Rainer Bonhorst / 13.01.2015 / 22:48 / 7 / Seite ausdrucken

Die Lösung des Klimastreits

Als blutiger Laie fragt man sich immer wieder, wie genau sich die weltanschauliche Wucht der Klima-Debatte erklärt. Die einen sagen: „Der Wandel ist gemessene Wissenschaft.“ Die anderen sagen: „Der Wandel ist gefühlte Religion.“ Wie kann das sein? Woher kommt diese verbissene Heftigkeit? Woher auf beiden Seiten die so feste Überzeugung, Recht zu haben? Und was stimmt denn nun? Oder konkreter: Wird Holland nun untergehen oder können wir auch in hundert Jahren noch Oude Genever am Amsterdamer Leidseplein genießen?

Ich habe – endlich – die Lösung gefunden.

Der Augsburger beziehungsweise Neusäßer Meteorologe Klaus Hager liefert sie in einem Interview mit der Augsburger Allgemeinen. Und es ist eine wunderbar einfache Lösung: Schuld sind die Thermometer. Die elektronischen Thermometer, die vor zwanzig Jahren eingeführt wurden, sind so sensibel, dass die Temperatur, die sie messen, fast ein Grad wärmer ist, als die, die man mit den alten Glasthermometern maß.

Ich finde, in dieser Erkenntnis, steckt ein großartiges Friedenspotenzial zwischen den Klimawandelgläubigen und den Klimaleugnern. Beide können sagen, dass sie irgendwie Recht haben. Die Leugner können sagen: „Da seht ihr’s. Das Ganze ist übertriebene Panikmache.“ Und die Gläubigen können sagen: „Seht ihr, wir haben doch richtig gemessen und nicht gepfuscht, wie einige sagen.“

Ich finde, Klaus Hager sollte als Mediator zwischen beiden Parteien eingesetzt werden. Er muss nur ein altes und ein neues Thermometer mitbringen.

Natürlich bieten die Thermometer keine hundertprozentige Friedensgarantie. Denn die Klimaleugner können sagen: „Ein Thermometerwechsel bringt keinen realen Klimawandel sondern zeigt nur eine Scheinerwärmung an. Das ist wie mit den Arbeitslosen. Wenn man die anders zählt als zuvor, dann werden sie trotzdem nicht weniger.“ Die Klimagläubigen können dem entgegen halten: „Die Zahlen lügen nicht. Wie man an sie kommt, ist Nebensache.“

Das klingt dann doch wieder nach verhärteten Fronten. Und es kommt noch schlimmer: In den letzten Jahren ist die gemessene Temperatur, wie man liest und hört, ja gar nicht wärmer geworden. Sie ist gleich geblieben. Und das ist ein dicker Brocken auf dem Weg zum Klimafrieden. Denn so gesehen, wäre die Klimapause gar keine Klimapause sondern eine Katastrophe anderer Art.

Wieso? Darum: Die neuen Thermometer messen also im Prinzip eine höhere Temperatur (von genau 0,9 Grad Celsius) als die alten. In der gemessenen Praxis stellen sie aber gar keine Erwärmung fest. Dann muss es in Wirklichkeit und nach Adam Riese um 0,9 Grad kälter geworden sein. Es ist wie mit den Arbeitslosen. Wenn ich die auf neue Weise zähle, damit sie weniger werden, und sie bleiben trotzdem gleich viele, dann sind sie in Wirklichkeit mehr geworden. Ist doch logisch, oder?

Es drängt sich also die bedrückende Frage auf: Gibt es womöglich gar keine Erderwärmung sondern eine Erdabkühlung? Ist der Klimawandel nicht das, was er scheint, sondern genau das Gegenteil? Müssen wir also einen dicken Mantel anziehen, wenn wir uns im Sommer 2115 auf Vlieland an den Strand legen wollen?

Doch nichts ist so hoffnungslos wie es scheint. Auch in dieser Entwicklung, die scheinbar spaltet, steckt eine Menge Versöhnungspotenzial. Schließlich können die Klimaleugner sagen: „Da seht ihr’s. Der Stuss ist noch bestusster als selbst wir dachten.“ Und die Anhänger des Klimawandels können weiter beten: „Ob kälter, ob wärmer, auf jeden Fall droht eine Klimakatastrophe. Und das ist die Hauptsache. Lasst uns also Buße tun.“

Und beide können glücklich sein.

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Leserpost

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Harald Drings / 15.01.2015

Mir als Physiker kann keiner einreden dass es nur an den Thermometern liegt. Ein bisschen einfache Thermodynamik aus dem 3. Semester hier, ein Blick auf die Symmetrieeigenschaften der Moleküle von Sauerstoff, Stickstoff und Kohlendioxid dort, und man weiß auch ohne Thermometer dass da etwas dran sein muss. Kein seriöser Wissenschaftler bestreitet dass. Ebenso wie kein seriöser Wissenschaftler hundertptozentig garantieren wird, die Größe des Effekts richtig einschätzen zu können - in BEIDE Richtungen nicht. Die BISHER stattgefundene Temperaturänderung ist für den EXPERTENstreit von untergeordneter Bedeutung, denn wenn sich das Klima jetzt schon erwärmt hätte könnte das auch andere Gründe haben, und wenn nicht beweist das nicht dass es auch in Zukunft nicht wärmer wird.

Dieter Vorberg / 14.01.2015

Der Messpunkt! Der örtliche Messpunkt wird es sein! Weniger die Bauart des Thermometers, desto mehr der gewählte Messpunkt der Prüfenden ist von ausschlaggebender Bedeutung! Wohl auch die subjektive Verfasstheit Jener die die Messdaten in Statistiken übertragen. Traue keiner Statistik die du nicht selbst….u.s.w…...das müßte ja inzwischen Jeder kennen! Beim menschlichen Fiebermessen zum Beispiel, wäre der Zwischenwert oraler und rektaler Messungen ein gutes Messergebnis. Dem wissenschaftlichen Istrument “Thermometer” mag der Messpunkt egal sein, dem Messenden wohl eher weniger.

Paul H. Ertl / 14.01.2015

Theoretisch könnte es so funktionieren. Praktisch leider nicht: Die Anhänger der Religion des Klimawandels (das haben sie mit denen der Religion des Friedens gemeinsam) sind nicht damit zufrieden, daß sie gläubig sind. Die Ungläubigen müssen bekehrt werden, und das um (fast) jeden Preis. Nur so kann man nämlich sicher sein, auf Kosten anderer Leute Buße tun zu können.

Ludwig Reiners / 14.01.2015

Das Problem ist nicht das Thermometer - abgesehen davon, daß nachweislich Fälschung von historischen Temperaturmessungen betrieben wurde und wird - sondern das Verlassen des wissenschaftlichen Vorgehens auf der Seite der “Klimaforscher” aus ideologischen, politischen und pekuniären Gründen.

Martin Lahnstein / 14.01.2015

Gelegentlich fasse ich mich an den Kopf und rätsle: die Erde hat eine Temperatur ?? Nochmal, zum Mitsingen: die Erde hat eine Temperatur ? Ich selbst, fiebernd, kann durchaus über kalte Füsse klagen. Nicht die Thermometer sind das Rätsel, das Rätsel ist: wo überall, rund um die Erde, wird gemessen? In welche Formel fliessen die einzelnen Daten ein? Wieviel Unwägbarkeiten, wieviel Stellen, an denen man sanft manipulierend eingreifen kann!

Klaus Lepinat / 14.01.2015

“In den letzten Jahren ist die gemessene Temperatur, wie man liest und hört, ja gar nicht wärmer geworden” Ist das nur ein kleiner, lässlicher Lapsus? ‘n Schreibfehler ist es ja wohl nicht. Da komme ich in’s Grübeln; hatte Büchner nicht gesagt: “Die Kategorien sind in der schändlichsten Verwirrung”? (O.K., “Temperatur” ist keine Kategorie, aber vielleicht ist “Warme Temperatur” ja eine?!) Trotzdem will mir Büchners schöner Satz nicht aus dem Kopf. Gilt ja für vieles, was selbst hier in den letzten Tagen, Wochen, Monaten dem geneigten Publikum so mitgeteilt wurde.

Ralf Hart / 13.01.2015

Sehr geehrter Herr Bonhorst, Sie sollten sich schämen! Sie instrumentalisieren den Klimawandel, um unschuldige Thermometer zu beleidigen. Thermometer haben nichts mit Temperatur zu tun! Thermometer sind Gequälte in einem ständigen Auf und Ab. Zudem wurden sie ihres Blutes, dem Quecksilber, beraubt und müssen nun die Herrschaft der Batterie erdulden. Weil das Quecksilber aber nun Energielampentechnisch leuchten darf, fühlen sich die Thermometer provoziert und beleidigt und radikalisieren sich. Sie boykottieren die wissenschaftliche Genauigkeit! -Oder so ähnlich oder wie oder was?- Mit freundlichen Grüßen R.H.

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