Martina Binnig, Gastautorin / 31.05.2023 / 10:00 / Foto: Pixabay / 63 / Seite ausdrucken

EU-Klima-Willkür: Deutschland trifft es am härtesten

Die „Energieeffizenzklassen“ sind europaweit nicht einheitlich definiert. In Deutschland sind sie am strengsten. Nach EU sollen sie entscheiden, welche Häuser ab 2030 bewohnbar sind.  

Man soll Äpfel nicht mit Birnen vergleichen, heißt es. Doch genau das passiert mit den Energieeffizienzklassen, die darüber entscheiden, ob Gebäude in der EU auch nach 2033 noch bewohnt werden dürfen oder nicht.

Laut der „Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden“, die am 14. März vom EU-Parlament in Straßburg angenommen worden ist, müssen Wohngebäude in der EU ab 2030 mindestens die Gesamtenergieeffizienzklasse E und ab 2033 mindestens die Klasse D erreichen. Die Energieeffizienzklassen beziehen sich dabei auf den Energieverbrauch eines Gebäudes. Für Deutschland würde das bedeuten, dass etwa drei Millionen Häuser ab 2033 nicht mehr bewohnt werden dürften, weil sie nicht entsprechend energetisch saniert werden können. (Wir berichteten.) Nun sollte man meinen, dass die Energieeffizienzklassen europaweit einheitlich definiert sind. Doch weit gefehlt: Auf Seite 97 des 147 Seiten umfassenden PDF-Dokuments der EU-Richtlinie wird ausdrücklich erklärt: „Der Buchstabe G entspricht den 15 Prozent Gebäuden mit der schlechtesten Gesamtenergieeffizienz im nationalen Gebäudebestand zum Zeitpunkt der Einführung der Skala.“ 

Mit anderen Worten: Ein Gebäude, das in Deutschland derzeit unter die Gesamtenergieeffizienzklasse F fällt, könnte etwa in den Niederlanden oder in Belgien noch die Klasse B und in Frankreich immerhin die Klasse D erreichen. Der österreichische Blog tkp.at hat eine entsprechende Tabelle mit genauen Vergleichszahlen veröffentlicht und titelt: „Zwangssanierung zur ‚Klimarettung‘ – Deutschland mit heftigsten Vorgaben innerhalb der EU“. Demnach sind die Anforderungen, die in Deutschland etwa für die Einstufung in die Energieeffizienzklasse F gelten, tatsächlich mit Abstand die strengsten. Das Zentrum für Europäischen Verbraucherschutz e.V. vermeldete am 19. April 2022, dass beispielsweise in Frankreich fast fünf Millionen Wohnungen sehr schlecht isoliert seien. In Ländern wie Deutschland, in denen Häuser insgesamt besser saniert sind, setzen sich die 15 Prozent Gebäude mit der schlechtesten Gesamtenergieeffizienz daher logischerweise anders zusammen als in Ländern mit weniger gut isoliertem Bestand.

Auch aus einer Studie aus dem Winter 2019/20 geht hervor, dass Deutschland in Bezug auf die Gebäudedämmung nach Norwegen europaweit am besten abschneidet. In der Studie wurde gemessen, wie groß der Wärmeverlust eines Hauses mit 20 Grad Celsius Innentemperatur bei 0 Grad Celsius Außentemperatur über einen Zeitraum von fünf Stunden durchschnittlich ausfällt. Während die Temperatur in Deutschland nur um 1 Grad sank, waren es in Frankreich 2,5 und in England sogar 3 Grad. In Norwegen verloren die Häuser dagegen im Schnitt nur 0,9 Grad Wärme. Allerdings verbrauchen ältere Häuser auch in Deutschland bis zu fünfmal mehr Energie als nach 2001 errichtete Neubauten. In Anhang III der EU-Richtlinie wird zudem zwischen mediterranen bis nördlichen Klimazonen unterschieden: Für sogenannte Nullemissionsgebäude herrschen in Hinsicht auf den jährlichen Gesamtprimärenergieverbrauch jeweils unterschiedliche Vorgaben. Dabei darf ein Nullemissionsgebäude an seinem Standort keine CO2-Emissionen aus fossilen Brennstoffen verursachen. Bis 2050 soll es in der gesamten EU einen „Null-Emissions-Gebäudebestand“ geben. Allerdings kann bis dahin noch einiges geschehen, was die EU-Pläne durchkreuzen könnte. Hoffentlich.

 

Martina Binnig lebt in Köln und arbeitet u.a. als Musikwissenschaftlerin (Historische Musikwissenschaft). Außerdem ist sie als freie Journalistin tätig.

Foto: Pixabay

Achgut.com ist auch für Sie unerlässlich?
Spenden Sie Ihre Wertschätzung hier!

Hier via Paypal spenden Hier via Direktüberweisung spenden
Leserpost

netiquette:

Ludwig Luhmann / 31.05.2023

Wir brauchen einen kalten Bürgerkrieg, denn der Superstaat EUdSSR ist auf dem Wege, das allerkälteste Ungeheuer aller kalten Ungeheuer zu werden.

Axel Gojowy / 31.05.2023

Wird der Reichstag folglich abgerissen? Was wird mit dem Schlößchemn von unserem Grüß-Augudt. Die Spahn-Luxusvilla im Grunewald wird möglicherweise Furz-beheizt. Und Einwanderer in Zeltunterkünften stellenn die Energievorschriften völlig auf den Kopf. Derweil sitzt manb in Brüssel im warmen Büro, wenn man nich gerade nach Stra0burg düst.

Claudius Pappe / 31.05.2023

Die Leser von Achgut wissen was ihnen bevorsteht, der Rest von 90 % glaubt noch an den Weihnachtsmann…......................neueste EU-Reglung: Die Plastikverschlüsse an Plastikgetränkeflaschen müssen an der Flasche befestigt sein. Damit will man den Plastikmüll im Chinesischem Meer verringern.

Harald Unger / 31.05.2023

Klaus Schwab, westlicher Statthalter der CCP, lässt über sein WEF mitteilen: “Im Jahr 2030 werden Sie nichts besitzen, keine Privatsphäre haben und glücklich sein.” - - - Neulich am Rand einer Kleinstadt am Niederrhein gefahren, fertiges Neubaugebiet, Frauen stehen zusammen und wirken nicht sehr entspannt. Worüber die sich wohl unterhalten haben? Keine Sorge, wenn der Wahltag näher rückt, werden sie dennoch für ihre Abdecker zu stimmen. Von der medialen Matrix bis auf die 3. Stelle hinterm Komma ausgesteuert. Wer sogar die eigenen Kinder bedenkenlos als Versuchsratten hergibt, kennt keine Grenze des Gehorsams mehr.

A.Schröder / 31.05.2023

Hier kommt endlich mal Volkes Wille zum Ausdruck.

Moritz Cremer / 31.05.2023

EUdSSR?? KANN WEG…

Rolf Mainz / 31.05.2023

Wer inzwischen immer noch nicht merkt, wie die EU tickt, wovon sie profitiert und was sie tatsächlich bezweckt, dem ist nicht mehr zu helfen.

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Martina Binnig, Gastautorin / 10.07.2025 / 06:00 / 38

EU-Zukunftsvision: Armut gegen Erderwärmnung

Verarmte und deindustrialisierte Länder können weder ihre Bevölkerung versorgen noch können sie sich Umweltschutz leisten. Die EU macht aber unbeeindruckt weiter damit, die Wirtschaft durch prohibitive…/ mehr

Martina Binnig, Gastautorin / 07.07.2025 / 06:00 / 33

Saufen und Paffen zur Finanzierung der WHO!

Genussmittel wie Tabak, Alkohol und süße Limonade sollen nach dem Willen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) durch mehr Steuern um 50 Prozent teurer werden. Der Erlös soll…/ mehr

Martina Binnig, Gastautorin / 01.07.2025 / 16:00 / 11

Impfgipfel in Brüssel – Ein Sumpf aus Interessen

Die USA stoppen Finanzierung der Impfallianz Gavi, die EU hält eisern daran fest und machte eine Gesamtzusage von mehr als zwei Milliarden Euro. Beim „Global…/ mehr

Martina Binnig, Gastautorin / 26.06.2025 / 06:25 / 33

Wie die EU-Kommission die Corona-Aufarbeitung torpediert

Die EU-Kommission stellt sich bei ihrer Verweigerung der Corona-Aufarbeitung selbst bloß: Arroganz, Ignoranz und plumpe Verschleierungsversuche der Akteure – allen voran Ursula von der Leyen – machen sprachlos…/ mehr

Martina Binnig, Gastautorin / 17.06.2025 / 10:00 / 75

EU-Kommission will an das Ersparte der Rentner

Die EU-Kommission kümmert sich jetzt darum, was die Bürger mit ihren Ersparnissen machen sollen, insbesondere zur Altersvorsorge. Hinter vielen fürsorglich klingenden Textbausteinen verbirgt sich die Botschaft: Die…/ mehr

Martina Binnig, Gastautorin / 10.06.2025 / 06:15 / 45

WEF-Sturmtief: Klimaabkühlung zwischen Schwab und Lagarde

Die Nachfolge von WEF-Chef Klaus Schwab schlägt mediale Wellen. Überdies vollzieht sich beim WEF eine Kehrtwende: Der Klimawandel hat ausgedient. Und damit auch Schwabs Favoritin Christine Lagarde. Christine Lagarde…/ mehr

Martina Binnig, Gastautorin / 03.06.2025 / 06:00 / 47

EU: Mit Zensur und Notstand „wieder in den Krisenmodus“

Die EU will „wieder in den Krisenmodus wechseln“ und strickt an zahlreichen „Kriseninstrumenten“. Nicht zuletzt soll mit dem „Europäischen Schutzschild für die Demokratie“ ein Zensurinstrument…/ mehr

Martina Binnig, Gastautorin / 23.05.2025 / 06:00 / 38

Jetzt wird durchdigitalisiert!

Digitaler Euro, Grenzscanner und Energie-Kampagnen mit Moralstempel – die EU regelt alles, außer ihre eigenen Widersprüche. Fragen unerwünscht, Mitdenken zwecklos. Erinnern Sie sich noch an…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com