Felix Perrefort / 24.09.2022 / 11:00 / Foto: Imago / 61 / Seite ausdrucken

Die Reue und Schuld des Jens Spahn

Der ehemalige Gesundheitsminister Jens Spahn hat die Corona-Politik nicht nur persönlich zu verantworten, er gehörte auch zu ihren Hardlinern. Nun ist ihm aufgefallen, dass die Schulschließungen keine so gute Idee waren, er bittet Eltern und Kinder um Verzeihung. Deshalb ein paar Worte an den Reumütigen.

Lieber Herr Spahn, Sie sind auf einem guten Weg. Aber Sie haben noch eine Menge mehr auf dem Kerbholz. 

November 2021 sagten Sie etwas, das gleichermaßen lächerlich und boshaft ist: „Wahrscheinlich wird am Ende dieses Winters jeder geimpft, genesen oder gestorben sein“.

Den Ungeimpften scheint es merkwürdigerweise im Großen und Ganzen hervorragend zu gehen, während sich Medienberichte häufen, die das Leid der Impfgeschädigten thematisieren. Das hätte man kommen sehen können, doch Sie zogen in Ihrem Machtrausch lieber die Peitsche hervor. Das muss ja ein tolles Gefühl gewesen sein:

„Stellt Euch darauf ein, 2G, geimpft oder genesen, und zwar auffrischgeimpft dann ab einem Punkt x, gilt mindestens mal das ganze Jahr 2022. Wenn du irgendwie mehr tun willst als dein Rathaus oder deinen Supermarkt besuchen, dann musst du geimpft sein.“ 

Richtig christlich, bürgerlich, konservativ, nicht wahr? Und dann spielten Sie noch die gute alte Sündenbock-Karte: 

„Wir sehen ja alle, was los ist in diesem Land, weil elf Millionen Erwachsene sich haben noch nicht überzeugen lassen. Und darunter leiden jetzt alle". 

Kommt Ihnen jetzt auch albern vor, oder? Übrigens, auf den Intensivstationen liegen inzwischen auffällig viele Geimpfte. Schauen Sie mal:

„Es lagen mehr Geimpfte auf den Intensivstationen (86,3 Prozent, 1597 Fälle) als es der Impfquote in der Bevölkerung (78 Prozent, mindestens einmal geimpft) entspricht.“ 

Nanu? Wie passt denn das zu Ihrer Aussage: „Wovor die Impfung schützt, in fast 100 Prozent, ist vor einem schweren Verlauf“? Ein Satz mit X, das war wohl nix.

Und was wäre, wenn man den geimpften Kranken nun die finanzielle Solidarität verweigern würde? Nicht, dass ich so etwas Asoziales fordere, nur waren Sie in derlei Inhumanitäten ja auch mal ganz vorne mit dabei, wie rnd.de weiß:  

„Wer sich nicht gegen das Coronavirus impfen lassen will, obwohl für ihn ein zugelassener Impfstoff zur Verfügung steht, muss nach Ansicht von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) auch die finanziellen Konsequenzen tragen. Dies gelte zum Beispiel für die Kosten eines Tests vor einem Restaurantbesuch, sagte Spahn am Montag im ‚Morgenecho‘ des WDR-Radio.“ 

Denn: „Es gibt keinen Anspruch auf Restaurantbesuch. In dem Moment, wo Restaurants wieder öffnen, kann man dann wieder sagen, ja, für Geimpfte ist der Besuch dann eben ohne weitere Auflagen möglich.“ 

Und erinnern Sie sich noch, was damals Ihr Lieblingssatz war? „Wir impfen uns zurück in die Freiheit“. 

Deshalb fanden Sie auch die Impfung von Schwangeren und Stillenden spitze. Ob das mit den gesunkenen Geburtenraten zu tun hat?

Man könnte noch lange so weitermachen, aber als Anregung zum In-sich-kehren und Schweigen möge das an dieser Stelle genügen. Erwarten Sie keine Vergebung. Manches ist unverzeihlich. 

Foto: Imago

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P. Wedder / 24.09.2022

Reue zeigen, so, so…scheint gerade „in“ zu sein. Mir fehlt da allerdings die Busse und Wiedergutmachung.

Wilhelm Rommel / 24.09.2022

Der liebe kleine Jensi bittet um Verzeihung: Pardon, aber ich könnte im Strahl ko…en!!! Da ist sie wieder, diese schmierige Messdiener-Masche im beinahe typischen Regionalkolorit, bei welcher der gestrenge Herr Pastor dem kleinen Schwerenöter mit drohend erhobenen Zeigefinger ein wenig vor der Nase herumfuchtelt, nachdem er sich die Missetat im Detail und innerem Behagen hat schildern lassen. Anschließend gibt’s dann das “ego te absolvo - macht drei Ave-Maria und zwei Vaterunser” - und tags drauf macht der Delinquent dann munter weiter…Enteignen bis zum letzten Euro-Cent und dann für einige Jahrzehnte ab in ein ausbruchssicher eingezäuntes Bonzenghetto à la Waldsiedlung Wandlitz!

J. Harms / 24.09.2022

Es fehlt in diesem Land eben an dem, was in früheren Zeiten zumindest ein gewisses Mindestmaß an Zurückhaltung bei der herrschenden Klasse sicher stellte. Das war die Angst vor dem kleinen Mann! Davor, wenn man den Bogen zu sehr überspannt, irgendwann der Pöpel mit Fackeln, Mistgabeln, oder sogar mit Galgen oder Guillotine an die Tür kloppft. Davor brauchen sich die deutschen Eliten jedoch keinerlei Sorgen machen. Gelbwesten?  Großdemonstrationen? Generalstreik? Eine signifikant erkennbare Änderung beim Wahlverhalten? Alles Fehlanzeige! Es kann ungestraft gelogen und betrogen werden, sowie sich auf Kosten der Allgemeinheit eine geradezu obszöne Selbstbereicherung zu gönnen, alles ohne Folgen und Konzequenzen. Ob durch dieses Verhalten und Handeln Millionen Bürger in Not und Elend geraten, oder tausende ihr Leben verlieren - frei nach dem Motto: Legal, Illegal, Scheißegal!

Robert Ernesti / 24.09.2022

Ich glaube dem Mann kein Wort. Er mag ein guter Schauspieler sein, mehr aber auch nicht. Ich empfinde nur Abscheu und Verachtung für ihn.

A. Smentek / 24.09.2022

@Gerard Doering: “Solche naiven Puttchen gibt es in unbegrenzter Zahl in diesem Lande. Wir befinden uns seither immer noch in der Phase der allgemeinen Verblödung und es gibt nichts zu verzeihen.” Wie wahr! Von den naiven Puttchen sind mir heute beim Einkaufen und auf dem Weg dahin gleich mehrere begegnet: allein im Auto mit Maske, mit Maske auf dem Parkplatz, mit Maske im Supermarkt. Kürzlich hörte ich eine Maskierte zu einer Unmaskierten sagen: “Mir laufen hier immer noch zu viele Ungeimpfte herum. Da trage ich lieber weiter die Maske.” Eigentlich müsste man ja solche Opfer der allgemeinen Verblödung bedauern. Ist aber nicht sinnvoll, denn diese Gestalten sind genau dieselben, die gegen die nicht Verblödeten/nicht Geimpften noch fanatischer hetzen als die deutschen Mainstreammedien gegen Donald Trump. Mir (und vermutlich den allermeisten anderen Ungeimpften) muss niemand etwas verzeihen, denn wir haben niemandem etwas Böses getan. Und ich verzeihe den Hass, der gegen Ungeimpfte verbreitet wurde und weiter wird (!) ganz sicher nicht! Hier schrieb jemand, man könne Spahn nicht damit am besten treffen, dass man ihm nicht verzeiht, sondern damit, dass man die CDU nicht mehr wählt. Den Verein wähle ich so oder so mit Sicherheit NIEMALS wieder! Die haben unter Merkel das ganze Desaster eingefädelt, dem wir heute und in der näheren Zukunft ausgesetzt sind und sein werden.

A. Smentek / 24.09.2022

Schon als Spahn seinerzeit den Satz von sich gab, den er jetzt zum Titel seines Buches “Wir werden einander viel verzeihen müssen” machte, habe ich mich gefragt, was in den Köpfen solcher Menschen eigentlich vorgeht. “WIR”, nämlich wir Ungeimpften, MÜSSEN GAR NICHTS VERZEIHEN! Und “UNS” Ungeimpften BRAUCHT niemand etwas zu verzeihen, denn “WIR” haben niemandem etwas Böses getan! “WIR” waren die Aussätzigen, die Verfemten, die “Mörder”, die “Terroristen”, die “Sozialschädlinge”, die “Bekloppten”, die “Verantwortungslosen”, die “Unsolidarischen”, die “Geiselnehmer”, die “Blinddärme” der Gesellschaft etc. Und es geht munter weiter! Bis heute!! Zum Glück gibt es die Website, die man findet, wenn man in der Suchmaschine “ich habe mitgemacht” eingibt. Dort findet man eine unfassbare Sammlung von Verbalinjurien gegen die Ungeimpften, und zwar mit Namen der Verunglimpfer, mit Datum und mit Belegen! Wenn man dort auf “Liste/nach Datum” klickt, kann man sich anschauen, was allein in den letzten Tagen wieder verbal gegen Ungeimpfte verbrochen wurde. Mich hat das entsetzt, denn ich hatte gehofft, dass die Hasswelle gegen Ungeimpfte langsam abebben würde. Aber nein, es wird weiter ausgegrenzt, gehetzt, noch mehr Ausgrenzung gefordert, beschimpft und diffamiert. Die - immer noch viel zu wenigen - Medienberichte über “Impf"schäden sind wohl gegen die “Impf"propaganda nicht angekommen.—- NEIN, ich werde NICHTS VERZEIHEN! Diese Intoleranz, dieses totalitäre Denken, das sich in den Zitaten äußert, beides ist wahrhaftig UNVERZEIHLICH! Henryk M. Broder hat recht: Das, was in den schrecklichsten 12 Jahren der jüngeren Geschichte passiert ist, geschah deshalb, weil sie damals so waren, wie so Viele heute wieder sind!

Felix Diller / 24.09.2022

Spahn, Lauterbach usw sind die Antreiber. Aber was ist mit all den willigen Vollstreckern der unsäglichen Maßnahmen im Alltag? Wie soll ich Ihnen begegnen? Da schauen mich im Supermarkt angsterfüllte und weit aufgerissenen Augen ohne Gesichter an. Teilweise sehr junge Leute mit FDP2 maskiert; wahrscheinlich schon 35mal geboostert. Trotzdem lächele ich mit meinem nackten Gesicht an der Kasse eine so kostümierte Kundin an. Sie verzieht ihre Augenwinkel. Mehr kann ich leider nicht wahrnehmen, da ihr Gesicht fehlt. Beinahe hätte ich sie gebeten, die Maske für mich abzunehmen. Das habe ich mir für die nächste Begegnung dieser Art vorgenommen…

Olaf Ahrens / 24.09.2022

Danke, dass Sie an dieses schreckliche Unrecht erinnern! Es darf nie vergessen werden!

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