Martin Sonneborn in einem lesenswerten Kommentar auf t-online.de zu den Kämpfen um Berg-Karabach:
„Als inoffizieller Sprecher des Europäischen Parlaments erkenne ich hiermit die Republik Arzach – Sie kennen sie unter dem Namen Bergkarabach – offiziell an. Tuschtätätbumm! Die Feierlichkeiten holen wir nach dem Wiederaufbau der Städte nach, die gerade vor unseren Augen von Drohnen aus Aserbaidschan in Schutt und Asche gelegt werden.
Zweimal war ich vor Ort und habe diese kleine demokratische Gelehrtenrepublik schätzen gelernt. Mehr als ein Viertel des gut dreißigköpfigen Parlaments besteht aus Professoren, die Verfassung hat vor rund 25 Jahren ein deutscher Jurist nach dem Vorbild unseres Grundgesetzes geschrieben. (Allerdings hat er ein paar Kleinigkeiten verbessert: So ist es in Arzach den Abgeordneten nicht erlaubt, dotierte Nebentätigkeiten auszuüben, ausgenommen Kunst und Wissenschaft. Das wünschte ich mir auch für den deutschen Bundestag, Smiley!)
Arzach ist eine Oase der Demokratie in einer Wüste aus lauter unseriösen Autokratien. Mit liebenswerten, friedfertigen Menschen, einem Schulfach namens "Schach" (nicht abwählbar) und einem zu guten Maulbeerschnaps, der lebensverlängernd wirken soll.
Mit Aserbaidschan dagegen verbindet mich ganz herzlich die Tatsache, dass ich dort auf der Schwarzen Liste stehe (seit meinem Arzach-Besuch). Damit ist der sympathische Kaputtnik-Staat (Platz 146 von 167 im Demokratieindex), den Diktator Aliyev von seinem Vater geerbt hat und in dem seine Ehefrau seine stärkste Opposition darstellt, für mich als Urlaubsland gestorben. Schade eigentlich, Aserbaidschan ist bekannt dafür, Hunderte von Millionen an westliche Politiker und Journalisten auszuschütten, um sie bei der Bildung einer objektiven Meinung zu unterstützen.“
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