Vera Lengsfeld / 19.07.2009 / 08:44 / 0 / Seite ausdrucken

Doppeltagebuch 1989/2009-19. Juli

In Polen wird der Chef der Kommunistischen Partei, General Jaruzelski, zum Staatspräsidenten gewählt.

In den heutigen Zeitungen steht im Berlin-Teil zu lesen, wie friedlich die gestrige Demonstration gegen Rechtsradikale Gewalt verlaufen sei. Das trifft auf die Mehrzahl der Teilnehmer zu . aber längst nicht auf alle. Ich habe erlebt, wie ein Opfer neonazistischer Gewalt von der Antifa angerempelt, beschimpft und bespuckt wurde.
Hier sind unsere Erlebnisse:
Im Vorfeld war im Internet von der Antifa beklagt worden, dass die Zivilgesellschaft ihren Demonstrationen fernbleiben würde. Also beschlossen wir, uns diesmal anzuschließen, um für Gewaltfreiheit als bestes Mittel gegen Gewalt zu werben. Auf unseren Schildern stand: „Keine Gewalt“. Die Veranstalter hatten versichert, dass die Demonstration selbstverständlich friedlich verlaufen würde. Da hätten wir eigentlich willkommen sein müssen.
Wir kamen am Beginn des Demonstrationszuges, der vom so genannten „Schwarzen Block“ gebildet wurde, zu Stehen. Herr Ströbele von den Grünen erschien und schüttelte einigen Vertretern des Schwarzen Blocks die Hand. Er sah demonstrativ nicht in unsere Richtung.
Wir blieben nicht lange unbehelligt. Auf ein kurzes Kommando stürzten ein paar schwarze Aktivisten auf uns zu und entrissen uns unsere Schilder, die sofort kurz und klein geschlagen wurden. Dabei bekam M. neben mir einige Knuffe ab. Wir fingen an zu rufen: „Keine Gewalt, keine Gewalt !“. Das mobilisierte zum Glück einige kräftige Demonstrationsteilnehmer, die sich schützend vor uns stellten. Wir hatten vorsorglich zwei Plakate in Reserve, die wir nun hochhalten konnten. Wir wurden nicht mehr tätlich angegriffen , aber verbal. Ausgerechnet vom Veranstalter, der uns über den Lautsprecher zu unerwünschten Personen und Rassisten erklärte. Danach wurden wir von Vorrübergehenden angespuckt. Neben mir stand M., der hier war, weil 1993 er und sein Freund in Charlottenburg von Neonazis mit einer Eisenstange angegriffen worden war. Es gibt auch einen Film darüber“...Und die Opfer schweigen“, von Elke Jeanrond. Nun wurde er von der Antifa angerempelt, beschimpft und bespuckt, weil er unerwünscht war. Mehrere Demonstrationsteilnehmer entschuldigten sich bei uns , vor allem für die Hasstiraden des Veranstalters. Wir danken allen, die zu uns beigestanden haben. Aber eine Stellungnahme des Veranstalters und eine Entschuldigung wären jetzt das Mindeste.

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