Frank Furedi, Gastautor / 29.09.2023 / 15:00 / Foto: TimsAI / 12 / Seite ausdrucken

Die politische Ausbeutung von Kindern

Die Vereinten Nationen (UN) nutzen „Kinderrechte“, um die grüne Agenda der Eliten voranzutreiben. So sollen Minderjährige Staaten wegen des Klimawandels verklagen können.

In seiner Weisheit hat einer der ungewählten und nicht rechenschaftspflichtigen Ausschüsse der Vereinten Nationen (UN) kürzlich beschlossen, dass Kinder das Recht haben sollten, nationale Regierungen zu verklagen, weil die es versäumt haben, den Klimawandel zu bekämpfen.

Wie viele andere internationale Gremien und NGOs benutzt auch der UN-Kinderrechtsausschuss Kinder, um seine eigenen politischen Anliegen vorzubringen. In seinem neuen Bericht lobt er „die Bemühungen von Kindern“, die „Aufmerksamkeit“ auf „Umweltkrisen“ zu lenken. Er behauptet, dass Kinder und nicht Erwachsene die nötige Weisheit besitzen, um die Probleme unseres Planeten anzugehen. Und er fordert die rechtliche Bestätigung und Gültigkeit der Autorität von Kindern. Die „Forderungen der Kinder nach dringenden und entschlossenen Maßnahmen zur Bekämpfung globaler Umweltschäden sollten umgesetzt werden“, heißt es darin.

Nach Ansicht des Kinderrechtsauschusses sind die Erwachsenen das Problem und die Kinder die Lösung. Sein Ansatz entspricht damit dem kulturellen Trend der Adultisierung der Kindheit, der die Rollen von Erwachsenen und Kindern umkehrt. Kinder gelten als klug und rücksichtsvoll, während Erwachsene als egoistisch und gleichgültig gegenüber Anderen dargestellt werden.

Natürlich ist der Kinderrechtsauschuss in Wahrheit nicht daran interessiert, was Kinder denken. Für ihn sind Kinder lediglich Bauchrednerpuppen, um seine eigenen Überzeugungen durchzusetzen. In dem Bericht wird behauptet, dass sich die Kinder über „die negativen Auswirkungen der Umweltzerstörung und des Klimawandels auf ihr Leben und ihre Gemeinschaften“ beklagten und dass sie „ihr Recht auf ein Leben in einer sauberen, gesunden und nachhaltigen Umwelt geltend machten“. Der Bericht zitiert die Kinder, die er „konsultiert“ hat, wie folgt:

„Jeder, der von der UN-Agenda abweicht, wird als Feind der Kinder und der künftigen Generationen hingestellt.“

„Die Umwelt ist unser Leben.“

„Erwachsene [sollten] aufhören, Entscheidungen für eine Zukunft zu treffen, die sie nicht erleben werden. [Wir] sind der Schlüssel [zur] Lösung des Klimawandels, denn es geht um [unser] Leben.“

„Ich möchte [den Erwachsenen] sagen, dass wir die zukünftigen Generationen sind, und wenn ihr den Planeten zerstört, wo werden wir dann leben?!“

Greta Thunberg benutzen

Die Vorstellung, dass Erwachsene „aufhören sollten, Entscheidungen für die Zukunft zu treffen, die sie nicht erleben werden“, ist absurd. Es würde das Ende der Politik und des öffentlichen Lebens bedeuten. Denn fast jede wichtige politische Entscheidung hat Auswirkungen auf die Zukunft. Deshalb stehen Erwachsene in der Verantwortung, die Probleme der Gesellschaft langfristig zu betrachten.

Der UN-Ausschuss unternimmt einen zutiefst unehrlichen Versuch, seine politische Agenda mit Hilfe der Kinderrechte voranzutreiben. Dies ist typisch für die Verfechter von Kinderrechten. Sie versuchen, den moralischen Status von Kindern über den von Erwachsenen zu erheben, um ihre eigenen ideologischen Ziele zu erreichen. Auf diese Weise wird die demokratische Debatte über wichtige Themen wie das Klima umgangen. So können Bedenken beispielsweise hinsichtlich des Lebensstandards und der wirtschaftlichen Entwicklung – die zweifellos beeinträchtigt würden, wenn die UNO ihren Willen durchsetzen könnte – einfach beiseitegeschoben werden. Jeder, der von der UN-Agenda abweicht, wird als Feind der Kinder und der künftigen Generationen hingestellt.

Typisch ist in dieser Hinsicht, wie die Eliten Greta Thunberg nutzen. Im Jahr 2018 wurde sie im Alter von nur 15 Jahren zum Gesicht der Bewegung „Schulstreik fürs Klima“. Im Jahr darauf wurde sie für den Friedensnobelpreis nominiert. Ihre Verehrung beruhte stets auf der Verunglimpfung von Erwachsenen, denen vorgeworfen wird, keine Verantwortung für Umweltprobleme zu übernehmen. Eine 17-jährige Aktivistin drückt es auf der Website der Friends of the Earth so aus: „Die Erwachsenen lassen uns beim Klimawandel im Stich, deshalb streike ich.“

Die Erwachsenen haben ihre Autorität aufgegeben

Die UNO hat eine führende Rolle dabei gespielt, Kindern die Autorität zu übertragen, scheinbar unverantwortliche Erwachsene zu erziehen. In einem Vortrag auf dem Klimagipfel der Vereinten Nationen im Dezember 2018 erklärte Thunberg: „Da sich unsere Anführer wie Kinder verhalten, müssen wir die Verantwortung übernehmen, die sie schon längst hätten übernehmen sollen.“ „Wir müssen verstehen, was die ältere Generation uns angetan hat, welchen Schlamassel sie angerichtet hat, mit dem wir aufräumen und leben müssen“, fügte sie hinzu.

Die Jugendlichen haben diese Aufforderungen, den Älteren zu misstrauen, nur allzu gerne angenommen. Auf Protesten gegen den Klimawandel tauchen regelmäßig Plakate auf, auf denen steht: „Ihr sterbt an Altersschwäche, wir sterben am Klimawandel“ oder „Ich schwänze die Schule, weil ihr unsere Zukunft wegschmeißt“. Bei der bayerischen Landtagswahl nutzen die Grünen nun Wahlplakate, auf denen Kinder ihre Eltern und Großeltern mit dem Spruch „Bitte wähl für mich“ auffordern, ihre angebliche Ignoranz gegenüber den Interessen der Kinder abzulegen. Und bei einer Anti-Brexit-Demonstration in London fing ein Plakat mit der Aufschrift „Erwachsene versauen alles. Stoppt den Brexit“ den allgemeinen Geist der Erwachsenenbeschuldigung ein, der über Umweltfragen hinausgeht.

Dies ist ein zutiefst rückschrittlicher Trend. Er ist ein Symptom für kulturelle Dekadenz. Die Erwachsenen haben ihre Autorität aufgegeben. Und sie benutzen in unverantwortlicher Weise Kinder, um ihre eigenen Sorgen und Ängste zu artikulieren. Sie müssen endlich erwachsen werden.

 

Frank Furedi ist geschäftsführender Direktor des Think-Tanks MCC-Brussels, Autor zahlreicher Bücher und politischer Kommentator der Gegenwart. Mehr von Frank Furedi lesen Sie in den aktuellen Büchern „Die sortierte Gesellschaft - Zur Kritik der Identitätspolitik“ und „Sag was du denkst! Meinungsfreiheit in Zeiten der Cancel Culture“ sowie bei Substack.

Dieser Artikel ist zuerst beim britischen Magazin Spiked erschienen. Aus dem Englischen übersetzt von Alexander Horn, zuerst erschienen bei Novo-Argumente.

Foto: TimsAI

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Wolfgang Richter / 30.09.2023

Mit diesen “Klagekids”, die gerade den “Menschenrechtsgerichtshof” mit ihrem Unsinn bezüglich von Waldbränden in Portugal als Folge des “Menschen verursachten Klimawandels” -anstelle der achtlos weg geworfenen Kippe oder des unachtsam entfachten Grillfeuers- mißachten, hat die Evolution hinsichtlich der menschlichen Fortentwicklung offenbar den Endpunkt erreicht, spätestens jetzt. Erinnert mich an die Tintenfische, zwar intelligent, aber mit jedem Lebenszyklus von ca. 2 Jahren fängt das Lernen immer wieder bei “0” an.

S.Buch / 29.09.2023

„Und sie benutzen in unverantwortlicher Weise Kinder, um ihre eigenen Sorgen und Ängste zu artikulieren.“ —> Ich würde sagen, DIESE Erwachsenen benutzen Kinder, um ihr eigenes Geschäftsmodell zu befeuern. Nicht mehr und nicht weniger.

Thomin Weller / 29.09.2023

Es ist nicht nur die politische Ausbeutung der Kinder, es ist weit, weit mehr. Es ist klar das Kinder das Erben, was die Eltern hinterlassen. Eine nicht zutreffende Analogie, Mutter sagt ihrem Sohn “Räume dein Zimmer auf”. Sohn antwortet, “Räume du erst die Welt auf”. Wer erkennt den Fehler? Da es dem UN Klerofaschismus aber um die Schöpfung geht, versuchen sie nun ein alttestamentarisches Erbrecht(Schöpfung) auf dem Rücken der Kinder umzusetzen um wieder ihre Macht auszubauen. Teile und Herrsche. Der vorherige Faschismus zog die Religionskarte und brachte T4, Auschwitz uä. hervor. Das funktioniert zum Glück nicht mehr so ganz. Sollte es real um Kinder gehen, sollte einmal ein Gesetz eingeführt werden das arme Kinder ihre Eltern wegen ihrer Armut verklagen können. Und wenn es um Erbrecht und Schöpfung geht, sollte die Vatikan AG ihr Raubgold- und Kunst der letzten 1500 Jahre dem Eigentümer zurück geben. Eine billige klerikale Räuberbande ist es. Es scheint das in den Vereinten Nationen wieder das Bild von Picasso “Guernica” verhüllt ist. Diese klerofaschistoide Bande der UN sollte aufgelöst werden. Was für ein Glück das viele Staaten es kapiert haben und z.B. BRICS-Staaten gegründet haben. P.S. Einfach mal lesen Leopold Ledl “Der Fall Ledl Im Auftrag des Vatikan” Sie sind unendliche Geld- und Machtgierig. Nun mit CO2 im Götterclub.

E. Sommer / 29.09.2023

Die Engländer haben erkannt, dass sie aus der EU austreten müssen, um nicht unter zu gehen und wieder Selbstbestimmung ausüben zu können. Ursprünglich war die UNO eine gute Idee, die aber von einigen Staaten (China an erster Stelle genannt) UND vor allem Vereinen, vulgo NGO´s, massiv missbraucht wird; wobei unklar ist, wie sehr China diese NGO´s finanziert. Ebenso die EU, die bereits vor 30 Jahren von den Linksgrünen gekapert wurde und die durch utopische, Werte und Gesellschaft vernichtende Vorschriften (NOx und Asylausweitung als Beispiel), die Nationalstaaten an den Rand des Ruins gebracht haben; ich nenne hier Sven Giegold nur als Beispiel, der aktuell als Belohnung in der Ampel sein Unwesen weitertreiben darf.

Wilfried Cremer / 29.09.2023

hi, politisch Mächtige, die Medizinstudenten das Spezialfach Abtreibung aufs Auge drücken, werden angesichts von Überlebenden total verrückt. Das ist normal.

Gerd Heinzelmann / 29.09.2023

“Wir wollen die Lufthoheit über den Kinderbetten erobern”.  Ist nicht mehr allzu schwer diesen Satz im Kontext einzuordnen. Was interessiert mich der Souverän, mögen sich die beiden auf ihrer Reise gedacht haben. Teilweise ist genau dieser Punkt bereits journalistisch belegt. Ich bin kein Freund von Think-Tanks, weil sie per Verfassung, mit einem anderen Namen, bereits demokratisch verankert sind und nicht außerhalb von Regierung und Opposition aktiv werden sollten. Natürlich kann ich nur für mich als Deutschen sprechen, was nicht heißen soll, dass ich als Leser Ihren Beitrag nicht überaus positiv zu schätzen weiß.

Peter Krämer / 29.09.2023

Unsere Regierung wird sich sicherlich gerne von Kindern verklagen lassen, wenn es irgenwie dazu dient, noch mehr Klimaschutz durchzusetzen.

Regina Becker / 29.09.2023

Na dann lasst sie doch machen. Ich hab eh keine Lust mehr, noch etwas für die Zukunft dieser angstgestörten Kinder zu tun. Dazu gehört dann auch, dass man ihnen die volle Geschäftsfähigkeit gibt und dass sie für ihr Handeln verantwortlich sind und persönlich haften. Dann fängt der Spaß erst richtig an. Das Schöne ist, dass deren Nachkommen auch auf ihnen rumhacken werden, weil sie es eben auch versaut haben. Sobald ein Kind nicht mehr gestillt wird, hat es das Zeug zum Wirtschaftsminister. Schließlich können z.B. Zwölfjährige nicht einfach Entscheidungen für Einjährige treffen, denn sie leben ja nicht mehr lange.

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