In Ostberlin wird unter dramatischen Umständen eine weitere Gruppierung gegründet: der „Demokratische Aufbruch“. Das Treffen war mit größter Vorsicht vorbereitet worden, denn es war bekannt, dass die Staatsicherheit eine weitere Gründung unbedingt verhindern wollte. Offiziell hieß es, die Gründungsversammlung würde in der Samaritergemeinde in Berlin bei Pfarrer Eppelmann stattfinden. Etwa achtzig Menschen fanden sich im Gemeindehaus ein, das sofort von der Staatsicherheit abgeriegelt wurde.
Von Eppelmann wurden an die Anwesenden Zettel mit der Adresse von Ehrhart Neubert verteilt. Bei Neubert kamen siebzehn Leute an , die anderen wurden von der Staatsicherheit aufgehalten. Diese Siebzehn gründeten dann den DA und erarbeiteten eine Programmatische Erklärung, die noch am gleichen Abend über Telefon an westliche Journalisten weiterverbreitet wurde. Der DA strebte eine höhere Verbindlichkeit als das „Neue Forum“ an, verzichtetet aber ebenfalls darauf, sich als Partei zu formieren. Ein paar Wochen nach der Gründung, als die Stasi nach dem Mauerfall bereits machtlos geworden war, erschien eine Physikerin bei Ehrhart Neubert, die sich zuvor bei der SDP umgesehen und auf Mitwirkung verzichtet hatte. Der DA lag ihr mehr. Sie entschloss sich zum Mitmachen und wurde von Ehrhart Neubert als Pressesprecherin eingestellt. So begann die politische Karriere von Angela Merkel.
Die SPD in Thüringen verzichtet auf eine Rot-Rot-Grüne Koalition. Im Alleingang erklärte Parteichef Matschie die Sondierungsgespräche mit den beiden Parteien für gescheitert und kündigte Koalitionsverhandlungen mit der CDU an. Noch bevor die überhaupt begonnen haben, scheint schon festzustehen, dass die SPD die Hälfte der Ministerposten bekommt. Das Macht-, und Postengeschachere wird immer unverblümter zum einzigen Zweck politischer Aktivität. Das kann nicht lange gut gehen. Im Fernsehen wurde gezeigt, dass es bereits jetzt Proteste der „ Basis“ gegen eine Koalition von CDU und SPD gibt: „Schwarz-Rot ist unser Tod“ lauteten die klassenkämpferischen Parolen, die in die Fernsehkameras gehalten wurden. Man ist geneigt, das als Spinnerei abzutun, wenn man nicht wüsste, wie erfolgreich solche Absurditäten immer wieder sind.