Dirk Maxeiner / 05.12.2008 / 10:11 / 0 / Seite ausdrucken

Ein Platz für George W.

Von Maxeiner & Miersch erschienen in DIE WELT vom 5.12.2008

Phantomschmerz wird ein Schmerz genannt, der nach Verlust eines Körperteils auftritt. Obwohl der Patient den betroffenen Körperteil nicht mehr besitzt, verspürt er dort dennoch Schmerzen. Es kommen harte Zeiten auf die Welt zu, denn im Januar 2009 wird sie einen herben Verlust erleiden. George W. Bush tritt ab und übergibt sein Amt an Barack Obama, womit großen Teilen der Weltbevölkerung gleichsam der verlängerte Rücken abhanden kommt. Besonders hart trifft es die internationale Protestindustrie, denn die Rolle des planetaren Bösewichts wird auf einen Schlag vakant.

George Bush sorgte immer für ausverkaufte Häuser und brachte Hundertausende auf die Straße. Linke und Rechte marschierten vereint um „ein Zeichen zu setzen“. Was soll jetzt bloß der „Bundesausschuss Friedensratschlag“ mache, das “Aktionsbündnis Not Welcome Mr. Bush“ oder die Internetseite „Bushwatch“?  Wovor sollen künftig all die Kulturschaffenden warnen, von Michael Moore bis Wim Wenders? Der deutsche Filmemacher kündigte seinerzeit mutig an, wegen Bush Amerika zu verlassen. Nach dessen Wiederwahl entschied Wenders sich noch mutiger dafür zu bleiben. Schließlich könne man die Amerikaner nicht mit diesem Präsidenten alleine lassen. Wie kann man in Zukunft solch beeindruckende Zivilcourage unter Beweis stellen?

Waren das noch Zeiten, als George Bush zum G8-Gipfel nach Deutschland kam. Greenpeace bestieg die Marienkirche in Stralsund und entrollte ein Transparent: „No Nukes, No War, No Bush“. Jetzt wird ein Teil der Forderung erfüllt: „No Bush“. Doch warum geht das nicht mit „No Nukes“ und „No War“ einher? Die Welt steht vor einem Jahrhundert-Rätsel: Wer ist künftig Schuld an Atomwaffen, Terroristen oder dem Nahost-Konflikt?  Wer verursacht das Elend in der Dritten Welt? Wer ist verantwortlich für steigende Kohlendioxid-Emissionen und ruiniert das Klima?

Wir haben einen konstruktiven Vorschlag zur Lösung der internationalen Sinnkrise. George Bush geht nicht nach Texas in Rente sondern wird von den Vereinten Nationen zum „Sonderbotschafter des Bösen“ ernannt. In dieser Funktion fliegt er um die Welt und besucht reihum eine Metropole nach der anderen. Dort zieht er weiterhin den Protest von Friedenaktivisten, Dritte-Welt-Gruppen, Globalisierungsgegnern oder Klimaschützern auf sich. Im besonders betroffenen Deutschland empfehlen wir eine ständige Bush-Repräsentanz unter den Linden. So nach Art des Lenin-Mausoleums. Wie einst auf dem Roten Platz könnten alle mit guter Gesinnung dort Schlange stehen, Mahnwachen abhalten und Lichterketten bilden. Die deutsche Zivilcourage hätte gleichsam einen festen Ort. Vielleicht sollte Bush dort sogar als Wachsfigur ausgestellt werden, Madame Tussauts ist ja gleich um die Ecke und könnte aushelfen. Und immer wenn etwas schlecht läuft in der Welt, darf ihm einer aus Protest den Kopf abreißen.

 

 

 

 

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