Johannes Eisleben / 10.07.2020 / 06:06 / Foto: Karl Udo Gerth / 69 / Seite ausdrucken

Ihr habt so zu leben, wie wir es sagen!

Politiker und Medien schreiben uns immer mehr vor, wie wir zu leben haben, und seit einigen Jahren werden uns durch Exekutive und Legislative immer mehr Freiheiten und Rechte genommen: Das Recht, über die Verwendung unserer Steuermittel mitzubestimmen (Eurorettung durch EZB), die Freiheit, in sozialen Medien unsere Meinung zu äußern (NetzDG), das Recht, darüber zu bestimmen, wer unser Land betritt (Grenzöffnung) und neuerdings zahlreiche bürgerliche Freiheiten und Rechte (Covid-Maßnahmen). Der Prozess begann schleichend, doch sind wir den Weg in die Knechtschaft (v. Hayek, „Der Weg zur Knechtschaft", PDF) nun schon ein gutes Stück gegangen, was man sofort sieht, wenn man einen Bahnhof oder ein Geschäft betritt: Ohne jeglichen medizinischen Grund müssen wir dort alle Masken tragen, die uns unser menschliches Antlitz, ohne das wir als soziale Wesen nicht funktionieren, nehmen. Ja! Masken!

Als freie Menschen haben wir als US-Militärprotektorat nach dem Krieg mit der Bundesrepublik begonnen, nun sind wir dabei, wieder Knechte (serfs) zu werden und in Angst vor dem Staat und unseren Mitmenschen zu leben. Wie konnte es dazu kommen und wie lange soll das noch weitergehen?

Eine lange Vorgeschichte

Bis zur Erfindung der Logoskultur im antiken Griechenland haben Menschen danach gestrebt, so zu leben wie ihre Vorfahren. Dies galt als bewährt, sicher und zukunftsträchtig. Ein gutes Beispiel dafür ist das alte Ägypten. Dieses Reich währte mehr als dreitausend Jahre und wurde extrem konservativ regiert. Echnaton, der – sicherlich davon motiviert, die Priesterschaft aus Machtpositionen zu verdrängen – im 14. Jhd. v. Chr. kurzzeitig eine Vorstufe des Monotheismus einzuführen versuchte, scheiterte mit seinen Reformen, nach seinem Tod ging man zum bewährten Polytheismus zurück, mit dem man dann noch mehr als 1.500 Jahre bis zum Untergang des Reiches weitermachte.

Mit der griechischen Logoskultur begann sich das konservative Verständnis von Kultur und Gesellschaft zu wandeln, kulturelle Veränderung wurde erstmals positiv bewertet und die Eigenschaften verschiedener Herrschaftsformen mit ihren Vor- und Nachteilen explizit reflektiert (bei Plato und Aristoteles). Der Antrieb für Veränderungen der Regierungsform blieben aber Machtkonflikte zwischen verschiedenen Gruppen der antiken Gesellschaft. Der Gedanke der gezielten Veränderung der Gesellschaft war der Antike fremd. Vielmehr setze man auf Kontinuität, was selbst beim Übergang von der römischen Republik zum Prinzipat, der uns als drastischer Wechsel der Herrschaftsform erscheint, deutlich wurde. Das Prinzipat wurde zur Restauration der Republik nach den Bürgerkriegen stilisiert und das Kaiseramt als nicht-erbliches Ausnahmeamt verstanden. Zahlreiche republikanische Rechte blieben den Bürgern erhalten.

Erst in der Neuzeit begann man zu glauben, politische Veränderungen ließen sich gezielt planen und umsetzen, der politische Rationalismus setzte ein. Ein wichtiges Beispiel ist die Gegenreformation im 16. Jahrhundert. Die katholische Kirche begann mit dem Tridentinischen Konzil, die Reformation zurückzudrängen, und die Habsburger wendeten große Mittel auf, um dieses Ziel zu erreichen, was in ihren Kernländern auch gelang. Doch dauerte es noch weitere 200 Jahre, bis die Sozialkonstruktivisten auftraten. Das waren Denker, die propagierten, es ließe sich eine neue, bessere und gerechtere Gesellschaft aus Postulaten planen und gezielt konstruieren.

Die Sozialkonstruktivisten

Wichtige Pioniere des Sozialkonstruktivismus waren Francois Babeuf, Jean-Jaques Rousseau, Pierre-Joseph Proudhon, Henri de Saint-Simon sowie Robert Owen. Der wichtigste Denker dieser Richtung ist bis heute Karl Marx. Viele von ihnen waren auch Vordenker der Soziologie (den Begriff schuf August Comte), einer neuen Wissenschaft, die sie mit dem fortschrittsgläubigen Ziel betrieben, die Gesellschaft zu analysieren, um sie zu verbessern.

Dieses zuerst in Frankreich ausformulierte Denken hat die Moderne zutiefst geprägt, heute ist es weltweit dominierend, man kann sagen, dass es eines der wichtigsten Motive der Moderne ist, selbst bei einem ihrer Gegner wie Martin Heidegger. Konservative Alternativmodelle, die das historische Gewordensein der kulturellen Artefakte und gesellschaftlichen Strukturen betonen und die Fruchtlosigkeit und Gefahren des Versuchs der Planung menschlichen Zusammenlebens aufzeigen wie Edmund Burke, Georg Friedrich Wilhelm Hegel, Michael Oakeshott, Arnold Gehlen oder Friedrich August von Hayek, sind heute absolut unmodern, sie werden routinemäßig als veraltet abgetan oder sogar als “Nazidenker” und “Rassisten” diffamiert.

Für die meisten Menschen ist es heute selbstverständlich, dass wir abstrakte gesellschaftliche Ziele formulieren und diese dann mit politischen Maßnahmen umzusetzen versuchen. Je weiter diese Ziele der Natur des Menschen und den Gesetzen der Physik widersprechen, desto radikaler sind die Maßnahmen, mit denen sie umgesetzt werden und desto lauter ist das Propagandagetöse, das damit einhergeht.

Beispiel Klimarettung

Ein gutes Beispiel dafür ist die sogenannte “Klimarettungspolitik”, ein Musterstück des Sozialkonstruktivismus. Eine kleine, aber einflussreiche Gruppe hat postuliert, wir verbauchten zu viel Energie und dies führe über den Ausstoß von Kohlendioxid zur globalen Erwärmung, einer Katastrophe für die ganze Menschheit. Daher müssten wir die Gesellschaft fundamental ändern, den Energieverbrauch pro Kopf und insgesamt reduzieren und die Energie mit sogenannten “erneuerbaren Energiequellen” produzieren. Dafür werden erhebliche Steuermittel aufgewendet und Zwangsmaßnahmen beschlossen: Das EEG, das den Strompreis künstlich erhöht, um Wind- und Sonnenenergie zu subventionieren, Gesetze zur Steigerung der “Energieeffizienz” in Gebäuden und zahlreiche Maßnahmen zur Reduktion des Anteils von Verbrennungsmotoren am Individualverkehr und Transport. Die Prämissen sind wissenschaftlich nicht bewiesen, einzig sicher ist, dass wir eine globale Erwärmung erleben, die aber auch als Rückkehr zur Normaltemperatur des Holozäns gesehen werden kann. 

Die Klimarettungsmaßnahmen kosten Freiheits- und Eigentumsrechte, es kommt zu einer Umverteilung von unten nach oben, da die steigenden Strom- und Transportpreise für die Unterschicht und untere Mittelschicht, relativ gesehen, viel mehr ausmachen als für die obere Hälfte der Einkommenspyramide. Die Maßnahmen werden seit Jahrzehnten von einem massiven Propagandagetöse begleitet, das immer lauter wird und vor dem Einspannen von Kindern für politische Propagandaziele nicht zurückschreckt. Dies kennen wir sonst nur aus totalitären Regimes.

Doch gebracht haben die Maßnahme praktisch nichts. Die 342 Milliarden EUR für die Reduktion der Heizenergie sind verpufft, die mehr als 500 Milliarden EUR zur Reduktion des Treibhausgasausstoßes haben kaum etwas gebracht und bei Transportemissionen hat sich europaweit auch nichts getan. Dies liegt im Wesentlichen daran, dass – selbst wenn die These vom anthropogenen Klimawandel richtig wäre –  erstens die Menschen ihre Lebensgewohnheiten nicht ändern, sondern der Energieverbrauch pro Kopf weltweit immer weiter steigt, und zweitens es physikalisch unmöglich ist, den Energiebedarf allein durch “erneuerbare Energien” zu decken.

Sie halten an den Utopien fest

Doch Sozialkonstruktivisten ficht das nicht an, sie halten auch angesichts von Rückschlägen hart an ihren utopischen Zielen fest. Leider ist der Sozialkonstruktivismus aber tödlich, er hat in der Praxis hunderte von Millionen Tote in Europa, Russland, Asien, Afrika und Lateinamerika gefordert. Die schlimmsten und radikalsten Beispiele sind der Nationalsozialismus, der Sowjetkommunismus und der asiatische Sinokommunismus, unter dem bis heute Menschen in China, Vietnam und Nordkorea leiden.

Wie begründen Sozialkonstruktivisten angesichts dieses Elends aber, dass man weitermachen muss mit der Planung und Durchsetzung einer besseren Gesellschaft? Das Hauptargument lautet, man habe es bisher nicht richtig versucht oder es seien die falschen Mittel gewählt worden. So jammerte schon der Nominalist, Volksutopist und Nazitheoretiker Martin Heidegger in seinen Tagebüchern, die Nazis hätten durch ihre unzureichende Politik die Chance vertan, das deutsche Volk wieder zu seinem eigentlichen Sein zu führen.

Von seinen Nachfolgern bei den Grünen, den heute führenden Sozialkonstruktivisten, hören wir, der DDR-Sozialismus oder Sowjetkommunismus hätten es halt falsch gemacht, man müsse es eben besser machen und das sei letztendlich nur an der Wurzel durch Abschaffung der Familie mit Hilfe eines staatlichen Erziehungsmonopols möglich.

Sozialkonstruktivisten sind machtbesessen, sie hassen, wie schon ihre ersten neuzeitlichen Vorgänger, die Habsburger, dezentrale Strukturen und politische Willensbildung von unten nach oben, sondern wollen top-down bestimmen, wie es wo lang geht. Das zentrale Argument gegen dieses "social engineering" hat Friedrich August von Hayek vorgetragen. Er erkannte, dass zentrale Planer nie die Bedürfnisse und Handlungsabsichten der Menschen erfassen, berücksichtigen und umsetzen können, sondern dass Menschen innerhalb eines staatlich garantierten Rechtsrahmens frei interagieren müssen, um eine möglichst hohe Befriedigung aller zu erreichen. Doch als würdige Nachfolger Rousseaus misstrauen die Sozialkonstruktivisten der vulgären “volonté de tous” (Wille aller), sondern wollen mit Hilfe einer elitären Regierung (in der DDR nannte man es Zentralkomitee, Jürgen Habermas nennt es "herrschaftsfreien Diskurs") die edle “volonté générale” (gemeinsamer Wille) durchsetzen.

Wir müssen sie noch eine längere Zeit aushalten

Leider ist der Sozialkonstruktivismus derzeit dominierend. Daher hat es auch keinen Sinn, an ihm “Gesellschaftskritik” zu üben – es ist ein kultureller Megatrend, der nun erstmals seit der französischen Revolution und der ersten modernen totalitären Herrschaft unter Napoleon weltweit die Politik zu bestimmen scheint. Denn anders als im Kalten Krieg gibt es zum Sozialkonstruktivismus keinen Gegenentwurf mehr, alle Regierungen betreiben ihn – mit unterschiedlichem Ausmaß der Entrechtung und Verknechtung.

Natürlich sind China, Nordkorea, Kuba, Venezuela und ein paar andere klassisch-sozialistische Ländern darin weiter als die EU, die USA, die Schweiz oder das Vereinigte Königreich. Doch überall sind die Medien vollkommen sozialkonstruktivistisch, Gegenstimmen werden diffamiert oder in den Sozialen Medien gelöscht, gesperrt oder zumindest in den Shadow-Ban, eine moderne, milde Form der Reichsacht, getan. Die Gegner des Sozialkonstruktivismus müssen, wenn sie sich öffentlich äußern, auch mit ökonomischen Repressionen rechnen – Verlust des Arbeitsplatzes, Verlust von Kunden, Kaltstellung. In diesem Klima werden Regierungen dazu getrieben, den Sozialkonstruktivismus durchzuziehen, auch wenn sie es prinzipiell nicht wollen – dafür ist der britische Premier Boris Johnson ein gutes Beispiel.

Und die ehemals freien Bürger sind bereit, dies mitzutragen – aus wohlstandsgenährter Gleichgültigkeit, aus Gewohnheit, sich der Macht zu unterwerfen oder weil sie, wie etwa ein Fünftel bis ein Viertel der Bevölkerung, selbst überzeugte Sozialkonstruktivisten sind.

Und was kann die Gegenöffentlichkeit tun? Sie kann die Zustände beschreiben – so lange sie dazu noch die Freiheit hat – und geistiges Material für eine spätere Wende bereitstellen. Dabei braucht man Geduld, es kann lange dauern, wie die Geschichte des intellektuellen Widerstands gegen das Ancien Régime in Frankreich zeigt: Seit 1720 schrieben die Freimaurer gegen die pervertierte Monarchie an, aber die meisten erlebten deren Ende nicht mehr. Die Reformation brauchte noch länger: Von der Verbrennung Jan Hus’ beim Konzil von Konstanz bis zu Luthers Anschlag der 95 Thesen dauerte es mehr als hundert Jahre. Aber unsere Zeiten sind schnelllebiger, vielleicht erleben wir die Wende noch.

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Werner Arning / 10.07.2020

Einmal haben sie Sozialkonstruktivisten nicht „aufgepasst“. Das war vor der Wahl Trumps. Dieser „Fehler“, dieses Malheur wird ihnen kein zweites Mal passieren. Auf die Vermeidung einer eventuellen Wiederholung, egal in welchem „sozialrelevanten“ Land, ist ihre ganze Aufmerksamkeit und Streben gerichtet. Mit allen Mitteln werden sie eine vergleichbaren politischen „Unfall“ zu verhindern wissen. Niemals mehr werden sie einen möglichen Gegner unterschätzen. Eher noch schießen sie mit Kanonen auf Spatzen. Da sich die propagandistischen Mittel größtenteils in ihrer Hand befinden, ist mit ihrem Scheitern zunächst nicht zu rechnen. Es wird wieder einmal die Realität selber sein, die ihnen den Garaus machen wird. Doch das kann dauern.

Gert Köppe / 10.07.2020

Jeder Total-Crash rüttelt auch die verantwortlichen Herrscher aus ihren Sesseln. Das ist gut so. Nun könnte man geduldig abwarten bis sie alles an die Wand gefahren haben, das ist die eine Variante. Oder, man bevorzugt die andere Variante und hilft heimlich, sozusagen im “Hintergrund”, fleißig mit, damit das Unvermeidliche schneller kommt. Da gibt es unzählige Möglichkeiten, die jeder hat. Welche das sind schreibe ich aber hier nicht, denn der Feind ließt ja auch mit. Hat jedenfalls schon früher sehr gut funktioniert.

Volker Kleinophorst / 10.07.2020

Na, auf die Freimauerer würde ich nicht setzen. Die sind doch selbst “Sozialkonstruktivisten” (Und frühe Globalisierer). Deren Leitspruch ist: “Ordnung durch Chaos”. Klingt ja wie der Leitsatz von Merkel? Na der hat man doch schon jeden Freimaurerorden um den stämmigen Hals gehängt, auch die jüdische Freimauererloge B’nai B’rith (Söhne des Bundes). (1843 in New York begründeter Ordensverband, der nur Juden aufnimmt. Neben Merkel 2008 erhielten die ‘Europe Award of Merit-Medaille’ von BB Weizäcker (1991), Kohl (1996) und (Never trust-) Matthias Döpfner (2014). Merkel wurde für ihren Kampf gegen Antisemitismus und Rassimus geehrt. Und: Die sind angeblich selbständig und unpolitisch. Ha Ha Ha.) Die Kirche? War nie eine Lösung. Und die “Haltung” der Evangelen (bin selber als solcher aufgewachsen) hat die Welt nicht wirklich bereichert. Dieses neue Lügen für alte Lügen ist nicht zukunftsweisend. PS.. Rathenau und Freud waren Mitglieder des B’nai B’rith. Für den historisch Interessierten.

Christian Freund / 10.07.2020

Das Bittere ist, dass wir schon über einige Jahrzehnte an einer ganz passablen Liberalität schnuppern durften. Wir wissen, dass es möglich ist.

Steffen Schwarz / 10.07.2020

Das ist auch meine Meinung, für D meine ich, 10-max 15Jahre werden die grünen Kommunisten wohl noch wüten wenn man sie läßt. Fraglich ist mir aber, ob es zu Ereignissen kommt, die die FDGO anders erschüttern als man es möchte. # In den letzten 20-25 Jahren haben die grünen Kommunisten in D immer davon profitiert: Hartz4, Tsunami,  Euro, Ausländer, Seuche, vermeintliche Nazis allüberall,  alles wurd zu ihrem Vorteil umgebogen / ausgenutzt. Das geht mal schief.

Hugo Bing / 10.07.2020

Die Weltbevölkerung wächst exponentiell aber der Energieverbrauch, der Landschaftsverbrauch, die Umweltverschmutzung sollen sinken. Das allein ist schon paradox. Die Welt ist wie sie ist. Die menschliche Entwicklung und die menschliche Gesellschaft waren noch nie ohne Verbrechen, Herrschsucht, Brutalität und mit Rücksicht auf die Umwelt, Flora und Fauna ausgestattet. Das geht auch so weiter. Es gibt nicht viel Hoffnung, daß die Menschheit sich mal zu echter Zivilisation und Vernunft weiterentwickelt. Was sie auf der einen Seite aufbauen mit viel Fleiß und Intelligenz, reißen die anderen, die Egomanen in ihrer Primitivität mit dem Arsch wieder ein. Aber das scheint in der Natur so angelegt zu sein. Die negative Rückkopplung wird es richten, wenn auch mit äußerster Brutalität. Aber Moral ist keine Kategorie der Natur.

E. Müsch / 10.07.2020

Haben Sie sich schon mal gefragt woher diese Regulierungssehnsucht herkommt? Es ist ist ein Phänomen von Aktio und Reaktio ein Pendel was von einem Extrem in das andere umschlägt. Wir hatten seit Anfang der 1990er bis heute eine massive Deregulierung der Märkte. Insbesondere in der Finanzbranche und für die Wirtschaft (Deregulierung des Arbeitsmarktes, Abbau von Umweltstandards, frei Transfer von Waren und Arbeitskräfte weltweit etc. ). Dies alles hat zu schweren gesellschaftlichen Verwerfungen geführt, deren Widersprüche unauflöslich sind. Die Menschen spüren das an dem kapitalistischen Mantra; der freie Markt regelt alles, etwas nicht stimmt. So hat man Kontrollbehörden, wie Finanzaufsicht, Bundeskartellamt, Lebensmittelkontolle und Veterinärsämter massiv durch Stellen- und Kompetenzabau geschwächt z.T. privatisiert und auf Eigenkontolle (lächerlich) gesetzt, mit der Folge, dass in vielen Bereichen die Dinge völlig aus dem Ruder gelaufen sind. Dies führte zu (Monopolbildungen, gewaltige Finanzkonzentrationen eines irren Finanzcasinos etc. etc.  Die Fehlentwicklungen sind so gravierend, dass dringend Korrekturen notwendig sind, und die die soziale Marktwirtschaft ja auch ausdrücklich vorsieht. Lesen Sie bitte Ludwig Erhards; Wohlstand für alle, es ist eine Absage an die entfesselten Märkte. Heute wären dringend Reformen und Korrekturen in Sinne Ludwig Erhards notwendig.  Die heutigen Regulierungsphantasien schießen über das Ziel weit hinaus, und drohen in das andere Extrem zu pendeln, aber sie sind die verständliche Reaktion auf eine asoziale Fehlentwicklung des Kapitalismus, der nur mit Regulierung sinnvoll für ein Gemeinwesen funktioniert kann.

Dr. Ralph Buitoni / 10.07.2020

So treffend diese Darstellung in vielem ist - außer bei solchen historischen Ausreißern wie der Verweis auf die gegenreformatorischen Habsburger, denn die wirklichen Vorläufer der Sozialutopisten waren gerade die PROTESTANTEN, die das Himmelreich auf Erden zu verwirklichen suchten - so ist sie auch sehr lückenhaft. So fehlt jede Erklärung dafür, warum gerade jetzt und im gesamten Westen dieses Denken so widerspruchslos zum Durchbruch kommen konnte. Es fehlt jeder Verweis auf SOZIALHISTORISCHE Entwicklungen. Die heutige neue Klasse der Sozialutopisten besteht aus den Absolventen der durch die sogenannten “Bildungsreformen” künstlich aufgeblähten Universitäten. Millionen und Millionen fehlausgebildeter junger Menschen, die nie und nimmer universitätstauglich waren, mit nutzlosen Abschlüssen, und die auch von keinem eigenen Interesse motiviert waren, wissenschaftlich und strukturiert Denken zu lernen, fluten seit ca. 20-30 Jahren den Arbeitsmarkt. Die Speerspitze dieser Entwicklung war der Feminismus, der zahlreiche junge Frauen dazu brachte, sich mit Dingen zu beschäftigen, für die sie sich nicht wirklich interessierten, und für die sie keine Geduld und Fleiß aufbringen konnten und wollten, sie tatsächlich tiefer verstehend kennenzulernen. Als Ergebnis hat man ein pseudo-intellektuelles Akademiat, das glaubt, die Anwendung einer unverstandenen, unreflektierten Phraseologie sei schon Wissenschaft. Für diese Klientel wurden einerseits zahlreiche unproduktive Schmarotzerposten geschaffen, wie das “Beauftragten”-Unwesen, womit künstlich die Frauenquote durchgesetzt werden konnte. Andererseits wurden sie auch in Funktionsbereiche gehievt, wo sie scheinbar den geringsten Schaden anrichten konnten, wie z.B. im Personalwesen. Doch gerade in solchen Bereichen wirken sie verheerend: immer auf der Suche, ihre sinnlosen Tätigkeiten zu legitimieren, erfinden sie ständig neue “Probleme”, um sich mit sozialkonstruktivistischen Programmen selbst beschäftigen zu können.

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen

Es wurden keine verwandten Themen gefunden.

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com