Dieses Jahr ist schon ein Jahr kurioser Widersprüche. Im Zeichen von Corona sollten die Deutschen im Frühjahr zusammenstehen, indem sie Kontaktverbote zu befolgen und Abstand voneinander zu nehmen hatten. Wo man seine richtige Haltung einst mit „Gesicht zeigen“ labelte, gilt heute die Vermummung als erste Bürgerpflicht. Und auch der 30. Jahrestag der Deutschen Einheit wird allenfalls mit Feierlichkeiten begangen, bei denen peinlich darauf geachtet wird, dass die vereinten Deutschen den verordneten Mindestabstand einhalten.
Zu solch einer konsequenten Reihe von Widersprüchen will auch so manche Jury ihren Beitrag leisten, wie offenbar jene, die den Deutschen Sozialpreis der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege vergibt. In diesem Jahr gab es zudem den Sonderpreis „30 Jahre Deutsche Einheit“, über den sich der MDR freuen durfte. Gewonnen hat der Sender den Einheitspreis mit einer Dokumentation mit dem schönen Untertitel „Was den Osten anders macht“. Natürlich hat der Film aber gar kein Ost-West-Spaltungsanliegen, wie der MDR betont:
„Vor allem aber macht der Film deutlich, dass die Grenzen inzwischen weniger zwischen Ost und West verlaufen als vielmehr zwischen ,oben und unten‘ oder arm und reich.“
Link zum Fundstück