Trotz der Bitte des Bonner Staatssekretärs, doch lieber in der Heimat zu bleiben, haben wieder dutzende Flüchtlinge die Grenze von Ungarn nach Österreich überquert. Der stets wachsame Walter Kempowski bekommt aber erst jetzt richtig mit, dass die Grenzanlagen in Ungarn abgebaut worden sind. Das zeigt, wie wenig diese Nachricht in den Medien transportiert wurde. Es ist immer wieder abwiegelnd von einem „rein symbolischen Akt“ die Rede. Kempowski mutmaßt sehr richtig, dass die DDR-Leute in Scharen kämen, sollte die Grenzanlage bei Lübeck abgebaut werden. Weiter hält Kempowski in seinem Tagebuch fest, dass die philippinischen Kommunisten 36 Menschen in einer Kirche abgeschlachtet haben, was die westdeutsche Friedensbewegung zu keinem Protest bewegt.
Nein, die Deutschen mögen keine Demokratiebewegungen. Es gibt wenig Unterstützung für die Opposition im Iran. Aber das Wenige, das es gibt, wird von den Behörden und auch von der Kirche drangsaliert. Heute berichtet der „Kurier“ in Berlin dankenswerterweise, dass die Behörden Lichterketten zugunsten der Demokratiebewegung im Iran verbieten. Das herunterkleckernde Wachs sei eine Gefährdung der öffentlichen Ordnung. Um diesem Verbot Nachdruck zu verleihen, wurde dem Initiator der Lichterkette am Breitscheidplatz Lutz Bucklitsch eine Rechnung vom Bezirksamt über 2500€ für die Beseitigung der Wachsflecken geschickt. Zusätzlich präsentierte der Pfarrer der Gedächtniskirche eine Betrag von 400€ für die Reinigung des kircheneigenen Grundes. Am Rande von Antifa- Demos pflegen Schaufensterscheiben zu Bruch zu gehen und die Sachschäden gehen oft in die Hunderttausende. Noch nie hat man gehört, dass den Veranstaltern hinterher eine Rechnung präsentiert worden wäre.