Nach dem großen Ausstieg aus dem Selbstvertrauen in der Nachkriegszeit haben die Deutschen es doch noch zu einem Markenzeichen gebracht. Ich meine das Markenzeichen Öko, es ist Teil eines von Deutschland ausgehenden Trends, der Trend zur moralisierenden Wirtschaft. Moralisierende Wirtschaft ist nicht, wie Sie jetzt vielleicht denken, eine Wirtschaft unter moralischen Gesichtspunkten, es ist vielmehr eine Wirtschaft der Belehrung, ja, mehr noch, eine Wirtschaft, die ihre Dynamik aus der Belehrung bezieht. Das Ergebnis ist eine Ware wie Ökostrom.
Man kann natürlich sein Geld auch mit Worten verdienen, sogar mit Worthülsen, aber damit man Geld mit Predigen verdienen kann, muss dieses zuerst erarbeitet werden, und zwar in der realen Wirtschaft. Grundlage der moralisierenden Wirtschaft ist, so gesehen, weder die Kapitaldecke noch der Umsatz. Grundlage der moralisierenden Wirtschaft ist die Subvention.
Diese verhält sich zum Gewinn wie die Achterbahn zum Seeweg nach Indien.
In Deutschland hat die Krise der Marktwirtschaft zwei Säulen, auf denen sie bequem ruht. Die eine Säule ist eine Säule der Angst, die andere symbolisiert die Überzeugung. Beide Säulen schillern. Die Angst erscheint gerne in der Form der Hysterie, die Überzeugung als Fanatismus.
Angst und Überzeugung ergänzen einander in einer bedenklichen Weise. Die so genannten Krisen, mit denen wir konfrontiert sind, lassen sich alle auf zwei Arten erzählen. In einer Maximal- Version und einer Minimal- Version. Das Ereignis lässt sich als Katastrophe betrachten oder einfach nur als Unfall. Was von beidem vorgezogen wird, ist von vornherein klar. Eine Krise muss spektakulär sein. Es ist nicht egal, ob man Zeuge bei einem Unfall ist oder Überlebender einer Katastrophe.
Daher rührt mindestens einer der Gründe für den Erfolg der Grünen. Der grüne Glaube sorgt dafür, dass alle Fragestellungen katastrophengerecht grundiert sind. Das aber ist erst die halbe Wahrheit, die andere halbe Wahrheit ist, dass sie nicht nur die Angstphantasien schüren, sondern gleichzeitig vorgeben, auch die praktischen Lösungen parat zu haben. Die Grünen haben ihre eigenen Statistiken geschaffen. Mit Statistik lässt sich, wie man weiß, alles überbrücken.
Jeder grüne Prediger kann Ihnen innerhalb von Minuten glaubhaft machen, dass Wind, Wasser und Scheiße unsere Bildschirme ausreichend mit Strom versorgen können, so dass man den hässlichen Atomstrom gar nicht mehr brauche, es ginge auch so, und würde auch noch für unsere Videospiele ausreichen. In Deutschland gab es immer schon eine Technik -Skepsis, aber es gab auch Zeiten einer großen Technikbegeisterung. Inzwischen ist es eine Technik- Feindlichkeit geworden. Daran schließt eine grüne Technologie an, deren Aufgabe darin besteht, den grünen Glauben umzusetzen. Ein Auto, dass mit Zuckerrohr fährt, ist kein richtiges Auto mehr, aber noch längst nicht das Perpetuum mobile. Man braucht es ja auch nicht zum Überholen, sondern zum Ausstieg.
Ausstieg ist eines der beliebtesten Wörter unserer Zeit. Wir haben einen neuen grünen Mittelstand, wie die Debatte zeigt. Sonnenkollektoren auf dem Fachwerkhaus, ein Windrad im Garten und wenn er vom Bauernhof die Eier abholt, kann er sich an den frei herumlaufenden Hühnern nicht satt sehen. Er arbeitet im Übrigen bei der Arbeitsagentur oder im Stadtarchiv.
Nach Kriegsende gab es bekanntlich ein Konzept der Sieger, aus Deutschland ein Agrarland zu machen, damit es niemandem mehr schaden könne, es war der Morgenthau- Plan. Von dieser Sache ist man bald wieder abgekommen, man lud die Deutschen vielmehr ein, an der Moderne zu partizipieren. Nun sind wir selbst dabei uns unter dem Vorwand der Naturnotwendigkeit aufs symbolische Dorf zurückzuziehen, und das unter der Führung der Partei der Grünen, der Morgenthau-Partei. Motto: Wasser, Wind und Scheiße.