Michael Miersch / 22.08.2012 / 09:53 / 0 / Seite ausdrucken

Ein Schwabinger Monolog (9. Teil)

Ich habe mal zusammengeschrieben, welche Weltanschauung seit Jahren auf Partys, in Kneipen und bei Zusammenkünften aller Art an meine Ohren schwappt. Die anderen Folgen des Schwabinger Monologs finden Sie, indem Sie in der Steuerungsleiste links auf meinen Namen klicken.

„…Früher hatten die Menschen Respekt vor der Natur. Die Indianer zum Beispiel. Die haben sich bei Manitu entschuldigt, wenn sie ein Tier getötet haben, um es zu essen. Wir im Westen sind doch total entfremdet, leben in einer klinisch reinen Plastikwelt. Tiere werden von der Unterhaltungsindustrie zu Witzfiguren gemacht. Jeder Sekunde stirbt eine Tierart aus, oder war es jede Minute. Ich muss nochmal nachschauen. Und alles nur damit irgendwelche dekadenten Säcke Schildkrötensuppe und so etwas essen können. Ist doch pervers.

Wie leben jetzt schon seit Jahren so gut wie vegetarisch. Ist ja auch gesünder, keine Leichenteile zu essen. Und man kann total leckere Sachen aus Gemüse machen. Leonardo da Vinci, Einstein, Gandhi, Paul McCartney: alles Vegetarier. Man sollte nichts essen, was Augen hat. Ich gebe zu, es ist nicht immer leicht, man ist ja durch die Erziehung verdorben und die Propaganda der Fleischlobby. Aber man muss irgendwann mit dem Zeichensetzen anfangen. Wer, wenn nicht wir? Wann, wenn nicht jetzt?

Viele Kinder mögen ja kein Fleisch. Die sind noch nicht so von dem ganzen verlogenen System nicht so verdorben, die haben noch natürlich Impulse. Und dann lockt man sie an mit Chicken McNuggets in der Überraschungstüte.  Die machen es wie Drogendealer. Und keiner schützt die Kinder davor. Unsere Gesellschaft ist doch total kinderfeindlich.

Wenn im Zug oder im Restaurant ein Kind weint, fängt sofort einer an, genervte Kommentare abzugeben. Die, die nichts sagen, verziehen die Gesichter, verdrehen die Augen. Viele Eltern trauen sich doch schon gar nicht mehr mit ihren Kleinkindern aus dem Haus. Kein Wunder, wenn jeder Café-Besuch zum Spießrutenlauf wird. Kinderfeindlichkeit prägt unsere Gesellschaft durch und durch. So werden schon die Kleinsten dazu erzogen, die Klappe zu halten, stillzustehen und ja nicht zu rebellieren. Das ist der Stoff, aus dem Untertanen geschnitzt sind.

Der Geburtenrückgang ist doch ein deutliches Zeichen. Wer tut sich das alles noch an? Ich kann die Leute verstehen. Meine Frau und ich haben uns auch entschlossen, keine Kinder zu haben. In diese Welt kann man keine Kinder setzen. Ich möchte nicht, dass meine Kinder von Atomkraftwerken verstrahlt werden, von der Unterhaltungsindustrie verblödet und mit Genfraß gefüttert. Und schauen Sie sich doch die heutigen Eltern an. Erziehung, Bildung, Emanzipation? Nix da. Die Kleinen werden mit Computer und Playstation ruhig gestellt. Gift für die kleinen Seelen. Wenn sie den ganzen Tag vor dem Bildschirm sitzen, Serien gucken oder Killerspiele zocken, muss man sich über Jugendgewalt nicht wundern. Elektrospielzeug statt Liebe. Nein danke, da machen wir nicht mit.

Wenn Jugendliche dann Autos anzünden, regen sich alle furchtbar darüber auf. Aber wir sollten den jungen Leuten einfach einmal zuhören, anstatt sie gleich zu verurteilen. Gewalt ist doch immer auch ein Hilfeschrei. Sie tun das, weil sie keine Perspektive haben. Ich wundere mich, dass nicht viel mehr Leute ausrasten in dieser verlogenen Gesellschaft. Mal sehen, wie lange der Frieden hier noch hält…“

Wird fortgesetzt

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