Zu den Protagonisten der Gegenöffentlichkeit zählen heute unbedingt die Unterzeichner der PARISER ERKLÄRUNG vom 7. Oktober 2017 [ Links sind leider nicht regelkonform, daher einfach googeln: »thetrueeurope« ]. Die Unterzeichner sind die Crème de la Crème wahren europäischen Geistes: Rémi Brague (Frankreich), Philippe Bénéton (Frankreich), Chantal Delsol (Frankreich), Roman Joch (Tschechien), Lánczi András (Ungarn), Ryszard Legutko (Polen), Pierre Manent (Frankreich), Janne Haaland Matlary (Norwegen), Dalmacio Negro Pavón (Spanien), Sir Roger Scruton (Großbritannien), Robert Spaemann (Deutschland), Bart Jan Spruyt (Niederlande), Matthias Storme (Belgien)
Mein Gott, was für eine fantastische Analyse! Kompliment. Nur ein paar kleine Anmerkungen. Bei der Aufzählung der Intellektuellen, die sich frühzeitig dem linken Ungeist entgegenzustemmen versuchten, fehlen mir z.B. die beiden “Helmuts”: Schelsky und Schoeck, sowie Erwin Scheuch, oder, in Frankreich, Raymond Aron. Und ein ganz wichtiger Name: Orwell. Er hat schon in seinem 1937 erschienenen “On the road to Wigan Pier” die Abgehobenheit der “loony left” karikiert. Wichtige Einschnitte bei der ersten Entzauberung linker Phantasmagorien waren die Erfahrungen mit den “Grenzen des Wachstums” des Club of Rome, des angeblichen “peak oil” (angebliches Auslaufen der Welt-Ölversorgung”) und, in Deutschland, dem “Waldsterben”. Alles mehr oder weniger Chimären, deren Realitätslosigkeit sich immer mehr zeigt. Im Grunde beruhen sie auf Denkfehlern, ganz genau wie Marx’ Theorien (Gesetz des tendenzielle Falls der Profitrate). Im Kern ist das linke Unglück entstanden, weil diese Menschen nicht ohne Religion leben können. Da das Christentum für viele von ihnen keine Alternative mehr ist, und der Ersatz - der Kommunismus - nach dem Fall des Ostblocks auch nicht mehr allzu attraktiv ist, haben sie sich nach etwas Neuem umgesehen und wurden im humanitaristischen Multikulturalismus fündig. Er ist ihre neue Ersatzdroge. Dabei haben sie fleissig beim Kommunismus entlehnt: Statt sozialistischer Internationaler jetzt Aufgehen alles Nationalen in transnationalen Super-Einheiten wie der EU und der Durchmischung der nationalen Gesellschaften (siehe den programmatischen Artikel von Cohn-Bendit in der ‘Zeit’ vom 22.11.91 “Wenn der Westen unwiderstehlich wird” - ist online). Allen linken Träumereien ist u.a. eines gemeinsam: das Denken normaler Menschen zählt nicht - wir haben ein “falsches Bewusstsein”, oder sind “Abgehängte”. Nur die linke Elite (früher: die “Avantgarde des Proletariats”) zählt wirklich. Dieses linke Denken ist mit Demokratie grundsätzlich unvereinbar.
Dieser außerordentlich kluge, umsichtige, sachlich angemessen formulierte Artikel hat nur einen, dafür m.E. gravierenden Schönheitsfehler: “.... Linke im echten Sinne: Menschen, die sich ....... einsetzen, dabei aber von realistischen Prämissen ausgehen.” Das ist doch ein Paradoxon in se, jedenfalls nach meiner Lebenserfahrung! Und durch die Vereinnahmung der Ziele und Motive “.... beispielsweise über die Forderung nach breit gestreutem Eigentum und ernsthafte Bildungsinvestitionen oder einen sinnvollen Sozialstaat für die Schwachen unserer Gemeinschaft…” für die Linke (im Sinne eines Ausschlußkriteriums!) sehe ich mich (und alle übrigen nicht-linken Vernunftmenschen) mißverstanden und diskreditiert. Immerhin wird verschämt eingeräumt, daß “....sicherlich auch viele Konservative unter ihnen sind.” - Hieran wird deutlich, daß die herkömmliche Klassifizierung links <—> rechts immer untauglicher zur Beschreibung der gesellschaftlichen Realität wird, und zunehmend, entsprechend der jeweiligen Perspektive, zur Stigmatisierung Andersdenkender benutzt wird.
Ich habe selten einen analytisch so treffenden Artikel gelesen. Ich stimme in praktisch allen Punkten zu. Die Frage am Ende des Artikels würde ich so beantworten: Es stimmt zwar, dass die Massen gegenwärtig die Gegenöffentlichkeit noch nicht bemerken. Ich bin auch pessimistisch, dass jemals eine solche Situation wie in der DDR entstehen kann, denn sie hat zur Voraussetzung, dass große Teile des Volkes mit den bestehenden Zuständen massiv unzufrieden sind. Dazu geht es aber den meisten noch zu gut und unangenehme Phänomene regen zwar kurzfristig auf, werden aber langfristig verdrängt. Es empört mich zutiefst, dass die Eliten genau diesen Effekt, auch die Gewöhnung an langfristig zum Schlechteren veränderte Gesellschaftsverhältnisse, einkalkulieren. Allerdings ist es nicht ausgeschlossen, dass noch ein Umsteuern gelingt, da die nächste Wirtschafts-, Währungs- und Migrationskrise so sicher kommt wie das Amen in der Kirche. Und Unglück macht empfänglich für die Realität.
Danke für den Artikel! Ein noch heute aktueller Autor jener Gegenöffentlichkeit war der außerordentlich erfolgreiche Joachim Fernau. “Rosen für Apoll” und “Cäsar läßt grüßen” sollten in keiner literarischen Hausapotheke fehlen, zumal Fernau , anders als viele andere konservative Geister, nicht nur Mut, sondern auch Humor besaß.
Sehr geehrter Herr Eisleben, die “Rechte” ist eine ehrwürdige und völlig legitime politische Strömung. Ihrem Text merkt man das Bemühen an, Berührungspunkte mit Rechts möglichst zu meiden. Das “realistische Menschenbild” als Grundlage für Denken und Handeln ist traditionell rechtes Denken und rechte Politik. Man sollte Begrifflichkeiten nicht scheuen, sonst betreibt man das Geschäft derer, die den Begriffen die Etiketten “gut und böse”, “Freund und Feind” etc. anhängen. H.
@ Leo Lepin: Zu Ihrer Frage: Ich glaube, dass Linke nicht logisch denken können, sonst hätten sie nicht eine solche weltfremde Utopie. Sie denken irrational mit ideologischen Scheuklappen und sind von einer beispiellosen Naivität (wie die Grünen). Sie wollen den armen Entrechteten dieser Welt helfen, das ist ihre ureigenste Aufgabe. Der arme, edle Wilde ist das neue Proletariat, das -ist es erstmal gerettet - aus Einsicht und Dankbarkeit schnell die menschenfreundlichen Ideen der Linken (und der Grünen) übernehmen wird, denn es ist ja noch nicht vom Kapitalismus verdorben. Die mitgebrachte Kultur ist dann nur noch ein lästiges Anhängsel und wird sicher schnellstens abgeworfen. Ich habe es hier so ähnlich schon mal geschrieben: Vernunft kann man von den Linken (und Grünen) nicht erwarten! Ich habe aber auch eine Frage: Warum wird den AfD-Politikern in einem Leserbrief schon wieder unterstellt, es ginge ihnen nur um Pöstchen und damit ein echtes nationales Anliegen abgesprochen und zwar ganz pauschal?
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