Dass die Quote nicht unbedingt die hellsten Köpfe in Spitzenpositionen bringt, beweist dieser Tage die Generalsekretärin der SPD, Yasmin Fahimi, mit einem Eintrag zum Thema Mindestlohn auf ihrer facebook-Seite. Dieser lautet wie folgt:
Der Mindestlohn ist eine historische Leistung, die lassen wir uns nicht kaputt machen. Vor allem nicht durch absurde Argumente. Wer es als Arbeitgeber nicht schafft, einen Stundenzettel ordentlich auszufüllen, ist entweder ein Gauner – oder schlichtweg zu doof. Das einzige, was mich an der aktuellen Diskussion freut: Jedem ist jetzt klar, wem Deutschland den Mindestlohn zu verdanken hat: der SPD.
Stundenzettel werden nie vom Arbeitgeber, sondern immer vom Arbeitnehmer selbst ausgefüllt. Es ist nicht so, dass Arbeitgeber morgens am Eingang ihres Betriebes solange persönlich herumstehen, bis sie die Ankunftszeit auch noch des trödeligsten Arbeitnehmers in einem Stundenzettel vermerkt haben.
Abends tun sie dies in der Regel ebenfalls nicht. In der heutigen, digitalisierten Arbeitswelt sind Stundenzettel ohnehin eher die Ausnahme. Man bedient sich eines sogenannten Zeiterfassungssystems, welches vom Arbeitnehmer am Computer befüllt wird. Yasmin Fahimi, die selbst niemals persönliche Erfahrungen in der Arbeitswelt sammeln durfte, kann dies aber nicht wissen.
Argumente können alles Mögliche sein, absurd sind sie jedoch nie. Ist ein Argument ein Argument, also eine logische Ableitung aus den korrekten Prämissen, dann ist es eben ein Argument. Solange, bis ein besserer Denker es durch ein besseres Argument widerlegt. Eine Aufgabe, die Sorgfalt, Konzentrationsfähigkeit und Sachkenntnis voraussetzt. Es könnte aber auch durchaus sein, dass, blickt man durch Yasmins Fahimis Augen auf die Welt, das Heranziehen von Argumenten an sich ein absurder Vorgang ist.
Eine Leistung in dem Moment, in dem sie abgeschlossen ist, als historisch zu bezeichnen, hat sich in der Politik als verbreitetes Stilmittel des Eigenlobes fest etabliert. Täglich erreicht uns die Nachricht neuerlicher historischer Leistungen, die von unseren Parlamentariern vollbracht wurden. Dazu gehören ein ausgeglichener Haushalt ebenso wie die Riester-Rente oder eben der von Frau Fahimi gerühmte Mindestlohn.
Tatsächlich erschließt sich jedoch erst mit zeitlichem Abstand und aus der Rückschau, ob eine Leistung nun historisch war, oder eben nicht. Erst wenn ein paar Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte verstrichen sind, kann man die Leistung mit allen aus ihr resultierenden Konsequenzen bewerten und sagen: “Das war mal wirklich historisch!“ Zumindest wenn es um Vorgänge, wie die Einführung des Mindestlohnes geht. Der Fall der Mauer war hingegen bereits im Jahr 1989 schon historisch. Ein vergleichbarer Vorgang mit ähnlich geschichtlicher Tragweite wird sich so schnell nicht wieder ereignen.
Im letzten Satz des facebook Eintrages erfahren wir, dass sich Frau Fahimi nicht sonderlich an Diskussionen erfreut. Das ist nicht verwunderlich. Findet man den Vorgang des Heranziehens von Argumenten absurd, kann man sich auch nicht mit der Diskussion anfreunden, die ja vom Argument lebt. Schöner findet die SPD Generalsekretärin hingegen einen Nebeneffekt, der aus der ohne ihre Zustimmung dennoch stattfindenden Diskussion resultiert: Das Klarmachen oder auch Einbläuen. Erörtern Menschen mit mehr Freude am politischen Diskurs als Yasmin Fahimi die Pros und Kontras des Mindestlohns, kommen sie nicht umhin, wieder und wieder den Namen der Partei zu preisen, die ihn angeblich erfunden hat: die SPD.
Nach Hause geht der Leser von Yasmin Fahimis Eintrag mit folgender Erkenntnis: Eine Politikerin, die es nicht schafft, drei Zeilen auf facebook zu verfassen, ohne inhaltliche wie logische Fehler zu begehen und ein sprachliches Mindestniveau zu halten, sollte nicht Generalsekretärin der SPD sein.