Michael Miersch / 07.08.2012 / 08:07 / 0 / Seite ausdrucken

Ein Schwabinger Monolog (3. Teil)

Wann immer ich mit Leuten aus dem Kultur-, Medien- und Erziehungsberufen zusammensitze, breitet irgendjemand sein Weltbild aus. Leider ist es immer das gleiche Weltbild. Es besteht aus vorgekauten Floskeln über „die da oben“, dumme Amerikaner, gesundes Essen, Sonnenenergie und den Verfall der Werte. Die so sprechen sind zumeist beruflich erfolgreiche Mittvierziger in schicken Altbauwohnungen, die ihre Kinder auf Waldorfschulen schicken. Ich habe mal alles zusammengeschrieben, was ich seit Jahren zu hören kriege:

“…Nehmen wir nur einmal die Indianer. Von den Indianern können wir viel lernen. Die haben die Natur nicht ausgebeutet, sondern immer nur so viel genommen, wie sie grade brauchten. Sie lebten einfach und bescheiden im Einklang mit der Erde. Ist das wirklich soviel schlechter als unser heutiges Dasein? Karriere machen und Burnout mit 30. Was haben wir denn am Ende davon? Die Indianer passten sich lieber der Natur an. Ich möchte das nicht idealisieren. Sicherlich haben einige Errungenschaften Europas auch ihre Vorteile. Aber ist unsere Kultur wirklich so viel besser, wie wir immer tun? Manchmal bin ich mir da nicht so sicher.

Gerade heute erkennen wir doch, dass uns manche Naturvölker und die alten Kulturen in vieler Hinsicht überlegen sind. Gerade auch in der Heilkunde. Wir haben Apparatemedizin, aber wo bleibt der Mensch? Menschen werden an Maschinen angeschlossen und von ihren sozialen Kontakten isoliert. Daten, die ein Computer produziert, entscheiden darüber, wie Kranke behandelt werden. Das ist doch pervers.

Früher wurde noch mit den Kranken gesprochen, der Arzt kam zum Hausbesuch, und die ganze Familie saß um das Bett herum. Man ließ sich ein auf die Krankheit, versuchte ihre Botschaft zu entschlüsseln. Schmerzen wurden zugelassen. Sie gehören zum Leben. Apparate haben keine Gesichter. Da ist keine helfende Hand, kein aufmunterndes Lächeln, nur das kalte Rauschen einer Maschine.

Kein Wunder, dass immer mehr Kranke lieber zur traditionellen chinesischen Medizin greifen oder den homöopathischen Weg einschlagen. Oder beides. Der Kontakt mit dem Menschen ist das Wichtigste. Natürlich können auch traditionelle Heiler nicht garantieren, dass man gesund wird, aber diese Garantie kann einem auch keine Maschine geben.

Wirkstoff hin oder her – wer heilt hat recht. Die Schulmediziner tun immer so als hätten sie alles im Griff. Pustekuchen. An ihren angeblich so erfolgreichen Methoden sterben mehr Menschen als bei den Homöopathen. Wichtig ist doch, dass wieder der Mensch im Mittelpunkt steht.

Das hat alles mit der totalen Entfremdung in der westlichen Welt zu tun. Ohne nachzudenken wird die Natur zerstört. Davon werden wir alle krank.  Deshalb braucht man überhaupt diese Gerätemedizin. Völker, die im Einklang mit der Natur leben, leben glücklicher…”

Wird fortgesetzt

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