Mit einer Welle von Rücktritten, versucht die SED- Führung wieder Herr der Lage zu werden.
Im Bezirk Schwerin muss der SED-Parteichef gehen, weil das von ihm befohlene harte Vorgehen gegen oppositionelle Demonstranten heftige öffentliche Reaktionen auslöste. Auch der Chef der Bezirksparteileitung Gera ist aus einem ähnlichen Grund gezwungen, seinen Hut nehmen. Egon Krenz kündigt in einer Fernsehansprache die Abdankung zweier besonders verhasste Politbüromitglieder, Erich Mielke und Kurt Hager an. Auch in den Blockparteien trennt man sich von belastetem Führungspersonal. In der CDU wird der Rücktritt ihres Vorsitzenden Gerald Götting erzwungen. Unbelastete Funktionäre sind an der CDU-Spitze knapp. Es sollte einige Tage dauern, bevor die Parteiführung sich auf einen neuen Vorsitzenden einigen konnte.
Der Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion Hans- Jochen Vogel verlangt öffentlich, dass die SED die Grundrechte garantiert und ihren Führungsanspruch aufgibt. Sie solle die Opposition, auch die SDP, endlich anerkennen. Damit korrigiert Vogel seine ursprünglich ablehnende Haltung zur sozialdemokratischen Neugründung im Osten.
Das „Neue Deutschland“ schließt sich dem Versprechen des DDR- Fernsehens an, nur noch die Wahrheit zu berichten und dementiert eigene Meldungen über einen in Ungarn angeblich von westlichen Geheimagenten mit einer Mentholzigarette betäubten DDR-Kellner, der anschließend gegen seinen Willen in den Westen verschleppt worden sein soll. Der verantwortliche Redakteur entschuldigt sich und gelobt Besserung.
In Erfurt gibt es eine Großdemonstration. Vor 40 000 Teilnehmern verlangen drei Redner, darunter der aus Berlin angereiste SDP- Mitbegründer Markus Meckel, die SED solle ihren Führungsanspruch aufgeben.