Es ist Sonntag. Aber die Revolution macht keine Pause. In vielen Städten des Landes wird wieder demonstriert. In anderen kommen die Menschen zahlreich zu den Gottesdiensten, nach denen Gespräche stattfinden. In den Westzeitungen steht, dass die Bundesregierung bald mit Krenz sprechen wolle. Auch Michael Gorbatschow hat das Bedürfnis nach persönlichem Austausch. Er lädt Krenz zu einem Gespräch nach Moskau ein. Im Westfernsehen wettert der Schriftsteller Alfred Kuby im Gespräch mit Günter Gaus gegen eine mögliche Vereinigung der beiden deutschen Teilstaaten. Deutschland könne ihm nicht genug geteilt sein. Damit meint er aber nicht den Förderalismus, dem Deutschland tatsächlich viel Gutes verdankt. Er will den Status quo zementieren. Die Wünsche der DDR-Bürger interessieren Kuby nicht. Wer hinter der Mauer sitzt hat eben Pech gehabt und hat gefälligst da zu bleiben. So wie Kuby denken viele Linksintellektuelle. Der Sprecher der tschechoslowakischen Bürgerrechtsbewegung Charta 77 bekräftigt in einem Interview mit dem Sender ARD die Forderung nach demokratischen Reformen auch in der CSSR.