Peter Grimm / 15.10.2020 / 15:00 / Foto: Pixabay / 34 / Seite ausdrucken

Großbanken rufen zum Kampf gegen Rassismus auf

Schlagzeilen wie diese hätten vor wenigen Jahren noch absurd geklungen. Nicht etwa, weil Banken seinerzeit zwingend rassistisch gewesen wären, sondern weil weltanschauliche Bekenntnisse oder gar Aufrufe eigentlich nicht zu den Kernkompetenzen von Großbanken gehören. Doch da die Demonstration einer guten Weltanschauung heutzutage auch zum Geschäftsleben gehört, tun nun auch Großbanken das, was einst politischen Organisationen oder Gruppierungen vorbehalten war.  

„Großbanken rufen zum Kampf gegen Rassismus auf“, meldet nun handelsblatt.com. Getragen werde die Initiative von den „General Counsels“, den Chefjustiziaren der Banken. Sie hätten in einem offenen Brief die „globale Juristengemeinschaft“ aufgefordert, sich stärker für mehr Diversität in der Arbeitswelt und ethnisch gemischtere Führungsetagen einzusetzen. Zu den Unterzeichnern gehörten Karen Kuder, Group General Counsel der Deutschen Bank, Markus Diethelm von der Schweizer UBS und Karen Seymour vom US-Haus Goldman Sachs. Unterschrieben haben zudem die Chefjustiziare von Credit Suisse, BNP, HSBC, JP Morgan und weiteren britischen und US-amerikanischen Großbanken.

„Gewalttaten gegen Schwarze haben unsere Aufmerksamkeit dramatisch auf rassistische und soziale Ungerechtigkeiten in allen unseren Gesellschaften gelenkt. Als Leiter der Rechtsabteilungen von Finanzunternehmen haben wir uns zusammengeschlossen, um Diskriminierung in jeglicher Form anzuprangern und unsere Unterstützung für diejenigen auszudrücken, die diesen Erfahrungen ausgesetzt waren“, heiße es in dem Schreiben. Die Chefjustiziare würden in der Folge eine „integrativere Kultur am Arbeitsplatz“ und den Kampf gegen Rassismus und die Förderung ethnischer Minderheiten fordern.

„Die jüngsten Ereignisse veranlassen uns, unsere Anstrengungen zu verstärken“, erklärt Diethelm, einer der Initiatoren. Statt sich am Mittelmaß zu orientieren, sollte die Individualität im Zentrum der Firmenkultur stehen. „Wie kann eine Gesellschaft, die immer noch der Überzeugung ist, dass Einzelne aufgrund eines etablierten Mittelwerts beurteilt werden, jemals Bedingungen schaffen, die Verständnis für und Vorteile von Andersartigkeit fördern?“, habe er gemahnt.

Vorstände als Ständeversammlung?

Konkret hätten die Chefjustiziare in drei Bereichen zum Handeln aufgefordert. Erstens müsse es mehr interne Initiativen geben, um nicht-weiße Mitarbeiter zu fördern, zum Beispiel über Plattformen, die diese auf dem Weg in Führungspositionen unterstützen – insbesondere im „Kerngeschäft“, also nicht nur in den nachgelagerten Abteilungen. Diese „Talentprogramme“ müssten vom Topmanagement getrieben werden, etwa auch durch Mentoring-Partnerschaften.

Nicht-weiße Mitarbeiter und die Vertreter anderer Minderheiten müssten stärker in den Entscheidungsgremien vertreten sein, die über Beförderungen entscheiden würden. Außerdem müssten sie schon bei der Neueinstellung ausreichend berücksichtigt werden. Regelmäßige Inklusionstrainings für die Rechtsabteilungen seien ebenfalls empfohlen worden.

Auch externe Dienstleister müssten angehalten werden, stärker auf ethnisch gemischte Teams zu setzen: Hier müsse die Finanzbranche ihre Erwartungen klar formulieren. Beispielsweise könnte bei der Beauftragung externer Anwaltskanzleien künftig auch die Zahl der dort beschäftigten nicht-weißen Mitarbeiter eine Rolle spielen oder die Zusammensetzung der Partner. Wer nicht mit der Zeit gehe, würde dann nicht mehr engagiert.

Außerdem sollten die eigenen Rechtsexperten stärker ihre Fühler zu „unterrepräsentierten Gemeinschaften“ ausstrecken. Langfristig aufgebaute und gepflegte Netzwerke sollten sicherstellen, dass es ausreichend nicht-weiße Bewerber für neue Jobs gebe und diese auch während ihrer Karriere gefördert würden.

Auf eine Zeichensetzung scheinen die Chefjustiziare allerdings verzichtet zu haben: Ein Hinweis darauf, dass einer der Bekenner zu mehr Vielfalt selbst seinen Posten für einen Vertreter „unterrepräsentierter Gruppen“ geräumt hätte, ist nicht zu erkennen. Beruhigend ist es jedenfalls nicht, wenn nun Unternehmen ihre Führungsgremien nicht mehr nach fachlicher Eignung und Kompetenz besetzen, sondern nach den Maßstäben einer Ständeversammlung besetzen sollten.

Foto: Pixabay

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Leserpost

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Werner Baumschlager / 15.10.2020

Also ich würde mit Banken, die sich selbst als rassistisch ansehen, keine Geschäftsbeziehungen unterhalten wollen. Ich würde sogar eher zum Boykott solcher Institute aufrufen. Zumindest aber würde ich von einem derartigen Geschäftspartner ziemlich nachdrücklich eine Klarstellung einfordern.

Donatus Kamps / 15.10.2020

Zitat: “Wie kann eine Gesellschaft, die immer noch der Überzeugung ist, dass Einzelne aufgrund eines etablierten Mittelwerts beurteilt werden, jemals Bedingungen schaffen, die Verständnis für und Vorteile von Andersartigkeit fördern?” Ich sehe das ganz genauso. Insbesondere der IQ ist in der Gesellschaft, eine Eigenschaft, die stark diskriminierend wirkt. Es ist statistisch erwiesen, daß Menschen mit einem höheren IQ mehr verdienen und öfters Führungspositionen erreichen, als Menschen mit einem niedrigere IQ. Diese Diskriminierung nach IQ, also einer Eigenschaft, für die Menschen überhaupt nichts können, muß abgeschafft werden. Wir brauchen Quoten für dumme Menschen auch in Führungspositionen. Und damit sollte man bei den Großbanken anfangen: die dümmsten Mitarbeiter sollten hier beim nächsten Turnus die Geschäftsleitung übernehmen.

Claudius Pappe / 15.10.2020

Nachtrag zu meinem Kommentar / Löwenstein : Sicher kann man Kommentare auf mobilen Geräten absetzen ohne im Home Office zu sein, aber hat man, falls man nicht Pensionär ist, und arbeiten muß/ kann/ will die Zeit dazu ? Heute wurde meine Mülltonne nicht geleert, ach ja, Verdi hat zum Streik im ÖD aufgerufen. Klasse, der ÖD streikt, und Arbeitnehmer im Gaststätten-, Beherbergungs-, Schausteller-und Unterhaltungsgewerbe werden entlassen. Zehntausende Beschäftigte der Automobilindustrie bekommen in den nächsten Monaten ihre Kündigung, und ich soll den vor Überbeschäftigung klagenden, beamteten Lehrern Respekt zollen ?

jonas jäger / 15.10.2020

Beste Zusammenfassung des etablierten Zeitgeistes: Aussage 1: “Wie kann eine Gesellschaft, die immer noch der Überzeugung ist, dass Einzelne aufgrund eines etablierten Mittelwerts beurteilt werden, jemals Bedingungen schaffen, die Verständnis für und Vorteile von Andersartigkeit fördern?“, Aussage 2: “Nicht-weiße Mitarbeiter und die Vertreter anderer Minderheiten müssten stärker in den Entscheidungsgremien vertreten sein, die über Beförderungen entscheiden würden” Widerspruch zwischen Aussage 1 und Aussage 2: ‘Nicht-weiße Mitarbeiter’ anhand des schlechten Mittelwerts ihrer Bezugsgruppe zu fördern scheint ausdrücklich gewünscht sein. Sprich, selbst wenn ein schwarzer Mitarbeiter nicht Benachteiligung oder Gewalt in seinem Leben erfahren hat, kriegt er trotzdem Vorzüge gegenüber den weißen Mitarbeiter. Schön, wenn man erst Millionen Menschen mit anderer Hautfarbe ins Land lässt, um dann 20 Jahre später der einheimischen Bevölkerung zu vermitteln, dass sie selbst die falsche, weiße Hautfarbe haben und deswegen zurückstecken müssen. Da werden sicher die “Vorteile von Andersartigkeit” ganz schnell klar. Übrigens, falls Weiße dasselbe in anderen Ländern machen, ist es ja wieder Rassismus, Kolonialismus, Imperialismus und ganz, ganz böse. Aber was kehren einen die Widersprüche in der eigenen Weltanschauung? Wenn es der guten Sache dient, ist auch ein Kreis dreieckig und der Widerspruchsbeweis von Galileo Galilei reaktionärer Humbug.

George Samsonis / 15.10.2020

Wie hieß es damals bei Monty Python in den Nachrichten für Tiere: ” No parrot was killed in a car accident on motorway 10 in Rickmansworth”.

Marcel Seiler / 15.10.2020

Mein Berater bei der Deutschen Bank teilte mir mit, dass Männer dort bei Beförderungen kaum noch Chancen hätten, weil Frauen bevorzugt würden. Das sei nicht gerade ermutigend für jemanden, der nicht w/d sei. Ab jetzt müssen es also schwarze Frauen sein.

Uta Buhr / 15.10.2020

Alles überflüssiges Gerede - viel Lärm um nichts - weil es ja per definitionem gar keine Rassen gibt. Ergo auch keinen Rassismus. Punkt.

Claudius Pappe / 15.10.2020

In der Bundesliga ist es genau so. Die Fußballer laufen mit dem Schriftzug ” Gegen Rassismus” auf dem Trikot herum, machen einen Kniefall wegen dem schwarzen drogensüchtigen Schwerverbrecher und am Ende der 90 Minuten stehen von 11 Spielern 9 maximal Pigmentierte auf dem Platz.( Mainz 05) Deutsche oder ungarische Spieler werden gekündigt und Sportler vom südliche Kontinent bekommen den Vertrag, der Fan wundert sich wenn Bundes- Jogi keine guten 11 deutsche Spieler für ” Die (deutsche National) Mannschaft findet.

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