Als der österreichische Journalist Theodor Herzl vor dem Ersten Weltkrieg die Idee hatte, einen Judenstaat zu gründen, konnten Juden und Nichtjuden ruhigen Gewissens antizionistisch sein. Doch nach dem Holocaust und der in dieser Zeit leider ausgebliebenen Welle der Hilfsbereitschaft liegen die Dinge anders: Wer heute behauptet, ein Antizionist zu sein, ist ein verkappter Antisemit. Er bekennt sich nur nicht zu seinem Judenhass. Von diesen Leuten gibt es leider eine ganze Menge: Eine antisemitische Grundhaltung haben in Europa 20 bis 30 Prozent der Bevölkerung, das belegen sämtliche Erhebungen. Und da es gesellschaftlichem Selbstmord gleichkäme, seinen Antisemitismus in der klassischen Form zu artikulieren, wählen die meisten Judenhasser die saubere, politisch korrekte Form des Antizionismus. Sie sprechen Israel das Recht als Nation ab. Dagegen habe ich im Prinzip nichts einzuwenden – wenn andere Länder wie Deutschland oder Frankreich ebenfalls auf ihre nationale Souveränität verzichten. Jede noch so kleine Ethnie auf dem Balkan bekommt heute ihren eigenen Staat, aber Juden und Palästinenser sollen in einem Land leben – obwohl noch nicht einmal die palästinensischen Gruppen Fatah und Hamas miteinander klarkommen. http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29712/1.html