Sehr geehrter Herr Professor, auch für diesen Artikel erst einmal ganz herzlichen Dank. Kann man ein paar der Kernaussagen so zusammenfassen: Wer den vor allem in den letzten Jahrzehnten immer mehr grassierenden Kasino-Kapitalismus verwerflich findet und für gefährlich, d.h. auf keinen Fall hinsichtlich eines Lebens in Sicherheit und Frieden für wünschenswert hält und deshalb den Hütern seiner Landeswährung aufnötigen möchte, zum Goldstandard zurückzukehren, liegt falsch? Diese Rückkehr schafft vor allem Blockade und löst das Problem im Kern nicht. OK? Was steht einem denn noch zu Gebote als Wähler und Politaktivist? Was soll man vorschlagen, um die gruselige Kombination aus Quantitative Easing und dem Sachverhalt, dass von dem vielen ausgeschütteten Geld so gut wie nichts in der Nachfrage nach heimisch produzierten Gütern landet, zu beenden? Einer wie Lyndon LaRouche sagt, die Zentralbanken gehören in die Hände der jeweiligen Staatsregierungen, damit Geld nichts mehr ist als die jeweils momentan gültige zu Notenpapier gebrachte Anspruchs- und Leistungskonvention eines Staatsvolkes. In einer wahrhaften Demokratie bestimmen alle Wähler darüber mit, ob noch mehr Geld gedruckt wird und wieviel und welchen momentanen Wert im Sinne der dafür einforderbaren Arbeitsleistungen es hat. Der Wert des Geldes also nichts anderes als der, auf den sich das Kollektiv seiner Nutzer, insofern es Zahlungs- und Tauschmittel ist, geeinigt hat. Das wird zwar schwierig mit der zeiten Funktion des Geldes als eines Mittels zum Auftürmen von Eigentumsansprüchen an natürlichen Werten wie Grundeigentum u.ä., aber die “Vollgeldinitiative”, die derzeit die Runde macht, stösst doch, glaube ich, in eine ähnliche Richtung vor. Der grosse und wirklich bedeutende Unterschied zur bisherigen Ordnung wäre auch, dass ein Staat, der auch ein Sozialstaat sein möchte, sich zu dieser eigenen Befähigung nicht bei superreichen Privatleuten und deren Fonds verschulden muss. Ein Beitrag also zum sozialen Frieden. Mit dem Frieden nach aussen sieht es etwas schwieriger aus: In James Corbett’s neuester Doku zur Rolle der Fed in den USA kann man erfahren, dass die grossen Verschuldungsschübe in Anlass und Höhe fast ausschliesslich mit Angriffskriegen nach aussen zur Übereinstimmung zu bringen sind. Nicht auszudenken, was passieren würde, wenn hierfür die Schuldendienste entfallen würden. Oder? Würde mich jedenfalls sehr über weitere Artikel aus Ihrer Feder zum Thema, wie sich Staaten hinsichtlich ihrer Finanzierung und hinsichtlich der Hoheit zum Gelddrucken am besten aufstellen sollten, lesen. Man könnte natürlich auch sagen: Schafft endlich dieses Geeiere mit dem ewigen Sozialstaat ab, dann bleibt am Ende auch noch genug Geld im Staatssäckel für Infrastuktur und die unvermeidlichen Angriffskriege! Unvermeidlich deshalb, weil man von Feinden umgeben ist, für das Gute und gegen das Böse kämpfen muss - und am Ende erst noch die Ressourcen der eroberten Gebiete in die eigenen Hände fallen - so dass sich diese Art Kriege auch schon fast wieder von alleine bezahlen. Ich möchte endlich verstehen lernen, warum eine CIA Waffen in alle möglichen Weltgegenden schleppt, im Gegenzug Drogen tonnenweise in die USA importiert und ihr die US-Regierung dieses Handwerk nicht legt, obwohl sie doch für Gun Control ist und sich im War on Drugs befindet. Aber vielleicht haben diese beiden letzten Punkte ja nichts mit der Banken- und Finanzkrise und mit der heissgelaufenen Druckerpresse zu tun.
Sehr geehrter Herr Prof. Heinsohn, jetzt müssen Sie aber noch erklären, weshalb sich gewöhnliches Eisenblech nicht als standardisierte Währung eignet, obwohl es theoretisch doch so viele Vorteile böte.
“Die Halter solcher Pfundnoten werden sie aber aus der Zirkulation ziehen, wenn der Marktpreis für ein Gramm Gold auf – sagen wir – zwei Pfund steigt. Sie werden dann ihre Pfundnote gegen ein Gramm Gold einlösen und dieses auf dem Markt für zwei Pfundnoten verkaufen”. An wen ? Warum sollte ich für ein Gramm Gold zwei Pfund bezahlen, wenn ich es bei der Zentralbank für zwei Pfund zwei Gramm bekomme ?
In welchem Geschichtsbuch haben SIe gelesen, dass die Inkas ihr Gold gegen Glasperlen getauscht haben?
Ein guter Artikel, Herr Professor Heinsohn, das muss man wirklich sagen! Sie haben anhand anschaulicher Beispiele genau erklärt, was man in der Laiensphäre vielleicht zu 60 % vage voreinander bekommt, bevor “der dichte Nebel einsetzt”. Dabei handelt es sich inhaltlich eigentlich um essentiell Notwendiges, um Phänomene rund um den modernen Geldverkehr zu verstehen. Obwohl ich einige Passagen mehrmals lesen musste ( was an mir liegt und nicht an Ihnen), empfand ich den Text als außerordentlich unterhaltsam. Er beleuchtet eben jene alltäglichen Undurchschaubarkeiten, die keiner mehr genauer nachfragt, weil man sich mit seiner Portion Unwissenheit längst abgefunden hat und sich Anderem zuwendet. Ich würde gern öfter sowas lesen, besonders wenn es um Themen aus der Volks-/ Finanzwirtschaft geht, bei dem alle mitreden, aber ganz offensichtlich kaum einer soviel Sachkenntnis besitzt, um einmal ganz einfache, elementare Zusammenhänge auf den Punkt zu bringen. Das war eigentlich kein ‘bisschen Hardcore- Ökonomie, wie es in Ihrer Überschrift steht, sondern sollte vielmehr Bestandteil von Schulbüchern sein. Ich glaube nämlich, dass gerade politisch extrem Denkende überhaupt gar keine Ahnung von finanzwirtschaftlichen Zusammenhängen haben.
Interessant, aber die Umsetzbarkeit: “Man muss das Geldsystem durch Bestehen auf erstklassigem Vermögen in – gegen Zinseinkünfte belasteten – Eigenkapitalen der Emissionsbanken und Insistieren auf nicht minder guten Pfändern der Schuldner heilen, statt es abzuschaffen.” Wie? Wer insistiert, wie kontrolliert man? Eine Aufsichtsstelle wäre ja auch nur wieder eine Bürokratie, deren Effizienz, Drang zur Kompetenzerweiterung und Anfälligkeit für politische Einflussnahme nur allzu bekannt ist. Die einzige für mich vorstellbare Umsetzung solcher Ideen wäre ein zentralbankloses System konkurrierender Emittenten, deren jeweilige “Vertrauenswürdigkeit” dann auch den Tauschwert Ihres Geldes erzeugt. Damit wäre ein Euro ungleich ein Euro je nach herausgebender Bank und wir hätten eine vergleichbare Situation wie bei den Banknoten in den Vereinigten Staaten im 19. Jahrhundert (siehe Dixie). Es wäre ein gangbarer Weg, ein marktwirtschaftlicher verfasstes Geldsystem aber aufgrund der sich ergebenden Unübersichtlichkeit, die von der breiten Öffentlichkeit als größere Unsicherheit wahrgenommen würde, kaum durchsetzbar.
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