbedingungen‘, teilte Bahnchef Richard Lutz am Freitag mit.“

Gut, diese Haltung, die auch von der EU-Kommission und der Bundesregierung, also der Obrigkeit, vertreten wird, muss der Staatsbetrieb nun unbedingt auch noch auf die Schiene bringen. In den letzten Wochen hatte ohnehin schon fast jede Institution – ob Firma, Verein, Partei oder Weltanschauungsgemeinschaft –, die auf ihrem Logo und ihren Medienauftritten Platz für einen Regenbogen hatte, alles was nur möglich war, in bunte Streifen getaucht. Auch die Deutsche Bahn hatte schon Regenbögen an größeren Bahnhöfen in verschiedenster Form platziert. Selbst bei Regenbogen-Liebhabern kann da schon ein wenig Überdruss aufkommen.

Branding für unbestimmte Zeit

Dieser Gratismut, der einem hier als Zivilcourage vorgespielt wird, ist eigentlich explizite Unterstützung von Regierungshandeln. Das finden offenbar auch jene interessant, die mit guten Haltungsnoten die Defizite im eigentlichen Aufgabenfeld ausgleichen wollen. Das ist menschlich und man soll seine Haltung durchaus auch dann vertreten, wenn sie aktuell mit den Vorgaben der Mächtigen übereinstimmt. Es muss deshalb nicht zwingend falsch sein. Doch viel Verständnis verlässt einen wieder, wenn man – in einem verspäteten und vollen Zug sitzend – folgende Textbausteine über die Regenbogen-Bahn liest:

„Mit dem neuen Branding will der Konzern nach eigenen Angaben auch das Engagement des Mitarbeitenden-Netzwerks ‚railbow‘ ehren, das sich für die Belange von LGBTQI+-Beschäftigten einsetzt. Der neu beklebte ICE fuhr gegen Mittag vom Berliner Hauptbahnhof aus nach München. Dort wird am Samstag der Christopher Street Day gefeiert. ‚Das Regenbogen-Branding bleibt auf unbestimmte Zeit bestehen‘, teilte die Bahn mit.“

Ob im Regenbogen-Zug die Klimaanlage funktioniert? Oder die Nahrungsversorgung im Speisewagen gesichert ist? Erfährt der Zug der Buntheit besondere Zuwendung, so dass bei ihm alles besonders gut klappt? Und lässt er sich buchen?

Halt, während hier neue Fragen aufgeworfen werden, ist die alte noch unbeantwortet: Warum muss die Bahn das jetzt machen? Wem muss sie diese Haltung beweisen?

Als es darum ging, ob ein Fußballstadion in München in Regenbogenfarben angestrahlt wird, sollte den ungarischen Offiziellen, die zum Spiel gegen die deutsche Mannschaft erwartet wurden, gezeigt werden, welchen Haltungsfehler sie aus deutscher Sicht machen. Die Ungarn sollten belehrt werden, die LGBTQI+ stärker zu würdigen und die Behandlung ihrer Anliegen im Schulunterricht und in für Kinder zugänglichen Medien nicht zu behindern. Egal, was man von diesem Vorhaben hält, so war der Plan einer Regenbogenbeleuchtung an diesem Tag und an diesem Ort in sich logisch. Aber ein Regenbogenzug der Deutschen Bahn? Wem soll der was beweisen?

Außerdem: Sollten tatsächlich einmal ungarische Regierungsmitglieder auf deutschen Gleisen reisen, so sind sie vielleicht mit der Bahn-Wirklichkeit im Jahr 2021 schon gestraft genug.

Wenn das deutsche Verkehrswesen unbedingt Regenbogen-Haltung zeigen möchte, kann doch die Lufthansa, die ja auch nur noch aufgrund von Zuschüssen aus deutschem Steuergeld fliegen kann, Regenbogen-Maschinen nach Teheran schicken, wo Schwule immer noch hingerichtet werden. Mit dem Regenbogen-Zug der Bahn kann man Teheran ja leider nicht erreichen.

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Jens Gospodin / 10.07.2021

Wie viele verfolgte irakische Schule hat denn übrigens Manuel Neuer schon bei sich zu Hause aufgenommen? Falls keinen, hat er mit dem Tragen der Tunten-Binde bei der EM nur eine einzige Message verbreitet: “Seht her, was für ein toller Kerl Manuel Neuer ist!” Etwa so wie die Hamburger Grünen-Tante, die auf Malta medienwirksam Migranten beweinte und anschließen Hummer essen ging.

Silas Loy / 10.07.2021

Staatliche Institutionen sollten sich in keiner Weise gesinnungsmässig darstellen. Halbmast an offiziellen Gedenktagen ausgenommen. Es geht z.B. nicht, dass die EZB in Frankfurt am Main neben dem europäischen Sternenbanner Regenbogenfahnen aufzieht. Gesellschaftspolitische Stellungnahme ist nicht ihre Aufgabe, sie hat sich politisch neutral zu verhalten und sich ansonsten um ihren eigenen Mist zu kümmern, also um die Geldwertstabilität. Im Sozialismus mag das anders sein, aber die Bundesrepublik Deutschland und auch die EU sind nicht sozialistisch. Und das hat auch so zu bleiben.

Winston Schmitt / 10.07.2021

Der Regenbogen sieht ja ganz nett und dezent aus. Wenn jetzt noch Service und Pünktlichkeit stimmen ist doch alles in Ordnung. Was mich stört, ist die Instrumentalisierung des Regenbogens und dieses allgegenwärtige LBGTQ+ Gefasel. Die sexuelle Orientierung ist Privatsache. Für mich braucht sich keiner zu outen. Ich renne doch auch nicht durch die Strassen und sage jedem, egal ob er/sie/es es hören möchte, dass ich hetero bin. Also, macht doch was ihr wollt, solange ihr keinem damit schadet aber hört doch endlich damit auf, euch zum Nabel der Welt machen zu wollen. Dieses ständige in den Mittelpunkt rücken einer absoluten Minderheit der Gesellschaft kann nach hinten losgehen. Wir waren diesbezüglich schon mal entspannter im Miteinander. Heute, wo anscheinend keine TV-Serie, kein Film mehr ohne Diversity-Quoten und gleichgeschlechtliche Paare auskommt, beginne ich mir Sorgen darüber zu machen, wie lange dies noch gut geht. Die Dosis macht das Gift und viele Mitmenschen sind einfach nur noch total genervt von soviel “Offenheit”, Heuchelei und obendrein genderfluider Dummheit.

s.Braun / 10.07.2021

Je mehr mir dieses Regenbogen - Gedöns aufgedrängt wird, desto mehr wird es doch abgelehnt ! Jeder kann doch leben wie er will, schwul lesbisch oder was sonst noch ! Von mir aus kann Er auch mit seinem Staubsauger ins Bett steigen, ist mir egal ! Aber muß man bei Kindern auch noch Werbung machen für diese Varianten ? Die sollen erstmal das normale Sexleben kennenlernen ! Wenn Veranlagungen da sind wird sich das von alleine entwickeln, da braucht es keinen schulischen Anstoß !

R. Schäfer / 10.07.2021

Sehr spannend, wie man heutzutage sagt! Wie heisst denn aber nun der Beruf des Lebewesens, das am Steuer eines Zugs sitzt? Und ist hier die Quote auch erfüllt? Wie heisst das, was früher ein Zug war, jetzt? Dürfen Zuggäste, die Gebäude lieben, mitfahren?  Und wie wäre es mit der Aufschrift: LGTBQi+quamperfekt, für alle, denen das Grundgesetz nicht ausreicht.

Bernd Schreller / 10.07.2021

@Andreas Rochow !!! So ist s !!! Diese Kunterbunt- und andere Zerstörungspläne laufen weltweit in den bisherigen 1.-Welt-Staaten, jeweils angepasst an die jeweilige Situation vor Ort, jedoch immer von denselben Mächten mit sehr vielen Milliarden finanziert. Das gilt selbstverständlich auch für Luisa/Greta/BLM/Antifa-Fa usw.

Gerhard Hotz / 10.07.2021

Die ganze grassierende Randgruppenverhätschelung bewirkt nur, dass irgendwann niemand mehr normal sein will. Bei jüngeren Leuten in meiner Verwandtschaft habe ich oft das Gefühl, es geht in diese Richtung. Mich als Rentner tangiert das aber nicht mehr. Ich kann entspannt zuschauen, wie sich das weiter entwickelt.

Johann Wein / 10.07.2021

Ich kann mich darüber ganz ehrlich nicht aufregen. Diese Kasper wie Lutz, Neuer mit der Regenbogenbinde oder auch Reiter, der ja in seinem München am Christopher Street Day das Stadion in Regenbogen schmücken will, tun mir eigentlich nur leid. Die gäben auch bei Putin und vor allem in Katar (warten wir auf 2022) und früher bei Honecker ihr Bestes. Frei nach der Stasi: wer anders denkt, ist unser Feind.

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