Zwei Tage nach der ersten Montagsdemonstration in Leipzig, die von mehreren Hundertschaften Volkspolizei und ebenso vielen Stasileuten begleitet worden war, gab es eine kuriose Meldung in der Zeitung der Freien Deutschen Jugend „Junge Welt“. Auf die Frage eines Lesers, warum im Blatt nicht über die Leipziger Vorgänge berichtet worden war, hieß es: „Die Antwort ist einfach. Weil diejenigen, die sich dort im Anschluss an einen Gottesdienst zusammenrotteten, uns, die „Junge Welt“, nicht informiert hatten, dass sie in Leipzig eine staatsfeindliche Aktion gegen die DDR anzetteln wollen.“ Über diese „Provokation“ war im Westfernsehen berichtet worden. Bei „Bild“ schaffte die Montagsdemo es vorerst nicht auf die Titelseite. Hier war am Dienstag wichtiger, wie „schlimm“ Herbert Wehner , der umstrittene sozialdemokratische Bundespolitiker, war. „Zotig, ehrgeizig, herrschsüchtig“. Am Mittwoch war die Topmeldung: „Ja, ich werde Frau Beckenbauer“. Auch im Tagebuch von Walter Kempowski findet sich kein Eintrag über Leipzig.
Dafür gab es bei ADN eine zweite ungewöhnliche Meldung. Die Nachrichtenagentur verbreitet, mit Bonn sei eine „grundsätzliche Übereinstimmung über einen Lösungsweg“ in der Frage der Botschaftsbesetzer erzielt worden.
Was die Botschaftsbesetzer von der DDR hielten, konnte man am Abend im Westfernsehen erfahren. Sie hätten genug von der Bevormundung des Staates, sie wollten sich nicht mehr vorschreiben lassen, was sie reden, lesen und wohin sie reisen dürften, oder nicht. Sie wollten nie in die DDR zurückkehren.
Am heutigen Tag fanden weltweit Demonstrationen gegen den linken Diktator Hugo Chavez statt, der sich gerade zu einem Freundschaftsbesuch im Iran aufhält. Damit ist wohl auch das Ende des Sozialismus mit latainamerikanischen Farben eingeläutet. Die Menschheit hat ihre Gewaltherrscher und Zwangsbeglücker sichtbar satt. Das ist sehr gut so.