Ja, das war auch meine Kindheit. Milch aus der Kanne, Sauerkraut und Gurken lose aus dem Holzfass, Erdbeeren im Strohkorb, direkt vom Feld und die Brötchen vom Bäcker gleich lose in’s mitgebrachte Einkaufsnetz geschüttet. Dann gab es noch kostenlos ein paar Kuchenrandstücke (Kuchenräder) dazu. Im “Bonbonladen” drehte die nette Verkäuferin eine Papiertüte und hinein kamen lose Bonbons, Gummischlangen/Bärchen, oder Nuss-Schokoladen-Bruch. Im Kurzwaren-Laden gab es Stricknadeln noch einzeln und Meterware an Gummibändern. Wenn der an der Unterhose mal ausgeleiert war wurde ein neuer Gummi eingezogen. Im Fernsehen gab es noch das Testbild mit Dauerton, Mittagspause und Sendeschluss. Wenig Autoverkehr auf den Straßen, keine Laubbläser und sonstige “Radaumacher” und viel mehr Ruhe als heute. Die Zeit war sehr entschleunigt. Nur der Strom, der kam damals auch schon aus der Steckdose, obwohl es noch keine Grünen gab. Wurde der etwa heimlich im Netz gespeichert? Sehr verdächtig!
Wegen unsäglicher Hygiene-Vorschriften ging das Milch-Holen beim Bauern kaputt, wegen Versicherungsvorschriften das Spielen auf der Straße/Umgebung erkunden und überhaupt alles, was Kindern in den Sinn kam. In meiner Erinnerung änderte sich alles so ab den 80er Jahren, als die Grünen auftauchten und meinten, sie hätten die Weisheit mit Löffeln gegessen. Ab dann hatte das Leben nach grüner Vorschrift zu verlaufen. Ist überspitzt formuliert, aber so kommt es mir vor. Damals begann man nach den Umweltsündern zu suchen und wurde hauptsächlich fündig beim 08/15-Bürger, der sein Kaugummipapierchen am Wegesrand fallen ließ, aber die industriellen Gewässerverschmutzer wurden geschont.
Ja, die Unfähigheit, wahrhaft Wünschenswertes von modischem Müll und Pseudofortschritt zu scheiden, ist unser Problem. Wir bequemen uns zu ( Geistes-) Tode.
War das nicht die Zeit, als alte weiße Mönner noch was zu sagen hatten?
Damals zog der Landesherr mit einem Tross von Ochsenkarren fast das ganze Jahr von Pfalz zu Pfalz, um seinen Schäfchen die Aufwartung zu machen und rekrutierte Gläubige, die im gelobten, heiligen Land das Christentum gegen Ungläubige verteidigten. Mein Bart ist nicht lang genug, all die Vorzüge von damals aufzuzählen.
P.S. Ach so, ich vergaß. Bevor es diese Plastiktüten für Milch gab, mußte Mutter Flaschen für drei Kinder über mehrere Stockwerke schleppen - sehr ökologisch.
Das Beste an Ihrer heilen Welt war die kurze Lebensdauer des Ökoschweins namens Mensch. Damals waren wir quantitativ wie qualitativ näher am Endziel des ökologisch korrekten Frühablebens. Man hatte gerade Zeit, ein halbes Dutzend Kinder in die Welt zu werfen, dann wurde die Frau vom Kindbettfieber oder der Mann vom Tetanus hingerafft. – Aber, Herr Bonhorst, Fortschritt ist ja nicht nur schlecht. Für das Lithium unserer Elektroautos werden weltweit Wüsten trockengelegt, für das Coltan unserer Smartphones haben die Kinder im Kongo endlich Arbeit, und auch die Rendite unserer Sozialindustrie steht und fällt mit den Nachschubkapazitäten im Mediterranen Dreieckshandel. Ende Sarkasmus.
volle Zustimmung! dieses “ach so grüne” Leben gabs aber durchaus bis in die siebziger…. kommt eben drauf an,wo man wohnte,ich habe in Westphalen wie in Baden noch die Milch vom Bauern geholt… der Gag an der Geschichte,würden wir heute die Traumwelt erschaffen,von denen die Wohlstandsgören mit Handy-Sucht träumen,würden Sie nach zwei Tagen weinend nach Rückkehr in hier und heute schreien, denn das 10 Pfennig Stück für den Notruf nach Hause in der einzigen Telephonzelle im dorf haetten Sie eben so sicher zuhause vergessen, wie die Kenntniss,das Fussball damals Jungenssport war und durchaus auch SEHR weh tun konnte :) ja,ich vermisse die Zeit,dieses Land degeneriert einfach,das kann ich sagen,denn ich habe die ersten national denkenden Baden-Württembergischen Grünen noch miterlebt,von denen sind die KBW-Jünger von heute Lichtjahre entfernt ideologisch
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