22. April
Der Freiheitsfunke springt von Europa nach China über: in Peking demonstrieren erstmals Studenten für die Freiheit, die Partei-, und Staatsführung kritisieren zu dürfen.
Die hat von Kritik allerdings mehr zu fürchten, als die meisten anderen kommunistischen Regierungen. Die Sowjets halten zwar beim Kommunistenmord den Rekord, bei den Morden an Normalbürgern ist das Kommunistische China einsame Spitze.
Der von der westeuropäischen 68er-Bewegung angebetete Mao ist der größte Schlächter in der Geschichte der Menschheit. Unbelehrbare Maoisten dürfen sich bis heute , sogar in der bürgerlichen Presse, über die angeblich edlen Motive von Mao auslassen.
Das „Neue Deutschland“ berichtet von einer Ankündigung des Verteidigungsministers der UdSSR. Erste Einheiten der Roten Armee seien aus der DDR und der Tschechoslowakai abgezogen.
„Bild“ interessiert sich mehr für eine Opernsängerin, die nach ihrem gewaltsamen Tod an Hunde verfüttert wurde.
23. April
In Polen veröffentlicht das Bürgerkomitee der Gewerkschaft Solidarnosc eine Liste mit eigenen Kandidaten für die bevorstehende Parlamentswahl. Nun wird es Ernst mit der Vielparteien-Demokratie.
In der Bundesrepublik versichert der Chef der FDP, dass ihm eine Rot-Grüne Regierung lieber sei, als ein Bündnis mit den Republikanern. Die Schönhuber-Partei, gegen die es damals einen Aufruf aller im Parlament vertretenen Parteien gab, spielt heute praktisch keine Rolle mehr.
24. April
Endlich! Die ZDF-Sendung „Kontraste“ berichtet über DDR-Bürgerrechtler, die für freie Wahlen in der DDR eintreten oder einen Wahlboykott fordern. Weil die große Mehrheit der DDR-Bevölkerung allabendlich per TV in den Westen flüchtete, wird mit dieser Sendung das Vorhaben der Opposition im ganzen Land bekannt. Am nächsten Morgen ist es das Frühstücksgespräch in den meisten Betrieben und Institutionen.
Das „Neue Deutschland“ schreibt dagegen unverdrossen von einer „Breiten Volksaussprache in Städten und Gemeinden vor den Kommunalwahlen am 7. Mai“
In Westdeutschland berichtet „Bild“, wie Formel 1-Fahrer Berger mit 280 gegen die Mauer fuhr. Es handelte sich dabei leider nicht um die berüchtigte deutsch-deutsche Staatsgrenze.
25.April
Sensation in Gerontokratistan! In der Sowjetunion müssen auf einer Sondersitzung des Zentralkomitees der KPdSU rund ein Viertel der Mitglieder aus Altersgründen ihre Sitze räumen. Manche durften statt des Alters auch Gesundheitsgründe für dem „freiwilligen Verzicht“ nennen, der weniger ein Verlust an wirklicher Macht, als ein bitterer Verlust an Privilegien bedeutete. In einer Gesellschaft, die Zeit ihrer Existenz kaum jemals in der Lage war, ihre Bürger ausreichend zu ernähren, war es ein unschätzbarer Vorteil, als ZK-Mitglied oder Kandidat sonderversorgt zu werden.
Das „Neue Deutschland“ berichtet nichts von dem, was in Moskau Sensationelles vor sich geht, sondern beschwört die „engen brüderlichen Beziehungen“ zu Nicaragua.
„Bild“ beschäftigt sich mit dem Bruch zwischen Berlin und dem Dirigenten Herbert von Karajan.