Im Endspiel: Wenn Politik ein Fußballspieltag wäre…

Von Okko tom Brok.

Gedanken zum 34. Spieltag der Deutschen Fußball-Bundesliga

Deutschland im Frühjahr 2022. Die Fußball-Saison neigt sich ihrem Ende zu. Allen dunklen Wolken am Himmel zum Trotz ist die Stimmung heiter-beschwingt. Im Fußball bestaunen wir die 10. Meisterschaft des Rekordmeisters aus München in Folge, während wir uns gleichzeitig auch politisch am Rekord einer inzwischen seit fast 17 Jahren alternativlos regierenden All-Parteien-Regierung erfreuen. Doch die Harmonie trügt: Ein „Trainerwechsel“ könnte bevorstehen. Die Parallelen zwischen „König Fußball“ und der Bundespolitik sind frappierend.

Stellen Sie sich folgende Kurz-Info über ein Ihnen kaum bekanntes Land vor:

„Nach 16 Jahren einer langen Kanzlerschaft der zuvor stärksten Partei übernahm der bereits mitregierende amtierende Vizekanzler von der zuvor zweitstärksten Partei des Landes die Amtsgeschäfte. Einige der neuen Ministerposten (Gesundheit) wurden von der ehemaligen Regierungspartei (Söder) vorgeschlagen und im Konsens nahezu aller Parteien beauftragt. In der 1. Fußball-Liga des Landes dasselbe Bild: Seit über 10 Jahren erdrückende Dominanz eines Clubs, kaum Konkurrenz, aber reichlich Larmoyanz, kurzum: Stillstand.“

Ist das noch Harmonie? Oder schon Pathologie?

Auswärtsspiel in Kiew

Stellen wir uns die Bundespolitik doch einmal als einen letzten Spieltag einer Sportsaison vor. Jubel, Trubel, Heiterkeit. Sehr viel Lärm um Nichts. Bratwurstduft (vielleicht mit Impfung als Gratisbeilage?) liegt in der Luft, Pyro-Rauchschwaden verdunkeln das Bild. Kameraschwenk. Groß im Bild die Herren Merz und Söder mit Blick in die Ferne und mit Handtüchern über den verschwitzten Schultern, wie sie beide auf der Reservebank sitzen. Etwas müde der eine, etwas angriffslustiger der andere. Warten sie auf ihre Wieder-Einwechslung? Beim Auswärtsspiel in Kiew durfte Merz ja trotz deutlich erkennbarer „konditioneller Defizite“ tatsächlich noch einmal „aufs Feld“! Der schmallippige Kommentar von Merz nach dem Spiel zeigte, dass er die Spielregeln des Betriebs noch beherrscht: „Schön, dass ich der Mannschaft helfen konnte!“ Das Spiel konnte er immerhin ausgeglichen gestalten und „Trainer“ Scholz die sichere außenpolitische Niederlage ersparen, die für ihn vielleicht schon das „Aus“ in der Meisterschaft bedeutet hätte. Der Vereinspräsident durfte ja wegen seiner roten Karte und der Stadionsperre sowieso nicht mit nach Kiew fahren, weswegen auch der Trainer aus Protest zu Hause blieb.

Der Trainer hat allerdings noch weitere Sorgen, die die vorerst stabile Meisterschaft gefährden könnten. Sein Kader erweist sich unter Druck als überfordert und konditionell ausgelaugt. Zahlreiche Spieler entpuppen sich zudem als ungeahnt wenig teamfähig. Insbesondere der linke Flügelverteidiger (Lauterbach) ist dadurch bereits erheblich unter Druck geraten. Das eine oder andere „Eigentor“ (Impfdosendesaster, Impfpflicht-Niederlage, Corona-Hysterie u.a.) ist weitgehend seiner Neigung zum Eigensinn anzulasten. Aber auch auf den traditionell „rechten“, momentan jedoch mit gelernten „Linksverteidigern“ tendenziell fehlbesetzten Flügeln (Inneres, Verteidigung) hakt momentan der Spielfluss. Erfolge dringend gesucht. Oder neues Personal?

Der Zauderkünstler

Die zahlreichen Leihspieler der grünen und gelben Vereine, die im Regierungsteam mitspielen, murren schon, einige der „Gelbhemden“ verließen lautstark protestierend eine wichtige Teambesprechung. Die Harmonie in der Mannschaft ist also akut gefährdet, und die Presse nennt den Trainer abfällig einen „Zauderkünstler“ (NZZ). Werden jetzt vielleicht sogar bald die roten Heimtrikots durch schwarze ersetzt? Wackelt am Ende gar der Trainerstuhl?

Weitere externe Faktoren könnten im Endspiel des Trainers am Ende der Saison eine Rolle spielen: Kann die Versorgung der Spieler und am Ende sogar der Zuschauer im Stadion eigentlich überhaupt noch gewährleistet werden, wenn die Energie unbezahlbar wird oder ganz versiegt? Hört man bereits das Raunen der verunsicherten Menge, die feststellt, dass es bald vielleicht schon keine Bratwurst mehr zu kaufen gibt? Und dass die Preise jetzt schon das Budget der Durchschnittsfamilien sprengen?

Am lästigsten für den zaudernden Trainer sind jedoch die Mahnungen von FIFA (NATO) und UEFA (EU), dass das Team seinen vertraglichen Pflichten nicht hinreichend nachkomme. Insbesondere die Bereitstellung von dringend benötigten Sportartikeln aus Deutschland komme nur schleppend voran, während internationale Firmen hier schneller agierten. Vielleicht könnten die noch in großer Zahl vorhandenen gebrauchten Fußballstiefel aus DDR-Beständen jetzt wieder Verwendung finden? Aber wie lange würde es dauern, bis diese wieder gebrauchsfertig wären? Die renommierten Firmen Puma und Adidas in Herzogenaurach betonen übereinstimmend, sie könnten maximal zwei Paar Schuhe pro Woche wiederherstellen. Viel zu wenig, um jetzt „angreifen“ zu können!

Auf Kritik an ihrer zögerlichen Haltung reagiert die Vereinsführung dünnhäutig. Angesprochen auf die mediale Schelte antwortete der Trainer, wer einen Vertrag beim Deutschen Meister unterschrieben habe, müsse wissen, was er getan habe. Es sei aber schon „heftig“, wie ihm gegenüber alle „roten Linien“ missachtet würden.

Zum Abschluss dieser kleinen satirischen Fußball-Glosse sei jedoch ausdrücklich festgestellt, dass es DOCH einen Unterschied zwischen Fußball und Politik gibt: Im Fußball wird tatsächlich bis zum letzten Augenblick „gefightet“, in der deutschen Politik kann ich das momentan überhaupt nicht erkennen.

 

Der Autor schreibt unter einem Pseudonym und ist im Hauptberuf Lehrer an einem niedersächsischen Gymnasium. Seit Gerd Müllers Siegtor gegen die Niederlande (WM 1974) ist er unbeirrbarer Fan des FC Bayern München. Für das Team von Olaf Scholz hegt er weniger Sympathie.

Foto: Bundesarchiv/ Rainer Mittelstädt CC BY-SA 3.0 de via Wikimedia Commons

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Rainer Niersberger / 17.05.2022

Ich habe (hatte) durchaus grosse Sympathien fuer den FC Bayern, die allerdings seit der Rueckkehr des Patriarchen und (heimlichen) Ewig - und Alleinherrschers und seinem Fuehrungspersonal ziemlich getrübt wurden. Die Parallelen sind tatsaechlich vorhanden, denn auch beim FC Bayern gibt es aehnliche Personal - und Strukturprobleme, wie sie insbesondere nach einer viel zu langen Allein herrschaft einer Person,  die glaubt, allein qua Apotheose Alles zu wissen und zu koennen, auftreten. Hier wir da wurden bzw werden der rechtzeitige Wechsel aus gleichen Gruenden verpasst und hier wie da wird die (Fuehrung) Personalqualitaet danach verheerend, denn die Matriarchin und der Patriarch, der erstere sehr geschätzt hat,  waehlen “ihr” Personal natuerlich realiter nicht im Sinne des Landes oder des Vereins bzw nach Qualifikation, sondern, getarnt, im ureigensten persönlichen Interesse.  Der “Sportvorstand” laesst gruessen.  Der Scherbenhaufen danach, vor allem bei der bekannten Unfähigkeit zur radikalen Losloesung der “Psychoschwachmatiker” unter dem Personal und den “Fans”, wird zum Desaster, politisch und sportlich. Ob beide die Kurve kriegen bzw der Verein das drohende sportliche Unheil im internationalen Vergleich, auch das “verbindet”, abwenden kann, ist fraglich. Konsequenzen, also die “richtigen”, die naturgemaess tief greifen muessen, sind allgemein unerwünscht, in der Gesellschaft wie bei den “Fans”. Man “macht” einfach weiter und hofft auf ein Wunder oder Godot. Die einen wollen Merkel reaktivieren, soweit das ueberhaupt noetig sein sollte, die anderen folgen, auch ohne Auftrag, den Anweisungen vom Tegernsee.  Beide Herrscher haben ja personalmaessig die Weichen gestellt.  Im Sport sieht man das Ergebnis direkter und schneller. Ob man die eigentlichen! Ursachen fuer das Ergebnis erkennt oder sehen will, ist allerdings wie ueblich eher unwahrscheinlich.

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