Vera Lengsfeld / 05.02.2009 / 17:49 / 0 / Seite ausdrucken

Fünfter Februar 1989/2009

In der Nacht zum 6. Februar wurde der neunzehnjährige Chris Gueffroy an der Mauer in Berlin-Treptow erschossen.
Er hatte gemeinsam mit einem Freund den Todesstreifen schon fast überwunden. Er stand vor dem letzten Hindernis, einem Drahtzaun, als ihn die tödlichen Schüsse trafen. Sein Freund wurde verwundet, festgenommen und wegen „versuchter Republikflucht im schweren Fall“ zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Der Schießbefehl wurde erst im April aufgehoben. Bis dahin galt das Wort Mielkes:
„Wenn man schon schießt, dann muß man das so machen, dass nicht der Betreffende noch wegkommt, sondern dann muß er da bleiben bei uns. Ja, so ist die Sache! Was ist denn das: 70 Schuss losballern, und der rennt noch nach drüben und die machen ne Riesenkampagne?“
Solche Zitate sollten immer wieder zur Kenntnis gebracht werden.
Aktuell wird eine Debatte geführt, ob die noch vorhandenen Mauerteile in der Bernauer Straße , die seinerzeit auf Anweisung einer PDS- Stadträtin abgerissen wurden, damit kein sichtbares Zeugnis dieser mörderischen, perversen Grenze mehr bleibt, wieder aufgestellt werden sollen. Der Denkmalsschutz ist dagegen! Zu befürchten ist, dass der Denkmalsschutz sich durchsetzt. Wenn man heute zum Mauermuseum an der Bernauer Straße kommt, findet man das, was von der Mauer übrig geblieben ist, eher harmlos. Das soll eine tödliche Grenze gewesen sein? Hier wurde geschossen? Von wo? Nicht einmal der Wachturm ist mehr da und soll auch nicht mehr aufgebaut werden.
Um die genaue Zahl der Mauertoten wird ein würdeloser Streit geführt. Genau genommen gehören auch die Grenzsoldaten der DDR dazu, die durch die eigenen Genossen versehentlich erschossen wurden. In Berlin Pankow ist bis heute eine Straße nach solch einem Soldaten benannt: die Schulze-Straße.  Zu DDR-Zeiten war die Straße geteilt. Auf der rechten Seite durfte man noch gehen, die linke war bereits Sperrgebiet. Die Bewohner der Häuser auf der linken Seite durften Besuch nur von Verwandten nach wochenlanger Voranmaldung und gründlicher Überprüfung empfangen. Zur Erinnerung an diese Absurdität könnte die Straße ruhig zwei Namen haben: die rechte Seite heißt weiter nach Egon Schulze, die linke nach Chris Gueffroy . Zwei junge Männer, die im gleichen Alter an dieser Grenze getötet wurden: Der eine als Soldat, der andere als Flüchtling

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