Peter Grimm / 19.02.2021 / 15:00 / Foto: Sandro Halank / 77 / Seite ausdrucken

Genossin Köpping lässt die Maske fallen

Manchmal klingen Nachrichten wie aus dem Bilderbuch. Sachsens Sozialministerin Petra Köpping (SPD) bot in den letzten Monaten viele Auftritte, bei denen sie sich in der Rolle als Corona-Ministerin des Freistaats gefiel. Gestärkt von der Macht des Ausnahmezustands, erklärte sie den Sachsen, welche aktuellen Zwangsmaßnahmen, Verbote und Gängelungen gerade unbedingt nötig seien, um Leben zu retten. Die Maske ist in solchen Erzählungen natürlich ganz wichtig.

Köppings Freistaat hat zudem jüngst im Wettbewerb um die schärfsten Maskenregeln mit einer innovativen Neuregelung gepunktet. In Sachsen sind Autofahrer jetzt auch am Steuer gezwungen, eine Maske zu tragen, sofern sie eine haushaltsfremde Person im Auto haben. Dass dies einen Konflikt mit der Straßenverkehrsordnung mit sich bringt, welche das „verhüllen oder verdecken“ des Gesichts des Fahrers verbietet, war Ministerin Köpping egal, als sie die neue Regel verkündete. Sie bestritt diesen Konflikt einfach. Autofahrer in Sachsen, die jemanden aus einem anderen Hausstand mitnehmen, müssen sich also überlegen, ob sie lieber gegen die sächsische Corona-Verordnung oder gegen die Straßenverkehrsordnung verstoßen wollen.

Es ist eigentlich unnötig zu erwähnen, dass haushaltsfremde Mitfahrer ohnehin Maske tragen müssen. Doch um dieses Gebot geht es jetzt, denn – wie bild.de berichtet – hat die sächsische Landeshauptstadt Dresden jetzt ein Bußgeldverfahren gegen Sachsens Sozialministerin eingeleitet, weil sie gegen ihre eigene Corona-Verordnung verstoßen hat. BILD hatte die SPD-Politikerin am Mittwoch vor ihrem Ministerium fotografiert, wie sie ohne Maske aus ihrem Dienst-BMW gestiegen war. Da sie mit ihrem Fahrer im Auto unterwegs war, hätte sie also Maske tragen müssen. Aber es ist sicher derzeit schwer für Regierende, die in unglaublicher Weise in das Alltagsleben der Bürger eingreifen können, zu begreifen, dass all die kleinlichen Regeln auch für sie selbst gelten sollen.

Und nicht nur sie selbst ließ der Meldung zufolge die Maske fallen, auch ihr Fahrer soll ohne Maske am Steuer gesessen haben. Wenn die Dresdener Behörden auch gegen ihn ein Bußgeldverfahren eröffnen sollten und er sich dann gegen eine Strafe wehrt, könnte die Ministerin immerhin in nächster Umgebung einen Präzedenzfall bekommen, um den Konflikt ihrer eigenen Corona-Verordnung mit der Straßenverkehrsordnung klären zu lassen.

Foto: Sandro Halank CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons

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Bechlenberg Archi W. / 19.02.2021

Wie wurde die Dame nochmal zur Ministerin? Ein 3. Platz bei der Lotterie “Een Sokse is immer dobei!” ? Bei “Bares für Rares” ersteigert? Ach nein, ihre Partei wurde so vielfach gewählt, dass sie die Sozialministerin stellen kann. Dann weiterhin gute Fahrt.

lutzgerke / 19.02.2021

Uns geht’s guuut, wir haben keine Sorgen; Uns geht’s guuut, wir denken nicht an morgen; Weil’s uns geeeht, verlier’n wir nicht die Ruh; Und deckt die Maske die Augen zu: wir wählen CDU!

Istvan Siegfried / 19.02.2021

Der Herr Ministerpräsident könnte ja jetzt seine Ministerin wegen Untragbarkeit entlassen. Oder sie könnte ihren Fehler einsehen und zurücktreten. Ach ja….ich vergaß....in heutigen Zeiten tritt man nicht mehr zurück. Man wird ja gebraucht, um Rechts zu verhindern.

Boris Kotchoubey / 19.02.2021

“In der Gesellschaft gibt es zwei Gruppen, für die das Gesetz nicht gilt: Die Regierenden und die Kriminellen. ‘Revolution’ heißt, wenn sie Plätze tauschen.” Maximilian Woloschin, russischer Dichter (1877-1932)

Sabine Heinrich / 19.02.2021

PS. Habe mir soeben den Lebenslauf der Dame zu Gemüte geführt - der sagt mehr als 1000 Worte! Wer so jemanden wählt, hat selbst schuld, wenn er drangsaliert wird! Masken auf! Die Reihen fest geschlossen! Freundschaft! - Interessant, wer so alles nach der Wende aus der roten Erde gekrochen ist und geschickt - gelernt ist gelernt - es im vereinten Deutschland in kurzer Zeit geschafft hat, flugs höhere und hohe Ämter zu ergattern.

M. Köhler / 19.02.2021

In Österreich wurde ein Schuldirektor vom Dienst freigestellt, weil er als Privatmann bei einer Demonstration im Freien keine Maske trug, obwohl er ein ärztliches Attest zur Maskenbefreiung vorweisen kann. Begründung dafür: er habe Vorbildwirkung für die Öffentlichkeit. Deshalb Dienstfreistellung für die Frau Minister, ihre Vorbildwirkung ist wesentlich größer, gleiches Recht für alle!

T. Schneegaß / 19.02.2021

@Ulrich Jäger: Wenn der Fahrer zum Haushalt der Ministerin gehören würde, würde er nicht fahren, sondern neben ihr hinten im Fond sitzen, so wie es sich für Haushaltsmitglieder von Monarchen und Diktatoren gehört.

Heiko Stadler / 19.02.2021

Manchmal hat die Maskenpflicht doch auch ihre guten Seiten.

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