Ein amerikanischer Investmentbanker geht zum Arzt und erhält die Nachricht: „Es tut mir leid, aber Sie haben leider nur noch ein Jahr zu leben…“ Darauf der Banker: „Aber von was denn bitteschön???“
Dieser launige Scherz geht derzeit wie ein Lauffeuer durch die internationale Bankenwelt. Das Desaster der amerikanischen Finanzmärkte sprengt jede Vorstellungskraft. Doch wie kam es eigentlich dazu? Angefangen hat das Elend im Frühsommer 2007 mit der Subprime-Krise. Windige Kreditvermittler stolperten durch Alabama und schwatzen reihenweise arbeitslosen Schwarzen, die in Netzhemden auf ihrer halbverfallenen Veranda saßen, günstige Hypotheken auf. Diese Hypotheken wurden zu Hedgefonds zusammengepackt und an der Wall Street für jeweils 100 Millionen Dollar angeboten. Da natürlich der durchschnittliche Investmentbanker kein Volltrottel ist, peppte man die Fonds mit einer genialen Idee auf. Man gab ihnen wohlklingende Namen. “High Grade Structured Credit Strategies Fund” oder noch besser: “High Grade Structured Credit Enhanced Leverage Fund”. Produkte die so heißen, müssen einfach super sein! Das dachten sich auch die Banker und griffen wie besessen zu. Hätte man die Fonds stattdessen „Arbeitslose Schwarze in Netzhemden auf der Straße Invest“ genannt – kein vernünftiger Mensch hätte die Dinger gekauft.
Das alles war jedoch noch kein Grund zur Beunruhigung. Dramatisch wurde es erst, als irgendwann mal der 12jährige Sohn eines einflussreichen US-Bankdirektors beim Abendessen seinen Vater beiläufig fragte: „Du Papa, was sind die Häuser in Alabama denn eigentlich wirklich wert?“ Der Vater wurde blass, schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn und stammelte: „Verdammt… daran habe ich nie gedacht…“ Noch am gleichen Abend rief er panisch seine besten Investmentbanker zusammen und stellte ihnen die selbe Frage. Und auch die machten große Augen und erkannten, dass dieses klitzekleine Detail offenbar im Tagesgeschäft untergegangen sein muss. Kann man es ihnen verdenken? Wer hält sich schon beim Kauf eines 100 Millionen Dollar teueren High Grade Structured Credit Strategies Fund mit so Kleinigkeiten wie dem realen Wert auf? Doch nun war die Katze aus dem Sack. Schlagartig erkannte die gesamte Bankenwelt, dass man seit Monaten mit faulen Krediten handelte und versuchte, die Dinger möglichst schnell wieder loszuwerden. Die Preise rutschten in den Keller und nach kurzer Zeit waren Hunderte von Milliarden Dollar vernichtet. Und das nur, weil ein vorlauter Dreikäsehoch seinem Vater beim Abendessen diese blödsinnige Frage gestellt hat!
Der unbedarfte Laie stutzt jetzt möglicherweise und fragt sich, ob diese Krise nicht auch anderweitig hätte verhindert werden können. Brancheninsider schütteln da nur müde mit dem Kopf und verweisen auf die „Magie der Märkte“. Geldgeschäfte in großem Stil seien nun mal zu einem gewissen Teil von der Psychologie getrieben.
Das bedeutet selbstverständlich keinesfalls, dass der Handel mit milliardenschweren Fonds etwa irreal, unvernünftig oder gar unseriös ist. Im Gegenteil. Wirklich erfahrene Investmentbroker verlassen sich nämlich nicht auf dubiose Gefühle, sondern benutzen computergestützte Prognosemodelle die die Entwicklungen am Finanzmarkt mit einer hohen Trefferwahrscheinlichkeit vorausberechnen. Aufgrund dieser Modelle fand man beispielsweise heraus, dass durch ein positives wirtschaftliches Ereignis in Asien der DAX entweder leicht ansteigt, oder gleich bleibt, oder minimal sinkt. Und jetzt kommt das Interessante: Bei etwas Negativem, ist es genau umgekehrt!
Die Bundesregierung befürchtet übrigens, dass durch die Finanzkrise in Deutschland die Arbeitslosigkeit deutlich ansteigen wird. Aber das muss ja nicht immer nur negativ sein. In Mecklenburg Vorpommern beispielsweise haben Sie dadurch praktisch keinen Berufsverkehr. Demnächst werden also auch deutsche Kreditvermittler durch die Uckermark stolpern und arbeitslosen Ossis, die in Netzhemden auf ihrer halbverfallenen Veranda sitzen, günstige Hypotheken aufschwatzen. Diese Hypotheken werden zu Hedgefonds zusammengepackt und das gleiche Spiel geht wieder von vorne los…