Michael Miersch / 14.08.2012 / 09:01 / 0 / Seite ausdrucken

Ein Schwabinger Monolog (6. Teil)

Ich habe mal zusammengefasst, welche Weltanschauung seit Jahren auf Partys, in Kneipen und auf Zusammenkünften aller Art an meine Ohren schwappt. Die anderen Folgen des Schwabinger Monologs finden Sie, indem Sie in der Steuerungsleiste links auf meinen Namen klicken.

“…Die Öl- und Kohle-Lobby hat es geschafft, viele Menschen zu verunsichern. Unser Nachbar hat kürzlich auch schon gefragt, ob es stimmt, dass der Südpol gar nicht schmilzt. So fängt es an, und dann gegen sie diesen Skeptikern auf den Leim. Die Öl-Multis können sich mit ihrem Geld Mehrheiten kaufen. Und ganze Länder. Es geht doch immer nur ums Öl! Wenn irgendeiner die Interessen der Öl-Multis stört, marschieren die Amis ein. Dann schieben sie edle Motive vor: Schutz der Menschenrechte und so. Lächerlich. Der Irakkrieg zum Beispiel, den haben die Bushs doch nicht aus christlicher Nächstenliebe angezettelt. Die Menschen starben für die Rohstoffgeschäfte einer texanischen Milliardärsfamilie.

Nach Afghanistan hätte nie ein NATO-Soldat seinen Fuß gesetzt, wenn nicht eine Gas-Pipeline durch dieses Land geplant wäre. Und wenn sich die Amis Länder unter den Nagel reißen, die ihnen keine Rohstoffe liefern können, dann tun sie das, um ihre neusten Waffensysteme zu testen. Die verkaufen sie dann und mit dem Geld werden wieder Kriege vorbereitet, um weitere Ölreserven zu erobern.

Die Bevölkerung hält still, damit das Benzin an den Tankstellen weiterhin so lächerlich billig bleibt. Es geht der US-Regierung nie um Menschenrechte und den Kampf gegen Diktatoren. Das ist eine dreiste Lüge, die nur Naivlinge glauben. Die Herren an der Ostküste haben stattdessen einfach nur Angst, dass ihm jemand die Bodenschätze wegschnappt, auf die sie es abgesehen haben.

Dabei ist Amerika gerade selbst auf dem besten Weg, ein Dritte-Welt-Land zu werden. Die Amis haben das bloß noch nicht kapiert. Sie spazieren durch ihre Mickey-Maus-Welt und merken nicht einmal, wie es mit ihnen immer schneller bergab geht. In vielerlei Hinsicht sind sie schon Dritte Welt, wenn man sich die Obdachlosen in Los Angeles oder die vielen illegalen Einwanderer ansieht, die unter freiem Himmel schlafen müssen. Das kommt davon, wenn man ständig Weltpolizei spielt.

Oder der religiöse Wahn! Das ist doch reinstes Mittelalter. Christliche Fundamentalisten fordern, dass die Schöpfungsgeschichte in den Schulen gelehrt wird. Und über Dreiviertel aller Bewohner des Landes sind bibelgläubig. Das ist nicht viel besser als im Iran.  Und niemand kümmert sich um die Armen. Dieses Tea-Party-Gesocks hält den Präsidenten für einen Kommunisten, nur weil er für eine allgemeine Krankenversicherung ist. Und so etwas nennt sich ein zivilisiertes Land. Wenn du dort arm bist, musst du früher sterben. Von der Todesstrafe ganz zu schweigen. Da ist das alte Europa meilenweit voraus. Amerika wird untergehen. Ich meine natürlich die USA. Das ist auch so eine Unverschämtheit, dass die sich Amerika nennen. Arroganter geht’s ja wohl nicht. Aber vor dem Kollaps lassen sie noch mal die Muskeln spielen. Wenn die Amis von ihren eigenen Widersprüchen ablenken wollen, marschieren sie einfach irgendwo ein. Ausgerechnet die wollen der Welt vorschreiben, wo es lang gehen soll. Das ist reiner Größenwahn. Hochmut kommt vor dem Fall. Ein Kulturvolk wie die Chinesen wird sich das nicht mehr lange bieten lassen. Der Durchschnittsami hat doch keine Ahnung. Literatur, Philosophie, klassische Bildung? Fehlanzeige. Das einzige Ausland, das der kennt, ist Disneyland.

Hierzulande wird es ja leider auch immer amerikanischer. Die Schere zwischen Armen und Reichen wird immer größer. Mit der Amerikanisierung unserer Gesellschaft verlieren wir unsere Key-Values. In Deutschland müssen immer mehr Menschen von Sozialleistungen leben. Die explodierende Kinderarmut zeigt doch, etwas in unserer Gesellschaft läuft grundsätzlich falsch. Es gab noch nie so viele Arme. Hartz IV-Empfänger müssen in unwürdigen Verhältnissen leben. Das kann sich unsereins kaum vorstellen, was das bedeutet. Die sind doch Ausgestoßene, wie damals die Juden. Und dann soll immer noch gekürzt werden, ausgerechnet bei den Ärmsten. Je größer die Schere wird, desto mehr geht die Solidarität verloren. Jeder schaut nur noch wo er selber bleibt. Alle Parteilen machen nur noch Politik für die Reichen. Wir dürfen nicht vergessen: Eine andere Welt ist möglich! Eine Welt, in der die Güter gerecht verteilt werden. In der alle ein menschenwürdiges Dasein haben. Wir geben unserer Putzfrau zwei Euro mehr als das Übliche und immer ein großes Weihnachtsgeschenk. Man muss seine Überzeugungen auch leben…”

Wird fortgesetzt

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