Ramin Peymani, Gastautor / 06.05.2020 / 14:00 / Foto: Superbass / 137 / Seite ausdrucken

Einstürzende Weltbilder: Der Überfall auf die “heute-Show”

Am 1. Mai wurde ein Kamerateam bei Dreharbeiten in Berlin von mindestens einem halben Dutzend Vermummter angegriffen. Der Mob hatte sich in einen wahren Blutrausch gesteigert und trat sogar noch auf die wehrlos am Boden liegenden Verletzten ein, um einen maximalen körperlichen Schaden sicherzustellen. Allein dies ließ erahnen, welchem Spektrum die Täter zuzuordnen waren. Und so fiel die Berichterstattung auch auffällig wortkarg aus. Die Reaktionen der Politik muteten ebenfalls eher zurückhaltend an. Neben einigen Sonntagsreden und ein paar Allgemeinplätzen beließ man es beim Appell, die Pressefreiheit zu verteidigen. Keine Rufe nach schärferen Gesetzen, keine Aufforderung an die „Zivilgesellschaft“, sich den Feinden der Demokratie entschlossen entgegenzustellen, keine Sondersendungen, keine Mahnwachen, keine Lichterketten – nicht einmal virtuell.

Denn allen war klar, das es sich mutmaßlich nur um die Tat linksextremer Totschläger handeln konnte, die nach Polizeiangaben unter anderem mit einer Metallstange bewaffnet waren. Der Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft in Berlin, Martin Steltner, sagte am Sonntag auf Nachfrage: „Für die Einschätzung: Es ist so, dass die Personen, die festgestellt wurden, dem linken Spektrum zuzurechnen sind, nach unseren Erkenntnissen.“

Der Staatsschutz ermittelt. Immerhin. Aber die sechs Festgenommenen wurden bereits wieder auf freien Fuß gesetzt. Haftbefehle wurden nicht erlassen. Am Ende wird es wohl ausgehen wie so oft: Ohne polit-medialen Druck werden die Täter, wenn man sie denn überhaupt jemals wird überführen können, glimpflich davon kommen. Da kann der Bundesinnenminister noch so sehr fordern, jeder müsse „die Kraft unseres Rechtsstaates zu spüren bekommen“, der Journalisten angreife. Er weiß genauso gut wie alle anderen Verantwortlichen, dass für Linksextreme manches anders ist.

Nicht etwa die Rechten schlugen zu, sondern die Linken

Das brutal attackierte Kamerateam war übrigens für die „heute-Show“ des ZDF unterwegs, und dies in Begleitung dreier Sicherheitskräfte, die aber chancenlos gegen die mit sogenannten Totschläger-Waffen angreifenden Kriminellen waren. Das Vorhaben des ZDF-Magazins, das Woche für Woche für Schenkelklopfer in der linken Szene sorgt, war es, rechte Demonstranten mit der Kamera einzufangen, um sie möglichst stupide aussehen zu lassen und mit dem passenden Zusammenschnitt in der Sendung am 8. Mai der Lächerlichkeit preiszugeben. Eben dies gehört zum Konzept der „heute-show“. Angebliche Verschwörungstheoretiker und „Corona-Leugner“ sind immer für einen heute-Show Lacher gut.

Doch die Absicht traf auf die Falschen. Nicht etwa die Rechten schlugen zu, sondern mutmaßlich die Linken. Natürlich sind rechtsterroristische Anschläge dokumentiert, doch fallen sie im Grad der wahrgenommenen Schwere nicht zuletzt deswegen so dramatisch aus, weil sie wochenlang aufbereitet und bis in den letzten Winkel ausgeleuchtet werden. Linksextreme Gewalttaten, die weitaus häufiger registriert werden, spielen sich durch die Art der Berichterstattung hingegen regelmäßig unterhalb der Wahrnehmungsschwelle ab.

Wenn Journalisten Angst um ihr Leben haben

Es ist eine Ironie des Schicksals, dass ein Kamerateam ausgerechnet auf der Jagd nach Rechtspopulisten an höchstwahrscheinlich linksextreme Totschläger geraten ist, die laut Produktionsfirma mit einer Brutalität vorgegangen sind, „mit der man in Kauf genommen hat, dass es ein Mensch nicht überlebt“. Dass Deutschlands Journalistenkollektiv am Wochenende, an dem weltweit der „Tag der Pressefreiheit“ gefeiert wurde, nicht mehr einfiel als das leidliche Erfüllen der Chronistenpflicht, ist indessen ein Armutszeugnis. Schadenfreude verbietet sich übrigens vollkommen. Niemand kann sich darüber freuen, wenn Journalisten ihrer Arbeit nicht mehr nachgehen können, weil sie Angst um ihr Leben haben. Die Demokratie braucht den Journalismus so sehr wie der Mensch die Luft zum Atmen.

Doch sie braucht vor allem einen freien Journalismus, der unparteiisch ist und sich nicht mit Ideologien gemein macht. Sie braucht einen Journalismus, der berichtet, was er sieht, und nicht, was er sehen möchte. Demokratie braucht Journalisten, die sich mit den Regierenden anlegen, statt ihnen zu schmeicheln, die sich zum Anwalt aller Regierten machen, nicht nur derer, deren politische Neigung sie teilen. Der feige Angriff Linker-Schläger auf das Team eines linken Fernsehmagazins sollte allen klarmachen, dass der größte Feind für die Demokratie dort steht, wo die Täter jeden ins Visier nehmen, den sie nicht in den eigenen Reihen vermuten. Der Hoffnung, dass Medien und Politik dies endlich begreifen und dem Linksextremismus in gleicher Weise den Kampf ansagen wie dessen rechtem Pendant, ist aber auch nach der Gewalttat von Berlin gering.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf Ramin Peymanis Blog Liberale Warte.

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Leserpost

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Rolf Lindner / 06.05.2020

“Wer Journalisten angreift, bedroht oder verletzt, steht weit außerhalb unserer demokratischen Ordnung - und der wird und muss uns alle gegen sich haben”, so Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag, weshalb die dringend Tatverdächtigen sofort wieder freigelassen wurden. Ich vermute, die konnten der Justiz erklären, dass es zu einer Verwechslung gekommen war, weil einer vom Kamerateam eine braune Jack trug.

Alexander Schilling / 06.05.2020

Dass der Verfassungsschutz ermittelt, Kapazitäten vom schicksalhaften “Kampf gegen Rechts” abzieht—wie sollte man das verstehen? War da terroristischer (in gerechtem Deutsch: IM-) Beifang mit im Netz (der geschützt werden muss)?

Karsten Dörre / 06.05.2020

@Frank Stricker, in Deutschland gibt es Pressefreiheit. Journalisten müssen sich nicht ausweisen, dass sie politische Journalisten seien, um von einer politischen Demo zu berichten oder zu recherchieren. Das trifft ebenso für u.a. Kultur-Kunstdemos oder Schülerdemos zu. Auch jeder nicht registrierte Bürger kann an einer öffentlichen und genehmigten Demo teilnehmen. Ihr Argument, die Heute-Show-Journalisten wären bei dieser Demo fehl am Platz ist seit 1949 in der Bundesrepublik abgeschafft - und auch gut so, egal was die Journalisten mit ihrem Material von der Demo machen.

Ulrich Jäger / 06.05.2020

@Jörg Langheinrich. Schnitzlers “Schwarzer Kanal” war keine Witzsendung, um die Zuschauer zum Lachen zu bringen. Der hatte es tatsächlich ernst gemeint. Um eine der “heute show” entsprechende Sendung des DDR-Fernsehens zu finden, wird man wohl vergeblich recherchieren. Was da von Welke & Co. geboten wird, ist Agitprop-Klamauk auf niedrigstem Niveau. Das hätte sich kein DDR-TV-Gewaltiger getraut auf Sendung zu bringen. Mit Comedy hat das wohl nichts zu tun. Es sei denn, man will gute Comedy, die nicht unbedingt Satire sein muss, beleidigen. “Halte du sie dumm, ich halte sie arm!” Wen es bei dieser Sendereihe zu Schenkelklopfern hinreißt, da hat Ersteres schon mal geklappt.

K.D.Weber / 06.05.2020

Da marschieren die linksextremen Agitatoren und Demagogen der ZDF-Heute-Show mit 3 Schlägern, genannt ‘Security”, auf eine Demo zum 1. Mai und suchen nach irgendwelchen tumben, bösen Rechten, die dann nach entsprechender Provokation die Contenance verlieren und sich kompromittierend benehmen sollen. Und wird dann zurückgepöbelt, läßt sich das doch bestens im TV gestalten und verkaufen. Nun trifft man aber unglücklicherweise auf einen anderen Spähtrupp, die eigentlich befreundeten Genossen von der gewaltätigen SA-Antifa und bezieht eine kräftige Tracht Prügel. Jetzt wissen wir auch warum die Kameraleute beim ÖR so gern Antifa-Shirts tragen. Das vermeidet friendly fire. Offen gesagt hält sich mein Mitgefühl für diese Hetzer und Scharfmacher in Grenzen. Die Revolution oder neudeutsch die Transformation frisst eben ihre Kinder und die rotgrünen Jakobiner werden letztendlich auch die bourgeoisen Mitläufer und Karrieristen des ÖR und der MSM nicht verschonen.

Daniel Oehler / 06.05.2020

Ich denke die Typen von der Heute-Show werden von Linksradikalen als rotgrünlackierter Teil “des Systems” betrachtet und entsprechend behandelt. Es sei an die massive verbale Gewalt gegen Andersdenkende in der Heute-Show erinnert. Wenn die Figur “Gernot Hassknecht” mit von Welke verfassten Texten unerwünschte Menschen über die Mattscheibe anbrüllt, dann erinnert das an die Art und Weise, wie der oberste Nazi-Richter Roland Freisler die angeklagten Widerstandskämpfer vor dem Volksgerichtshof angeschrien hat. Was den Umgang mit Andersdenkenden in der Heute-Show angeht, kann man also mit Fug und Recht sagen: “Der Schoss ist fruchtbar noch ...” Wer dieses Anbrüllen unerwünscht Denkender lustig findet, hätte wohl auch bei den “Witzen” der Nazis über Russen und Juden gelacht.

Roderic Schuchart / 06.05.2020

Diese Leute setzen auf Demonstrationen einfach ihr Recht am eigenen Bild durch. Das musste z.B. auch vor kurzem eine Taz-Mitarbeitende feststellen, die Handy-Bilder von der Linksunten.indymedia-Demo in Leipzig machen wollte.

Frank van Rossum / 06.05.2020

Die Definition für Journalismus lt. Wikipedia lautet:”...bezeichnet die periodische publizistische Arbeit von Journalisten bei der Presse in Online-Medien oder im Rundfunk mit dem Ziel, Öffentlichkeit herzustellen.” Trifft also für die “Heute-Show” und deren Protagonisten nicht zu. Das Niveau dieser Sendung für mich: Laternenpfahl gaaaanz unten.

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