6.1. Udo Lindenberg beginnt in Suhl seine erste DDR-Tournee.
7.1. In Prag verständigen sich Regierung und Opposition auf freie Wahlen Mitte des Jahres.
8.1. In Rumänien wird das Dekret über die Streichung der Todesstrafe verabschiedet. In Ostberlin kommt es bei der sechsten Sitzung des Runden Tisches zum Eklat. Mit großer Entschiedenheit weist die Opposition, unterstützt von der CDU und der LDPD den Versuch der SED-PDS zurück, die Schmierereien am Sowjetischen Ehrenmal in Treptow Ende Dezember zum Vorwand zu nehmen und die angebliche Notwendigkeit der Erhaltung der Staatssicherheit mit einer behaupteten rechtsradikalen Gefahr zu begründen. Die Opposition spricht der Regierung Modrow das Misstrauen aus. Sie unterbricht die Sitzung und erklärt: „Die Opposition fordert den Ministerpräsidenten auf, unter Beteiligung des Generalstaatsanwaltes und des Ministers des Inneren um 16 Uhr einen Bericht über die innere Sicherheit zu geben.“ Gleichzeitig wird Modrow aufgefordert, bis zum 15. Januar einen Stufenplan für die Auflösung der Stasi vorzulegen. Das Ultimatum schlägt fehl, weil sich Ministerpräsident Modrow auf dem Weg nach Sofia befindet, zu einer Tagung der Ostblockstaaten zu wirtschaftlichen Fragen. Nach seiner Rückkehr wird Modrow erklären, dass er der Forderung der Opposition nicht nachkommen werde. Am Abend wird auf der ersten Leipziger Montagsdemonstration des Jahres der Unmut über die Hinhaltetaktik der SED-PDS-Regierung laut. Außerdem ist der Ruf nach der Vereinigung mit der BRD unüberhörbar.
9.1. In Sofia beschließen die Ostblockstaaten Reformen zur Anpassung ihrer Wirtschaftssysteme an die Marktwirtschaft.
10.1. Am Vorabend des Staatsbesuches von Staats-, und Parteichef Gorbatschow demonstrieren in Litauen Zehntausende für die Unabhängigkeit der Republik von der Sowjetunion.
Heute demonstriert die SED-Linke wieder zu Ehren der ermordeten Arbeiterführer Liebknecht und Luxemburg in Berlin-Friedrichsfelde. Die Demonstration wird aus taktischen Gründen nicht am traditionellen 3. Wochenende des Jahres angehalten, weil der Jahrestag der Massenverhaftungen am Rande dieser Veranstaltung im Jahre 1988 auf den nächsten Sonntag fällt. Statt sich ehrlich mit ihrer Geschichte auseinanderzusetzen, weicht die Partei ihr nach wie vor lieber aus. Wie vor zwanzig Jahren taktiert sie, um von der unbequemen Wahrheit abzulenken. Sie kann sich darauf verlassen, dass ihr von den Medien keine kritischen Fragen gestellt werden. Die Journalisten sind ohnehin mit der Lafontaine-Astrologie beschäftigt, wie sie früher Kreml- Astrologie betrieben haben. Warum ist Lafo heute nicht dabei? Wegen seiner Krebserkrankung, oder aus machtaktischen Gründen? Wenn die Vereinigung mit der WASG der SED den längst überfälligen Todesstoß versetzen sollte, würde sie sich ein historisches Verdienst erwerben. Tatsächlich sieht es so aus, als hätten die alten Genossen den Forderungen aus dem Westen außer ihrer Allzweckwaffe Gysi nichts entgegenzusetzen. Neben Lafontaine wirkt Gysi allerdings wie der Zauberlehrling gegenüber dem alten Hexenmeister. Er wird die Geister, die er rief, nicht mehr los.