Danke für den herausragenden Artikel und die Erinnerung an Horkheimer. Das Verhalten jener, die eben WEIL sie den Andern so sehr lieben, diesen vernichtet sehen wollen ist das des Hysterikers. Dieser liebt nach außen hin nichts mehr als das was er im innersten hasst. Der Hass ist tabu, mit Schuld besetzt und deshalb wird er verdrängt und äußert sich ab sofort nur noch als sein Gegenteil, die “Liebe”. D.h. wenn man deutsche Politiker verstehen will, , die eben AUS Liebe zu Israel sich TROTZ Israels Protesten bei jenen anbiedern die explizit den Genozids Israels auf ihre Fahnen schreiben dann studiere man Freuds Abhandlungen zur Hysterie. Dort erfährt man auch, dass man als Außenstehender dieser Art von Realitätsleugnung im Hinblick auf das eigene (Schuld)empfinden nicht mit der Ratio beikommen kann. Die Lüge beginnt mit der Lüge vor sich selbst weil man die Wahrheit, Schuld etc. zu sehr fürchtet . Dem Außenstehenden ist die Diskrepanz zwischen Sein (Behauptung) und Schein (tatsächliche Handlung) offenkundig. Helfen kann er hier jedoch mit Hilfe einer argumentativen “Aufklärung” nicht. Denn, der Hysteriker fürchtet nichts mehr als das was er im Grunde ganz genau weiß aber nicht wissen will. Nietzsche das irgendwo auf den Punkt: “Das habe ich getan sagt mein Gewissen. Das kann ich nicht getan haben sagt mein Gedächtnis….” Für diese Lüge vor sich selbst ist jeder selbst verantwortlich. Und, wer die Wahrheit nicht ehrlich sucht, den holt sie halt irgendwann ein….
“Eine große Peinlichkeit ist allerdings auch eine Bevölkerung, die solch politisches Elend still erträgt und dessen Protagonisten nicht kurzerhand zum Teufel jagt.” Damit ist alles, aber auch alles, gesagt. Wir, das Wahlvolk, sind in der Lage, diese Peinlichkeit sofort zu beenden, durch Wahlen oder einen Generalstreik. Wir tun es aber nicht. Warum? Weil es vielen gefällt, weil es zuviel Arbeit machen würde?
Lieber Herr Pflüger, die Fähigkeit sich aus seiner Borniertheit zu befreien, sei sie kulturell oder persönlich bedingt, man könnte auch sagen aus der “selbstverschuldeten Unmündigkeit”, ist genau das Gegenteil von Lumpenhaftigkeit, sondern ist Zeugnis gelingender Subjektivierung. Anzuerkennen, dass der eigene Erfahrungshorizont nicht der Maßstab aller Dinge ist, zeugt von innerer Größe und nicht von “Anstandslosigkeit” (über den unsäglichen Begriff “Anstand” hat Hermann Detering bereits vor einigen Wochen das Notwendige geschrieben). Im Übrigen wäre es natürlich irre zu erwarten, jeder Migrant würde an der Staatsgrenze seine Überzeugungen über Bord werfen, mir wäre auch nicht bekannt, wer so etwas behauptete. Einzufordern wäre stattdessen die notfalls staatlich durchzusetzende Gewährung persönlicher Freiheitsrechte, gegen den Terror der eigenen Sippe und der als “community” verharmlosten religiösen Gegengesellschaft. Was der Einzelne in seinem Kämmerlein dann für krude Gedanken zu Werten und Normen hat, kann ohnehin nicht überprüft werden, das Ausleben derer zum Schaden anderer allerdings schon. Eine Identifikation mit Werten etc der Aufnahmegesellschaft in nennenswerten Ausmaß wäre ab der zweiten Generation denkbar - unter den oben genannten Voraussetzungen, von deren Umsetzung man hierzulande leider weit entfernt und wie Felix Perrefort darlegt, offenkundig nicht mal Willens ist.
Großartig! Zutreffend! Unlängst notierte ich für mich: “Wat nix kostet, dat is auch nix”. Es gibt kein Bewußtsein für die Wertigkeit dieses Staates, der westlichen Staaten. Aber man fühlt sich diffus verunsichert und sucht permanent bestätigende Nähe der Herde. Blödsein ist nicht mehr peinlich. Best-Ager mit Angst, alt gefunden zu werden, lassen sich alles bieten und sind selber distanzlos. Höhepunkt der Reflektion: “Wir sind doch alles nur Menschen”. Mußte ich mir neulich im Café am Nebentisch von einem 70jährigen mit Bildungshintergrund anhören. Vorher gab es in quäkend-weinerlichem Rheinisch vorgetragene Statements wie folgendes: “Ja klar, schrecklich mit den Clans in Duisburg. Aber: wir müssen eben mehr integrieren”. Die Ehefrau fügte hinzu: “Im Bus und so, wenn man mit denen einzeln spricht…da vergesse ich doch, aus welchem Land der kommt!!” Loriotmäßiges Kopfnicken am Tisch. Es folgte oben zitierte Totschlag-Aussage. Immerhin waren sie irritiert, weil ich nicht in den Chor einstimmte. Habe mir für solche Fälle, wenn ich mit Gutmenschsauce überschüttet werde, eine Standard-Replik ausgedacht:“Kann man so sehen…”
Es ist der Wunsch nach der “heilen Welt”. Alles andere drum herum (das “Nazi-Zeug”, die “Verantwortung”, blablabla) ist austauschbar. Wenn die Medien den Islam als heile Welt verkaufen würden, würden die Leute eben auf den fliegen. Genau so der Kommunismus. Und ja genauso käme auch der Nationalsozialismus gut an, wenn er von den Medien nur genügend als heile Welt angepriesen würde. Wenn der Vergleich zu hart ist, dann bringt ihn nicht, aber: Das ist wie Prostituierte, die freiwillig für einen Zuhälter arbeiten, weil sie sich von ihm die heile Welt versprechen. Wie immer in solchen Fällen kann man von außen nichts machen. Die Personen müssen selbst aufwachen.
Wenn Heiko Maas der Opfer seiner Ideologie gedenken würde, ginge er nach Hause und würde für immer schweigen!
“[...] weil ein emphatischer Begriff westlicher Zivilisation hierzulande nicht weit verbreitet ist. Ohne diesen verstehen sich viele Deutsche nicht als aufgeklärte Angehörige einer bürgerlichen Nation, deren Werte nicht floskelhaft, sondern praktisch zu verteidigen wären, und irren daher orientierungslos, doch stets mit moralisch stolz geschwellter Brust auf der Bühne des Weltgeschehens umher – weder mit Respekt vor sich selbst noch vor den anderen [...]” und “[...] Eine große Peinlichkeit ist allerdings auch eine Bevölkerung, die solch politisches Elend still erträgt und dessen Protagonisten nicht kurzerhand zum Teufel jagt. [...]” - alleine schon für diese Sätze herzlichen Dank. Besser kann man den allgemeinen Gemütszustand in D nicht beschreiben - und die Ohnmacht derer, die ihr Hirn noch nicht weggedaddelt haben und die hilflos zusehen müssen, wie man ihr Land zerstört.
Horkheimer hat nach einer langen Frist umgedacht - wie auch Adorno - in den Dreißigern waren sie sich einig, dass man gegen Stalin nichts sagen darf… - aus “Disziplin”, so Adorno. Auch diese auf der Linken weit verbreitete Haltung trug zum Kopfsalat mit spezifisch Deutscher Note bei, wie Sie ihn nun schildern, Herr Perrefort, wie ihn aber auch Rolf-Pter Sieferle schon sehr sehr treffend geschildert hat in Finis Germania und Das Immigrationsproblem - einer ganz vortrefflichen Schrift. Ulrich Schacht, Manes Sperber, der späte Willy Brandt, der mittlere Enzensberger nach seiner “herschaftskritischen” Phase - das wären die Leute mit den richtigen Ideen - und dann die anderen: Joanthan Haidt, Necla Kelek, Jordan Peterson usw. - ruhig auch Thilo Sarrazin, ganz ruhig und bedacht, sag’ ich mal.
Dem Autor Ihrer Begründung der paradoxen dt Außenpolitik kann ich mich nicht anschließen. Ich bin mir auch nicht sicher, ob die Israelaversion u. die Nähe zum totalitären Staatsislam (äußerte sich Gabriel eigentlich im Iran zu Menschenrechtsverstößen, wie er das in Israel tat?) auf eine generelle Loyalität linker Gruppen zum idealisierten palästinensischen “Freiheitskampf” zurückzuführen ist ... Die SPD (nicht nur das AA) folgt aber einer absurden Doktrin des “diplomatischen Gespräches”, die Maas im Falle des russischen Völkerrechtsbruches nicht guthieß ... Vielleicht offenbart sich in der Causa Israel, dem z.T. verblüffend unverhohlenen Hass gegen Israel oder “Mosaisches” von dt Journalisten, linken Politiker_innen u.a. aber auch der unbewältigte dt Schuldkomplex? Ich möchte Sie aber unbedingt ermutigen, Ihre Argumentation zu vertiefen u. stark zu machen, die Sie mit “Islamischer Antirassismus” i.d. Zeitschrift für krit. Sozialtheorie u. .... aufgenommen haben ... Mögen Sie die Pennäler mit ihrem Geschrei nicht aufhalten ...
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