Ellen Daniel / 20.01.2015 / 09:13 / 12 / Seite ausdrucken

Gänsenich oder wollnsenich?

Die Tyrannei des Subjektiven hat die politische Bühne erreicht, „Big Brother“ sei Dank. Nun haben wir es erlebt: Eine „Pegida“-Organisatorin saß bei Günther Jauch und sprach zu uns. Frau Oertel ist „aus dem Volk“, arbeitet selbständig und hat Kinder. Mehr durften wir nicht erfahren. Sie ist gegen falsche Tabus und gegen das, was schief läuft im Land und in der Politik. Man merkte der nicht unsympathischen Dame an, dass sie Lampenfieber hatte. War gar nicht nötig, denn Jauch behandelte sie wie ein netter Lehrer, der eine hilflose Schülerin durch die Abschlussprüfung zieht. So viel Pirouette um Nichts hat man sogar im deutschen Stuhlkreis-Fernsehen selten gesehen. Herr Thierse sprach als Beichtvater-Therapeuten-Hybrid, der Herr von der sächsischen Landeszentrale wollte Brücken bauen, Herr Gauland genoss den Mahlstrom der Geschichte, und CDU-Mann Spahn gab den guten Hirten, der verirrte Schäfchen zurück in den Stall lotsen muss.

Stellen wir uns folgendes vor: Ein Mensch kehrt aus einer Einkapselung zurück. In den vergangenen Monaten hat er weder Fernsehen geschaut, noch Radio gehört, noch Internet noch Zeitung gelesen. Auch hat er mit keiner Menschenseele über Politik gesprochen. Fragte man ihn, würde er „Pegida“ für ein neues Hundefutter halten. Bis er am 18. Januar Günther Jauch einschaltet. Dort sitzt eine Sächsin mittleren Alters, die mühsam formuliert und offenbar über Politik sprechen möchte. Es aber nicht kann. Oder nicht will? Und dann der aufgesetzte harmonische Ringelreihen der anderen: Die leiden unter einer nie dagewesenen Beißhemmung. Sind zwar bis auf einen erkennbar anderer Meinung, doch niemand kontert richtig. Wurde die Frau aus dem Publikum spontan in die Runde geholt? Repräsentiert sie eine Bevölkerungsgruppe, der unser ganzes Mitgefühl gilt? Unser Zuschauer ist ein gutmütiger Mensch. Die Sächsin tut ihm leid. Der Rest geht in der Klospülung unter.

Gänsenich oder Wollnsenich? Wen um alles in der Welt schickt „Pegida“, die mit Verve nichts weniger als die „System“-Frage stellt, da ins Fernsehen? Ich will gerne glauben, dass es sich bei Frau Oertel um eine ganz normale Dresdnerin handelt, die nichts Böses im Schilde führt. Woher aber kommt ihr Anspruch, „das Volk“ mehr und besser als alle Politiker zu repräsentieren? Wieso sieht sie sich als natürliche Repräsentantin der Nichtwähler? Wie kommen wir überhaupt dazu, einen Tanz um Menschen zu vollführen, die zwar fest auf die Sahne hauen, aber dann unschuldig wie die Kinder am Daumen lutschen, wenn man sie neben vielen anderen Rohheiten auf ihr Nazi-Vokabular hinweist? Ist Nichtwissen das neue Wissen? Frei nach der Logik: Wenn sich Menschen mit unterdurchschnittlicher Allgemeinbildung ohne Ansehensverlust durch „Einer wird Millionär“ labern können, dann dürfen doch wohl auch die Naivsten unter uns politische Meinungsführerschaft beanspruchen.

Mit seinen subterrestrischen Sendeformaten hat das Privatfernsehen mehr Unheil gebracht, als vielen klar ist. Man muss es einmal deutlich sagen: „Big Brother“ trägt Mitschuld an „Pegida“. Hier wie dort geht es um die Tyrannei des Subjektiven. Ein Mensch produziert sich und findet Applaus, das ist Legitimation genug. Die Frage nach Substanz oder Relevanz rollt in den Hintergrund des Raumes, denn da, wo der Theaterdonner gemacht wird, genügen sich Lautstärke und Effekt selbst. Inzwischen sind wir also auch in der Politik soweit, Chuzpe für Talent und Inhalt zugleich zu halten. Wir schweigen, wenn Menschen, die über deutlich mehr Selbstbewusstsein als über Meriten, Wissen oder auch nur menschliche Güte verfügen, den totalen Durchblick für sich reklamieren. Wir wollen nicht als arrogant gelten, denn Arroganz heißt Volksferne, und Volksferne ist die einzige Todsünde im Abendprogramm von RTL. Hätte einer von Jauchs Gästen die Traute gehabt, des Kaisers neue Kleider zu benennen und Frau Oertel zu fragen, ob sie ihre politischen Ziele einmal benennen kann, oder ob sie sich nur als Real-Satire versteht, wäre ihm der große Leserkommentar-Mistkübel der Republik sicher gewesen.

So müssen wir uns mühsam selbst zusammen klabaustern, was jeder Vernunft abhold ist. In Dresden demonstrieren nach einer fest ins „Pegida“-Herz geschlossenen Umfrage typischerweise Menschen, die Arbeit haben und sogar überdurchschnittlich verdienen. Trotzdem halten sie die Zustände in Deutschland für so unerträglich, dass sie Politiker als Betrüger und Lumpen diffamieren, Journalisten als „Lügner“ beschimpfen und auch sonst mit Rotz nicht geizen. Dieser Hass scheint nicht so recht zu passen in ein so reiches Land. Ein Land, in dem die Wahrscheinlichkeit, an Bluthochdruck oder Arterienverkalkung zu sterben um ein Vielfaches höher ist, als Opfer eines Terroranschlages zu werden, ein Asylantenheim in der Nachbarschaft oder auch nur einen muslimischen Kollegen am Arbeitsplatz tolerieren zu müssen. Wir haben uns daran gewöhnt, die Wüteriche nicht nur wüten zu lassen, sondern uns ihrem Furor demütig unterzuordnen. In der Tyrannei des Subjektiven ist das authentische Gefühl alles und die Vernunft nur ein Klotz am Bein von Langweilern und Oberlehrern.

Dazu passt, dass der monströse politische Islam in Ländern wie Syrien, dem Irak oder in Nigeria von den Wüterichen nur zum Schein thematisiert wird. Natürlich geht es den Sachsen, die hier und heute ihre Lebensgrundlagen, ihre Freiheit und ihren Wohlstand bedroht sehen, nicht um die Menschen in Syrien, dem Irak oder in Nigeria. Es geht ihnen nicht einmal um den Islam in Deutschland, denn wer Feuer am Dach hat, und sei es auch nur phantasiert, kennt nur sich selbst. Wohin eine exzessive und positiv geechote Selbstbespiegelung führt, hat man im „Big Brother“-Container beobachten können. Am Ende stehen Lagerkoller, ungelenkte Aggressionen und die Tendenz, die guten alten Regeln des zivilisierten Miteinanders über Bord zu werfen. Mit fortschreitender Sendezeit war es ganz normal, dass die Container-Insassen vor aller Augen Zehennägel schnitten, über ihre schlechte Verdauung lamentierten und sich vor laufender Kamera in der Nase bohrten.

Gänsenich oder Wollnsenich? Ist „Pegida“ nur bigbrotherhaft, oder steckt hinter der peinlich überforderten Frau Oertel Kalkül? Soll sich jeder nach Gusto seine „Pegida“ phantasieren, Motto: Gemeint ist, was gefällt, und was gefällt, ist gut für die Bewegung? Vielleicht ist der ominöse Herr Bachmann auch die deutsche Antwort auf Silvio Berlusconi, dessen überraschend stabile politische Karriere auf der radikalen Verzwergung seiner eigenen Partei beruhte. Es ist noch nicht lange her, da galt knietiefes Selbstmitleid, zumal ohne ersichtlichen Grund, als ziemlich peinlich. Das hat sich geändert. Exzessive Selbstbespiegelung mit hysterischen Einsprengseln ist salonfähig geworden. Mehr als das: Sie erkennt sich selbst als Maß der Dinge und will Leitkultur sein. Vielleicht handelt es sich um die Rückkehr der Romantik im politischen Gewand. Dunkel, irrational und sehr deutsch. Nur die Sehnsucht nach Weite, die fehlt. Leider.

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Heinz Thomas / 21.01.2015

“Gänsenich oder Wollnsenich?” - köstliche Überschrift! Gut anfangen und dann stark nachlassen - so könnte man den Artikel beschreiben. Ob man mit PEGIDA sympathisiert oder nicht, ist eigentlich egal. Nicht Frau Oertel ist dafür zuständig zu erklären, was in unserem Land passiert, welche politischen Entscheidungen getroffen und umgesetzt werden, sondern die Politiker, die dafür eine Menge Geld bekommen. Deshalb ist es unwichtig, ob die Forderungen der PEGIDA von Frau Oertel im Detail erläutert werden können oder nicht. Fakt ist, dass der Laden “Deutschland” in vielerlei Hinsicht zum Himmel stinkt und Druck auf die politisch Verantwortlichen mehr als legitim ist.

Thomas Bonin / 20.01.2015

Die Talk-Sendung habe ich nicht gesehen. Hiesiges Staats-TV im allgemeinen (und Günther-Jauch-Formate im besonderen) finden in unseren häuslichen 4 Wänden seit geraumer Zeit nicht mehr statt: Relevante Themen werden zunehmend glaubwürdiger im Netz abgebildet. Wenn obendrein noch Raum für streitbares Für und Wider, Witz, brillanter Stil und gedankliche Tiefe hinzukommen, umso erbaulicher. Bestes Beispiel: die Achse. Genau deshalb geben wir uns ja hier ein Stelldichein.  Ich selbst kenne niemanden, der in der Pegida-Bewegung verankert ist. Einzig via Ex-Studienkollegen (technisch-naturwissenschaftlich verortet), die aktuell in Dresden arbeiten (und lediglich aus einem “Beobachterstatus” heraus über Eindrücke berichten), Presse-Headlines sowie vielfache Gegen-Darstellungen in Blogs inklusive differenzierte/konträre Argumentationslinien auf der “Achse” bilden das Futter, aus dem ich mir ein realitätsnahes Gesamtbild zu verschaffen versuche. Das Update des Pegida-Positionspapiers kommt in der Tat recht laienhaft rüber, und so präsentieren sich auch deren Sprachrohre in der Öffentlich Rechtlichen Glotze. Ungeachtet dessen vermisse ich bis heute eine glasklare Analyse plus argumentative Auseinandersetzung über sämtliche Punkte des Thesenpapiers. Ist das Heer unserer Politikwissenschaftler schlichtweg zu dämlich, oder wiegt der Treueschwur gegenüber Parteibuch gebundenen Brötchengebern zu schwer?Stattdessen überbieten sich die etablierten Publikationsorgane im Kleinreden unangenehmer Tatbestände (großzügiges Auf- und Abrunden von Teilnehmerzahlen) sowie im Übergehen (siehe Polizeiberichte) vorhandener Informationen über Gewalt androhende/tätige Gegendemonstranten. Lieber konzentriert man sich auf das Aufspüren von Wehrwölfen (ja, Armleuchter gibt es, wenngleich ohne Angabe konkreter Zahlen), ebenso Einfaltspinsel (wie in jeder Partei diagnostizierbar). Zwar bietet die TU-Studie wegen des eingeschränkten Zahlenmaterials Angriffsmöglichkeiten, aber sie liefert erstmalig objektive Anhaltspunkte für eine realistischere Herangehensweise. Trotzdem bugsiert man Pegida-Vertreter zwischen einen (zumindest für diese Übung ausreichend) gewieften Quiz-Talk-Master und eingeübten Beisitzern mit dem Ziel, erstere als Nebbichs vorzuführen - wohl kalkulierend, dass diese nicht durch professionelle Kommunikations- und Outfit-Trainer zuvor präpariert wurden. Hier kommen Erinnerungen an Auftritte mit Thilo Sarrazin hoch. Blöd nur, dass sich sowas auch beim sog. Normalbürger einzuprägen beginnt. Komisch auch: Dieselben Staatsdiener resp. Hofberichterstatter, die erst neulich dem Wahlvolk mit allerlei rührseligen TV-Schmonzetten und recycelten Features wieder mal glaubten, kollektive Stolz-Soße übers geeinte Vaterland kleckern zu müssen, spielen sich just als Grand Jury auf, wenn “der Ossi” nicht so spurt wie im (vornehmlich) rot-grünen (neuerdings auch schwarzen) Drehbuch vorgegeben.  Solange sich Volksvertreter und Medien-Verantwortliche an “der Sache” vorbei lavieren, müssen sie notfalls auch Unsachliches (siehe Unwort des Jahres 2014) ertragen lernen. Vor allem aber sind sie (bis auf wenige Ausnahmen) den Beweis schuldig geblieben, Flagge zu zeigen, wenn es ums Ganze geht. Gelegenheiten dazu hat es reichlich gegeben (Salman Rushdi, Jyllands-Posten, von “Südländern” wegen Nichtigkeiten ins Koma Geprügelte, ...). Feiges Aussitzen erfreut sich eben hierzulande einer langen Tradition, desgleichen lautstarkes Soli-Tamtam, sobald das eigene Risiko auf Null-Linie gesunken ist (wie aktuell im rundum abgesicherten Areal der Wir-sind-ja-alle-sowas-von-Charlie-Millionen). Ersatzweise ist (das sich offiziell gebende) Deutschland Weltmeister, wenn es um das akribisch-akademische Herausarbeiten von Begriffsbestimmungen wie “moderat”, “islamisch”, “islamistisch” oder “abendländisch” geht. Zwar nützen derartige intellektuelle Glanzleistungen gewissen Opfern herzlich wenig, aber das Volk ist beschäftigt. Eine der Pegida-Hauptforderungen betreffend: die Islam-Thematik. Vor ca. 2 Jahren habe ich mich bereit erklärt, einen Teil meiner Freizeit ehrenamtlich für ein (ziemlich großes) Migrations-Sozial-Beratungs-Zentrum zu verwenden. Zudem bekam ich reichlich Gelegenheit, auch hinter die Kulissen zu schauen (Stichwort Kohle, woher sie kommt und wohin sie fließt, in welchen Taschen sie landet, wer für wen was “regelt”). Polen, Russen, Vietnamesen, Albaner, Rumänen, Iraker, Kurden, Türken und arabisch stämmige Kundschaft gehörten dazu. Und ja, das “Klischee” kommt nicht von ungefähr: Leute aus Regionen mit hierzulande artverwandten Kulturlandschaften plus “Exoten” aus dem asiatischen Raum haben sich in den Anforderungskatalog erfolgreich rein gekniet, um sich schnellstmöglich integrieren (und assimilieren!) zu können. Hilfreich erwiesen sich (zumeist) mitgebrachte Berufserfahrungen und eine mindestens 10-jährig durchlaufene Schulbildung (Abiturienten und ehemalige Uni-Absolventen waren keine Seltenheit). Diese Leutchen paukten im gleichen Kurs (Deutsch, Staatsaufbau, gesetzliche Grundbegriffe) mit Migranten ohne (ja, OHNE) oder mit 5-jähriger Schulbildung. Wer glaubt, Deutschland kann locker auf ein Einwanderungsgesetz verzichten, muss bescheuert oder bereit sein, all die damit verbundenen Folgekosten zu tragen - materiell und ideell.       

Hjalmar Kreutzer / 20.01.2015

“Das Volk mehr und besser repräsentieren, als alle Politiker”, ja verehrte Frau Daniel, das ist das Problem der repräsentativen Demokratie, der Bürger darf alle paar Jahre irgendwo sein Kreuzchen machen, wo er das kleinste Übel vermutet und hat ansonsten nichts zu melden. Wenn man dann mitbekommt, mit welcher “Sachkenntnis” unsere hohen Repräsentanten mitunter über Gesetzesvorlagen, wie die Europaverfassung u.a. abstimmen, fühlt sich von diesen so toll repräsentiert, dass er dann lieber bei PEGIDA mitdemonstriert. Repräsentieren alle Politiker dass Volk mehr und besser, als eine aus dem Volk? Glauben Sie auch, dass ein Zitronenfalter Zitronen faltet? In welcher Kapsel in wieviel km Höhe kreisen Sie selbst derzeit über unserem Planeten?

Thomas Schmied / 20.01.2015

zunächst sollte man mAn anerkennen, dass Frau Oertel so ziemlich das Gegenteil einer Opportunistin ist. Sie sagt, dass Pegida parteipolitisch unabhängig ist, dass Pegida keine Revolution anstreben. Sie stellt, meiner Beobachtung nach, ihre Person nicht in den Vordergrund. Ich nehme ihr daher ab, dass es nicht Gier oder Eitelkeit sind, die sie antreiben. Ich bin - vermutlich anders als Sie - nicht der Meinung, dass Frau Oertel unvernünftig oder irgendwie naiv ist. Sie weiss vermutlich, dass sie sich einer realen Gefahr aussetzt, was die jüngsten Terrordrohungen gegen Bachmann belegen. Auch wenn ich nicht ihrer Meinung wäre, würde mir diese Person zumindest Respekt abringen. “Nazi-Vokabular” Sie meinen vermutlich das Wort “Lügenpresse” - Verzeihung, das ist ja jetzt “Unwort”. Können sie mir trotzdem verraten, wie sie den Vorwurf einer verlogenen Presse anders in einem Wort erheben wollen? Der Vorwurf passt denen nicht, denen er gemacht wurde - der Nazi-Vergleich ist nur Vorwand, zumal der Begriff “Lügenpresse” viel älter ist (laut wiki 1840 erstmals belegt). Die Erklärung zum “Unwort des Jahres” ist für mich - nicht nur aus diesem Grund und nicht das erste Mal - eine politische Entscheidung Regierungstreuer. Meine Meinung. Pegida als eine “Tyrannei des Subjektiven”, Pegida als dumm (wie “Big Brother”)? Das klingt für mich ähnlich wie die übliche Formel, mit der derzeit alles belegt wird, mit der alles abgewürgt wird, was man gerade lieber nicht konkret diskutieren möchte: “irrationale Ängste” - fertig! Das soll also vernünftiger sein, als zum Beispiel die begründeten und konkreten offizielle Forderungen von Pegida? Ne, Frau Daniel, da haben Sie schon Besseres gebracht.

Matthias Tabek / 20.01.2015

Sehr geehrte Frau Daniel, Ihre Kritik am Privatfernsehen in Ehren, aber um einen derartigen Zusammenhang zwischen “Big Brother” und Pegida zu konstruieren, bedarf es schon einiger halsbrecherischer Gedankenakrobatik. Was sollen außerdem die Unterstellungen? Natürlich geht es (auch) um “den Islam in Deutschland”! Davon abgesehen, sollen öffentlich nur noch Leute zu Wort kommen, die ihren Unmut bis in feinste akademische Verästelungen darlegen können? Wie viel Unausgegorenes und peinlich Rückständiges haben wir uns denn in den letzten Jahren in Talkshows von Islamverfechtern anhören dürfen! Anschließende Missfallensbekundungen Ihres Kalibers: Mangelware bis Fehlanzeige. Stattdessen: grenzenloses Verständnis und Toleranz. Wenn Ihnen eine intellektuelle Unterfütterung der von Pegida vorgetragenen Bedenken fehlt, lesen Sie bitte das “Fundstück” mit dem entsprechenden Link auf achgut vom 19.01.15 “Islamversteher - Die Linke im Muff von tausend Jahren”. Sollten Sie noch etwas Zeit erübrigen können, schauen Sie sich bitte auch die Artikel von Hartmut Krauss (“Allahs ungeliebte Kinder ...”) und Klaus Lelek (” ‘Muslimische Dörfer’ ...”) auf Journalistenwatch vom 20.01.2015 an. Mit freundlichen Grüßen Matthias Tabek

Jürgen Meier / 20.01.2015

Frau Oertel hat mit Pegida in kürzester Zeit in der politischen Diskussion mehr erreicht als andere mit jahrelangem Wortgeschwurbel. “Das hat nichts mit dem Islam zu tun”, diesen fürchterlichen Satz wagt niemand mehr, denn er ist einfach nur dumm. In keinem islamisch geprägten Land gibt es eine bunte Gesellschaft, Anti-Pegidademonstranten leiden eindeutig an eingeschränkter Wahrnehmungsfähigkeit.

Stefan Peltzer / 20.01.2015

Nach dem Lesen von Frau Daniels Meinung bleibe ich ein wenig ratlos: Was wirft Frau Daniel den von ihr Kritisierten eigentlich vor? Ich versuche es mal: Frau Oertel meint zum Ärgernis von Frau Daniel, “das Volk” zu sein und als solches ihre Meinung auf Demonstrationen kund tun zu dürfen, was sie ja auch macht. Das Frau Oertel für PEGIDA im Ring steht, scheint das nächste Ärgernis zu sein. Wen hat Frau Daniel statt dessen erwartet? Einen Politprofi, der rhetorisch elegant oder emotional rumpelnd was “hermacht”? Einen Wolfgang Bosbach oder eine Claudia Roth? Oder doch lieber jemanden, dem man das unterstellen darf, was der PEGIDA ja eh unterstellt wird? Frau Oertel IST, auch wenn nur ein kleiner Teil davon,“das Volk”. Ihre Lebenserfahrung bestärkt sie darin, dies auch laut zu sagen. In einer Demokratie hat gerade jemand wie sie das Recht, ihre Meinung kund zu tun und dafür auf die Straße zu gehen. Fühlt sich eine Journalistin deswegen misachtet, so soll es denn so sein. PEGIDA ärgert Frau Daniel ebenfalls. Sie verortet “Hass” innerhalb dieser Gruppierung, da sie Journalisten als “Lügner” bezeichnet hat. Dafür ist aber, mit Verlaub, kein “Hass” nötig, um so etwas zu tun. Vielleicht erdreistet sich eine Gruppierung schon mal, jemanden als Lügner zu bezeichnen, der verschweigt, dass der Begriff “Lügenpresse” zunächst nichts anderes ist als eine Art Komposition, um dazustellen, dass Teile der Presse entgegen ihrer Aufgabe (zu informieren) andere Intentionen verfolgt und dieser Begriff u.a. auch 1968 benutzt wurde. Möglicherweise benutzt in diesem Zusammenhang Frau Daniel wie ich den Ausdruck “Systempresse”, aber solange ein Grünenpolitiker von Mischpoke spricht, steht es einem jeden gut zu Gesicht, beim gemeinen Volk die vielleicht misratene Wortwahl nicht als eines der Hauptargumente gegen dieses zu benutzen. Jauchs Gäste waren auch nicht diejenigen, die Frau Daniel in den Kram passen. Stellten sie doch nicht die richtigen Fragen. Frau Daniel hätte bestimmt die alles entlarvende Frage gestellt: Was wollen sie eigentlich? Was will PEGIDA eigentlich? Dann hätte Frau Oertel vielleicht das Positionspapier (welches von der Systempresse größtenteils verschwiegen wurde) herausgezogen und man hätte sich endlich auf höchstem Niveau über die Definition des Begriffs “Islamisierung” streiten können. Und zu guter Letzt bekommt RTL Prügel: Da das Format der Talkrunde um Günter Jauch aber mehr oder weniger bei allen Sendern wiederzufinden ist, muss etwas anderes für tiefstes Niveau herhalten: Big Brother! Nun endlich erahne ich, was Frau Daniel tatsächlich ärgert: Dass im Jahr 2015 immer noch “Poppe, Kaate, Danze” beim einfachen Volke hoch im Kurs steht und man damit viel Geld verdienen kann. Aber das hätte man doch schneller auf den Punkt bringen können! Stefan Peltzer  

Roland Tluk / 20.01.2015

Was genau stört Sie, Frau Daniel? Dass die verantwortlichen politischen Aktuere zum Selbsterhalt den “Dialog” suchen? Haben Sie es noch nicht mitbkommen, dass 70% der Wähler diese Regierung nicht gewählt haben? Sehen Sie den kläglichen Rest an “Gegendemonstranten”, also Parteinanhängern, die Parteien auf die Straße noch bekommen? Der größte Teil der Bevölkerung verfolgt das passiv und unterstützt ihres Gleichens, wenn sich die Gelegenheit ergibt. Die Bundesregierung hat gar keine andere Wahl als einzuknicken. Zumal die Forderungen von PEGIDA in Zusammenhang mit der Konkurrenzsituation mit den Asiaten, den Schuldenberg und der inneren Sicherheit gesehen, unweigerlich richtig sind.

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