Wir können erleichtert aufatmen. Die Erderwärmung scheint gerettet. Es wurde auch langsam Zeit. Seit fünfzehn Jahren tut sich nicht mehr viel auf diesem Gebiet. Es herrscht ein geradezu unerträglicher Temperaturstillstand. Und Stillstand ist bekanntlich Rückschritt. Noch ein paar Jahre Erderwärmungspause und die Klimaforscher hätten ernsthaft darüber nachdenken müssen, ob sie statt vor der Erwärmung nicht vielleicht vor einer globalen Klimaapathie warnen sollten. Also vor einer Art Null-Bock-Klima. Das wäre ja auch etwas schönes Schlimmes. Aber diese Gefahr scheint gebannt. Noch in diesem oder im nächsten Jahr könnte es mit der Erderwärmung schon wieder aufwärts gehen.
„El Nino“ so scheint es, macht’s möglich. Der will, wie ich bei Focus Online lese, über dem Atlantik endlich mal richtig aufräumen. Offenbar sind dort mehrere widerborstige Luftströme der längst fälligen Erderwärmung immer wieder in die Quere gekommen. Und die will El Nino demnächst zur Ordnung rufen und dann selber wieder ordentlich heiße Luft erzeugen.
Für Katastrophenfreunde ist „El Nino“ in der Tat ein guter Kamerad. Er hat schon in der Vergangenheit eindrucksvolle Verheerungen angerichtet. Und jetzt hat er vor, sowohl kurzfristig als auch langfristig für Katastrophenstimmung zu sorgen. Kurzfristig, indem er für scheußliche Stürme, Unwetter aller Art, Überschwemmungen, Trockenheiten, kurz: für Furcht und Schrecken sorgt. Und langfristig, indem er der abgeschlafften Erderwärmung einen zweiten Frühling einhaucht.
Sollte er das letztere wirklich tun, so begrüße ich das ausdrücklich, und zwar aus politischen Gründen. Auf die Dauer hätte es zu schweren weltweiten Verwerfungen führen müssen, wenn Klimatologen und Klima weiter auseinandergedriftet wären. Es geht einfach nicht an, dass sich die Realität derart rücksichtslos von der Theorie entfernt, wie sie es bisher getan hat. Wenn sich die beiden nun aber doch wieder aufeinander zu bewegen, kann das für den Weltklimafrieden nur gut sein. Die UNO sollte schon jetzt eine Resolution vorbereiten, in der sie den sich anbahnenden globalen Klimafrieden lobt und vor künftigen klimatischen Störungen dieser Art warnt.
Nur in Deutschland dürfte man die Nachricht von der möglichen Rückkehr der Erderwärmung mit einer gewissen Unruhe wahrnehmen. Eine neue Erwärmungsphase würde ja auch die Frage neu aufwerfen, ob es wirklich eine gute Idee war, die Atomenergie durch Energie aus Steinkohle und Braunkohle zu ersetzen. Und ob da vielleicht etwas nicht ganz sauber läuft. So lange aber die Erderwärmung pausiert und den Drohungen der Klimatologen zuwider handelt, kann man sich die windschiefe deutsche Energiewende leisten, ohne dramatische Folgen für die Atmosphäre befürchten zu müssen.
Und jetzt? Noch ist nicht aller Tage Abend. Noch besteht kein Grund zur Panik. Vielleicht überlegt es sich „El Nino“ ja nochmal anders. Vielleicht lässt er die Winde, die für die lange Klimapause verantwortlich sind, einfach weiter blasen. Dann könnte man in aller Ruhe weiter die Erderwärmung fürchten, ohne von ihr allzu sehr belästigt zu werden. Und im Schlagschatten der Klimapause könnte man weiter die Atmosphäre mit Kohle zumüllen.