Felix Perrefort / 12.07.2023 / 14:00 / Foto: Pixabay / 87 / Seite ausdrucken

Die preisgekrönte Opferdarstellerin

Die Vorsitzende des deutschen Ethikrates, Alena Buyx, demonstriert das Mindset einer politischen Klasse, die glaubt, jede Kritik als Hassrede delegitimieren zu dürfen. Auf Twitter lässt sich sehr anschaulich verfolgen, wie sie damit scheitert. 

Die Vorsitzende des Ethikrats bekommt von Markus Söder den „Bayerischen Verdienstorden“ verliehen. Unter dem Tweet hagelt es dafür harsche, argumentative, mehrheitlich keineswegs beleidigende Kritik. Daraufhin geriert sich Buyx als Opfer einer Hatespeech-Kampagne: „1500 üble, teils menschenverachtende Kommentare“ seien das gewesen. Damit meint sie etwa die Antwort des Journalisten Alexander Wallasch: „Lassen Sie die Hater-Karte mal im Köcher. Die Leute sind zunächst mal zu Recht empört. Und Sie kennen den Auslöser: Diesen Orden anzunehmen nach Ihrer Rolle im Corona-Regime ist an Dreistigkeit nicht zu toppen. ‚Gewissenlosigkeit‘ ist da noch ein milder Anwurf.“ Ein Twitter-Nutzer fragt: „Meinen Sie allen Ernstes, die Menschen vergessen die Gewalt, die ihnen wärend der Pandemie-Politik angetan wurde? Und glauben Sie etwa, den Hauptakteuren dieser Politik wird einfach so verziehen, ohne dass eine selbstkritische Aufarbeitung stattgefunden hat?“ Ein Fräulein Holle meint: „Dass sie einen Orden für Verdienste bekommen, ist wirklich ein Witz. Die Verweigerer einer Aufarbeitung der Coronapolitik hängen sich nun gegenseitig Orden um den Hals. Wahnsinn!“ 

Menschen wie Buyx scheinen wirklich davon überzeugt zu sein, grundsätzlich nichts falsch gemacht zu haben, sondern sich in weißer Weste auch noch mit Orden behängen zu dürfen. In ihren Gremien, Zoom-Konferenzen und Talk-Shows bleiben sie unter sich, denken so gleichförmig wie erfahrungslos in immer dieselbe Richtung, fühlen sich aber dazu berufen, Macht über alle auszuüben, indem sie etwa als Corona-Berater tief in den Alltag der Menschen, ja in ihr Familien- und Privatleben hineingreifen. Ganze Familien haben ihre Kampagnen auseinandergerissen. Ihrer Vorstellung nach sind sie dennoch die Guten, Vertreter von Wissenschaft und Aufklärung, Diener der Demokratie. Doch auf Twitter fehlen ihnen die Gate-Keeper, die sonst die Kräfteverhältnisse zu ihren Gunsten strukturieren. Unverkennbar zeigt sich hier eine kritische Masse, die in den sterilen Räumen der Macht nicht zu Wort kommt, doch über ein intaktes Urteilsvermögen verfügt und eines ganz gewiss hat: ein gutes Gedächtnis.

Als Vorsitzende hat sie nicht nur den Ethikrat zu verantworten, der für die Impfpflicht eintrat, die auch für Schüler „grundsätzlich denkbar“ sei; für den die „Spaltung der Gesellschaft nicht ersichtlich“ war, weil Ungeimpfte sich selbst ausgrenzen würden; der für „flächendeckend 2G“ eintrat und der Politik riet, die Maßnahmen „schrittweise hochzueskalieren“; der „Impfgegnern“ ausrichtete, sie mögen auf „Beatmung verzichten“. Alena Buyx war auch Mitglied im Expertenrat, der selbst bei Omikron noch für Maßnahmen-Hardlinertum eintrat, ein erzieherisch-herablassendes Gesellschaftsverständnis verkörperte und für Grundsätze eines Rechtsstaats – wie dem Verhältnismäßigkeitsprinzip – überhaupt kein Gespür hat. Dafür glaubte der Rat, künftige Wellen auf Basis von PCR-Daten modellieren zu können, um damit schwere Grundrechtseingriffe zu rechtfertigen. Mit Rechnungen, die er lieber nicht der Öffentlichkeit und wissenschaftlichen Community zugänglich macht: „Wissenschaft“.

Die Demokratie ist kein Ponyhof. Auf Twitter stehen die Mächtigen mal ganz ohnmächtig da, erfahren in voller Wucht den Widerspruch, den sie in der Bevölkerung provozieren. Und jeder, der es wissen will, sieht: Es handelt sich dabei keineswegs um Hassrede. Solche Diffamierungsversuche fliegen sofort auf. Eine schöne Lektion für die politische Klasse.

Felix Perrefort ist Redakteur und Autor der Achse des Guten. 

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Leserpost

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Moritz Cremer / 12.07.2023

typisch MIMIMIMIIIII QuotistinIn: austeilen wie TyranninInnen, aber beim kleinsten Gegenwind heulen wie ne 5 jährige, die kein Pferd bekommt…zuckersüß! ;-)

Wolfgang Dienersberger / 12.07.2023

@A. Ostrovski: Der Södolf hält sich nicht für Ludwig III, den gab es nämlich schon. Denkbar wäre Ludwig IV, Wilhelm III oder Erich II. Für Franz Josef II reicht es nicht, davon ist er Lichtjahre entfernt. Und die irren Ideen entspringen einer Selbstüberschätzung und Charakterlosigkeit, die man keinem einzigen bayerischen Monarchen auch nur näherungsweise unterstellen kann. Kein bayerischer König hat sein sein Volk derart verachtet und verhöhnt.

Frank Rotschedl / 12.07.2023

Ich weiß schon wie es gemeint ist, aber es hat schon eine gewisse Ironie: >> der „Impfgegnern“ ausrichtete, sie mögen auf „Beatmung verzichten“.  << Das war ja wirklich ein guter Rat und das war mir zu dem Zeitpunkt auch schon klar - ich hätte jeden Lappen unterschrieben, nicht in die Beatmung zu kommen - dazu gab es damals schon genug Statements aus der zweiten und dritten Reihe der Medien…

Peter Woller / 12.07.2023

Hatespeech-Kampagne. Boris Reitschuster hat sehr ausführlich dargestellt, wie das ZDF verbal über Hans-Georg Maaßen hergefallen ist. Es ist nicht zu beschreiben. Was sich diese rot-grüne Kaste hier erlaubt, schlägt jedem Fass locker den Boden aus. Austeilen bis zum Geht nicht mehr. Aber selbst nicht das Kleinste einstecken können.

Johannes Schuster / 12.07.2023

Warum behandeln wir solche Leute noch als Teil einer “Regierung” oder einen Teil “des Establishments” und nicht als “- - Die Spinner aus der gut bezahlten Station für Narzissten _” ? Macht aus solchen Leuten endlich das, was sie klinisch sind: Kranke Narzissten, Sozio - oder Psychopathen.  Spinner, Eitelkeiterkrankte, die, die die Mutter nicht ohne Gegenleistung beachtete, Eiferer und Persönlichkeitsgestörte. Warum nicht so anfangen. “Das ungeliebte Kind seiner Mutter, MdB hat etwas auf Station (Reichstag) erzählt: Privatmonolog, schizoide Selbstmärchen und Phantasiegebilde für Machterweiterungen auf Station und nach außen. Frau B. hat immer noch das Problem, daß sie ihrer Mutter gefallen will, Frau B. tobt einen Mutter - Tochter Konflikt als ungeliebtes Kind vor der Presse aus: Frau B. mit Gurkensaft ruhig gestellt, was wir wissen, pissen müssen, ... oder auch nicht. Warum, wird überhaupt noch widergegeben, was einer von denen in der Sprechtherapie (Rede) sagt ? Das hat den Wert von Tieftonmusik eines Kamels mit Dünnpfiff. Disclaimer: Ich habe nicht gesagt, daß eine spezielle Person ein Kamel mit Dünnpfiff sei, Tieftonmusik unterliegt der Freiheit der Kunst, - Pups.

Chr. Kühn / 12.07.2023

Ich hasse Fr. Buys nicht. Ich wünsche ihr lediglich ein langes Leben in aufregenden Zeiten, und daß sie dereinst alleine und hilflos etc. pp.

A. Ostrovsky / 12.07.2023

Der Widerspruch auf Twitter wird diesen Leuten kaum Eindruck machen. Man müsste vielleicht auch mal dem bayrischen Kini zu verstehen geben, dass die Bürger “die Schnu*ze voll haben von dieser erneuten Verhöhnung”. Wie kommt der überhaupt auf solche verrückten Ideen, der LudwigIII ? Und was sagt sein psychologischer Leibarzt dazu? Seine selbstherrliche Art, Orden zu verteilen, ist lächerlich, weil er das nicht im Namen des Volkes der Bayern tut, sondern nur für eine verrückt-kriminelle Ideologie.

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