Katharina Szabo / 04.01.2016 / 17:09 / 9 / Seite ausdrucken

Alles Nazis, außer Plato und Peter Tauber

Zur Zeit des Nationalsozialismus gab es nur eine Handvoll Widerstandskämpfer. Etwa Hans und Sophie Scholl, die mit weiteren Mitglieder ihrer Münchner Widerstandsgruppe “Weiße Rose” in der Universität Flugblätter ausgelegt hatten, um zum Sturz des Regimes aufzurufen. Sie wurden vom Hausmeister der Universität denunziert, vom Volksgerichtshof unter dem Vorsitz von Roland Freisler zum Tode verurteilt und in München-Stadelheim enthauptet. Die Geschwister Scholl entstammten einer Familie konservativer Katholiken. Einem Dunstkreis also, den man heute‚rechtspopulistisch, dumpf, ‚dumm, hartherzig und kalt nennt.

Aber nie war die Gefahr so groß wie heute, dass Adolf Hitler und seine Nationalsozialisten Auferstehung feiern, in der Absicht, das Land in den Abgrund zu reißen. Die Bedrohung lauert überall, wissen Vertreter von CDU, SPD, Linken und Grünen. Da unten im Land, wo man keine der genannte Parteien mehr wählen will, lauert der Bürger, lauert der Konservative, holt der Steuerzahler schon seine braune Uniform aus dem Schrank, um Angela Merkel und ihre Getreuen aus Amt und Würden zu jagen. Doch anders als zu Zeiten des Dritten Reiches ist der Widerstand diesmal enorm.

Kein Regierungsvertreter, kein Oppositionspolitiker, der es sich heutzutage noch leisten könnte, nicht “gegen Rechts” zu kämpfen. Dauernd und überall wird Stellung bezogen, wird geschimpft, beleidigt, bedroht und verachtet. Kein Tag vergeht, an dem nicht ein Ranghoher vor die Kameras tritt und dem Pack deutlich macht, dass jedwede Kritik an Regierung und Opposition in die Fänge der Rattenfänger vom rechten Rand führt. Schließlich ist das gesamte politische Spektrum ja bereits parlamentarisch vertreten.

Gut, so gibt auch die Kanzlerin den Marschbefehl vor, ist da wo das Herz ist. Und das schlägt bekanntlich links außen. In ihrem Kampf unterstützt werden Regierung und Opposition von allen überregionalen Medien, dem öffentlich-rechten Rundfunkt und zivilen Widerstandsorganisationen wie der Antifa oder Milli Görus, die auch mal da anpacken, wo es schmutzig wird. Selbst Kunst und Kultur folgen geschlossen dem Aufruf aus Berlin, Schulter an Schulter dem Bösen entgegen zu treten.

Dieses Jahr etwa feierte an der Berliner Schaubühne das antifaschistische Theaterstück ‚Fear‘ Premiere, in welchem dazu aufgerufen wird, hassenswerte Katholiken und Konservative zu ermorden. Die schlimmsten Exemplare werden namentlich genannt und mit Foto gezeigt. Wir alle sind also sicher. Förmlich beschützt von einer einzigen, undurchdringlichen, riesigen, weißen Rose.

Abschließend sei noch ein herausragendes Beispiel zivilen Ungehorsams gegen die Dumpfbacken da draußen im Land genannt. Peter Tauber, Generalsekretär der CDU beschimpfte einen Facebook-Pöbler, der sich nach dem Geisteszustand der Kanzlerin erkundigt hatte, ebenfalls auf Facebook als “Arschloch”. Garniert mit einem Smiley. Tapferer geht nicht, weiß auch Peter Tauber. Gerührt von seinem eigenen Mut sah er sich veranlasst, den Vorgang erneut auf seiner Seite zu kommentieren:

„Auf Facebook tummeln sich so viele dumme Menschen, die andere wegen ihrer Meinung herabwürdigen, die rechtsradikalen Dreck und antisemitische Hetze verbreiten. Ich finde, man sollte solche Kommentare nicht löschen oder gar verbieten. Das bringt nichts. Diese Menschen denken mit ihren kranken Hirnen ja leider weiter so einen Mist. Man muss Ihnen sagen was sie sind: Nazis, Antidemokraten und mancher von denen ist schlichtweg ein Arschloch. So wie dieser Typ, dem ich das auf meiner Seite - also hier - gesagt habe. Ich finde, wir sollten alle dieses Jahr dem Streit mit diesen Leuten nicht aus dem Weg gehen, sondern ihn annehmen. ‘Wenn die Guten nicht kämpfen, werden die Schlechten siegen!’ hat schon Plato gesagt.“

Demnächst, so ist zu befürchten, werden Historiker den Namen Tauber also vielleicht in einem Atemzug mit Plato nennen.

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Benji Wüst / 06.01.2016

Liebe Katharina, schön geschrieben und ein gelungenes Beispiel ironischer Prosa, welche Zustände treffender zu beschreiben vermag, als der bloße Streit um die Kategorien Richtig oder Falsch, Links oder Rechts. Im Laufe des letzten Jahres mussten viele Autoren Volten schlagen um mit den variablen Fakten und Emotionen Schritt zu halten und ihren Anspruch auf Deutungshoheit zu verteidigen. Paradigmen wurden aus einer seelisch opportunen, teils neurotischen und damit meist undurchsichtigen Matrix aus Annahmen, Bedürfnissen und narzisstischen Defiziten heraus geboren und über ein agitiertes Publikum gewürgt. Es ist anzunehmen, dass die Kategorien der politischen Positionen oder Parteizuordnungen für eine angemessene Analyse des Themenkomplexes um Flucht, Asyl und Migration, um kulturelle Identität, Assimilation und Integration, um Globalisierung, Entwicklung und Gerechtigkeit wenig taugen und eine ideologiefreie Bestandsaufnahme unter weiter greifenden Gesichtspunkten angemessen wäre.

Monika Medel / 06.01.2016

Die Geschwister Scholl werden zwar gerne katholisch vereinnahmt, waren aber evangelisch und Hans und Sophie Scholl haben vor ihrer Hinrichtung das evangelische Abendmahl genommen. Die immer wieder kolportierte Behauptung, sie hätten die Konversion zur katholischen Kirche gewünscht und dies sei ihnen verweigert worden ist haltlos. Die Mutter der Geschwister war 10 Jahre lang Diakonisse in Schwäbisch Hall und blieb ihrem Mutterhaus auch nach der Heirat verbunden.- Anlass des Gerüchts ist wohl, dass die überlebende Schwester Inge Aicher-Scholl später konvertierte, ihr Mann Otl Aicher war katholisch. Inge Aicher-Scholl ist freilich dem linken politischen Milieu zuzuordnen. P.S. Mir sind gestern die Vornamen durcheinandergekommen.

Monika Medel / 06.01.2016

Die Geschwister Scholl werden zwar gern katholisch vereinnahmt, waren aber evangelisch und nahmen vor ihrer Hinrichtung das evangelische Abendmahl. Die immerr wieder auftauchende Behauptung, sie hätten den Übertritt zur katholischen Kirche gewünscht ist ebenso haltlos. Die Mutter von Hans und Sophie war 10 Jahre lang Diakonisse in Schwäbisch Hall und blieb ihrem Mutterhaus auch nach der Heirat verbunden. Anlass der irrigen Behauptung mag sein, dass die überlebende Schwester Inge Aicher-Scholl später konvertierte, ihr Mann Otl Aicher war katholisch. Inge Aicher-Scholl ist allerdings einem politisch linken Milieu zuzuordnen. P.S. Mir sind gestern leider die Vornamen im Kopf verrutscht.

Jürgen Düker / 05.01.2016

Der Artikel hat mir sehr gefallen, mit der Beste in den letzten 10 Jahren überhaupt! Boße Zustimmung ist ja laut Achse nicht erlaubt, nur was soll ich dem entegenstellen?

Monika Medel / 05.01.2016

Die Geschwister Scholl werden zwar gerne katholisch vereinnahmt, waren aber nichtsdestotrotz evangelisch und nahmen vor ihrer Hinrichtung das evangelische Abendmahl. Die Behauptung, sie hätten Konversationsabsichten geäußert ist nirgends belegt. Die Mutter von Hans und Inge war 10 Jahre Diakonisse in Schwäbisch Hall und blieb ihrem Mutterhaus auch nach ihrer Heirat verbunden. Die überlebernde Schwester Ilse Aicher-Scholl ist allerdings zum Katholizismus konvertiert, ihr langjähriger Freund und späterer Ehemann Otl Aicher war katholisch.

Hartmann Ulrich / 05.01.2016

Die Geschwister Scholl stammten nicht aus einer Familie konservativer Katholiken, sondern eher liberaler Protestanten.

Thomas Bonin / 04.01.2016

Als sich UK dereinst auf dem Höhe des Kalten Krieges befand resp. wähnte, lautete die Parole allerorten “Reds under the bed(s)”. Und während der McCarthy-Ära wurden reihenweise “Abweichler” vor das ” “Komitee für unamerikanische Umtriebe” gezerrt [oft einhergehend mit dem Verlust des Jobs]. Ähnliches - wenngleich mit anderem Farbanstrich - scheint sich hierzulande abzuspielen. Immerhin wurde im angelsächsischen Raum dank vitaler demokratischer Strukturen diesem Spuk zumindest die Spitze gebrochen. Bevor im verordneten Jubel-Deutschland ähnliches geschieht, muss wohl erst etwas passieren: hoffentlich nichts Schlimmes!   

Daniel Briner / 04.01.2016

Ewig sucht jeder sein Gegenstück ... auch von Platon.

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